Senegalesisches Essen in den spanisch-galizischen Bergen

Senegalesisches Essen in den spanisch-galizischen Bergen

Ups, das ist ja spannend. Natalie ist irgendwie aus einer anderen Welt. Den “klassischen” Vorurteilen folgend, kann es nicht  sein, dass sie aus diesem Dorf stammt. Da haben mich meine Vorurteile nicht getäuscht. Sie stammt aus Senegal und ihr Mann, ein Spanier, traf sie als Entwicklungshelfer. Nach ein paar Jahren Senegal und einigen Stationen in Spanien haben sie jetzt beide eine Alberque für Pilger. In einem kleinen Mini-Dorf, das aus 12 Häusern und zwei Herbergen besteht. Und Landschaft. Mehr ist nicht. Meistens (seit März 2021 zumindest) nicht mal viele Pilger! Seitdem sind die beiden, Natalia und Joe, ihr spanischer Mann, Hospitaleros – und was für welche. Ich komme relativ zeitig an und bin gleich mal mitten in die Familie integriert. Die beiden haben zwei lebhafte Steppkes, 7 und 10 Jahre jung – und – da ich, heute zumindest, der einzige Gast bin, habe ich volle Rundumbetreuung. Ich habe nicht nur ein Zweibettzimmer für mich alleine sondern auch die ganze Familie für mich. Es gibt Mittagessen (für spanische Verhältnisse pünktlich) zwischen 2 und 3, wenn die Kids von der Schule kommen. Salat, Pasta und Hühnchen. Wunderbar. Und Wein, den Joe aus den Katakomben holt. Näher dran an echten Menschen kannst du nicht sein – so was von echt, herzlich und zugetan. Ich sage, dass ich etwas arbeiten werde – und bekomme – mitten in der Zoom-Konferenz vom Chef des Hauses persönlich noch einen Apfel serviert. Träumchen. Preis: 15 Euro /pro Nacht. Da kannste echt nicht meckern. 

Inzwischen bin ich angekommen auf dem Camino. Bin angekommen bei mir – ein Stück mehr. Wie macht das dieser Weg. Er zeigt konsequent wie wichtig das ist, bei sich zu sein. Entweder, wie gerade eben – ist Stromausfall und damit geht das Wifi auch nicht. Oder, wie heute früh, sind mal wieder meine mobilen Daten aufgebraucht. Jedenfalls geht dann kein Internet. Und was sagt mir das, der wichtige Post muss warten, der wichtige Termin verschoben werden. 

Das ist blöd. Aber ich kann da inzwischen sehr entspannt sein. 

Was ist denn wirklich wichtig? 

Diese wunderbare reiche Natur. Die echten Menschen, die ich auf dem Weg treffe. Die Selbstüberwindung beim letzten wirklich heftigen Aufstieg. Da hatten auch echt trainierte Menschen richtig zu kämpfen. Ich auch. Das ist so ein Aufstieg, wo du am liebsten wirklich alle 2 Meter stehen bleiben willst und dir das Taxi heimlich herbeiwünscht. Kam aber keins. 

Und dann habe ich das gemacht, was in solchen Situationen, wenn es steil (WIRKLICH STEIL) bergauf geht, und dir die Sonne ins Gehirn brennt – ich bin Schritt für Schritt gegangen. Mich hat nicht mehr interessiert, wie weit es noch ist, oder ob nach dem nächsten “Absatz” endlich wahlweise das ersehnte Dorf, Schatten oder eine weniger starke Steigung kommt. Ich bin einfach gegangen. Jeder Schritt war im Jetzt, egal was war und egal was kommt. Auf diese Weise bin ich tatsächlich angekommen.

In der familiären Pension bei Joe und Natalie bin ich tatsächlich 2 Tage geblieben, weil ich etwas arbeiten wollte. Hat auch ungefähr geklappt. 

Am 2. Tag – kamen auf einmal weitere Pilger: Lars aus der Schweiz, 75 Jahre und ein wunderbarer Mensch. Redselig und auf seinem ersten Jakobsweg. Er hat ganze 23 (!) kg Gepäck mit sich. Ein Zelt, eine Isomatte, eine Hängematte und einen Kocher. Einfach alles ist mit ihm. Das ist natürlich viel zu schwer – so lässt er sein Gepäck von einer Station zur anderen transportieren. 

Aber mal ehrlich: Mit 75 Jahren darf man auch mal ein paar kg zu viel mitnehmen. 

Das andere “Paar” – ein Nicht-Paar. 1 x Schweiz und 1 x heimatlich vertraute Klänge. Da merke ich, wie brandenburgisch ich wirklich bin. Nennen wir ihn, Bernd, kommt aus Eberswalde und der Dialekt ist so vertraut. Er hat einfach hingeschmissen. 20 Jahre habe er nur gearbeitet – für seinen Chef. Und der scheint es etwas übertrieben zu haben, oder die Zeit war einfach reif. Bernd hat wie er sagt, “im Affekt” den Laptop und das Diensthandy in ein gelbes Postpaket gepackt, das zu seinem Chef geschickt und sein Kündigungsschreiben dazu gelegt. Setzte sich ins Auto und fuhr gen Süden. Bis Pamplona. Da begann sein Jakobsweg. Dabei hat er Verena getroffen, eine Schweizerin, die demnächst 50 wird. Sie sind beide so ein bisschen wie bei Loriot, wie ein altes Ehepaar. Dabei sind beide anderweitig gebunden. Pilgergeschichten mit viel Spaß.

Das schöne am Pilgern ist: Alle sind gleich. Du siehst nicht, wer Geld hat, wer keins hat, wer viel arbeitet, wer wenig. Du siehst nicht, wer gerade geschieden ist, jemanden verloren hat oder auch frisch verheiratet ist. Und gerade, wo ich hier sitze und das schreibe spaziert mein schleimi-Spanier vorbei, desssen Bierfahne wirklich legendär mindestens bis Santiago reicht. Er, der mir (und allen anderen Frauen) nette Kompimente macht a lá “Du hast sooo schöne Augen..:” Muss man das richtigs Maß aus Abstand und Nettigkeit finden, um den guten Frieden zu wahren. Jedenfalls werden wir heute die Nacht miteinander verbringen. Zusammen mit mindestens 20 anderen Pilgern im Schlafsaal. 

Inzwischen habe ich die Bierza durchquert, eine Weingegend, hab einen lustigen Familienbetrieb gesehen, eine Herberge/Restaurant, wo ich ganz alleine war, habe den steilsten (hoffe ich wenigstens) Weg des Camino Frances erklommen und mir von einer Französin (66), die durch Corona 5 enge Verwandte verloren hat, die Blasen an den Füßen reparieren lassen. Ich habe Luis aus Argentinien getroffen, der mit dem Rad unterwegs ist und einen Spanier aus Granada, der seit 2 Jahren unterwegs ist. Auch er hat , ähnlich wie Bernd, einfach hingehauen. Er sei immerhin 39 – und da werde es Zeit, dass er sich mal um sich kümmere. Nun, der Weg wird es richten. 

Ich trotte da neulich so die Straße lang, da treffe ich zwei Hunde. Einen Welpen und einen Struppi. Beide sind wohl der Meinung, ich müsse mit ihnen spielen. Hab aber keine Lust. Der Welpe sagt nix, Struppi ist auf Hundeart ungehalten und bellt wie ein Wilder. 

Ach und dann ist es passiert. Ich habe das erste vierblättrige Kleeblatt gefunden, in meinem Leben. Krass. Das ist ein Beweis dafür, dass es geht. Denn bei José, ihr erinnert euch, der Typ mit dem Öko-Wein und den Kleeblättern – hatte ich beschlossen, dass ich jetzt auch mal ein 4-blättriges Kleeblatt finde. Hat geklappt. Ist  wohl doch mehr Mindset als alles andere.

Zurück zur Albeque mit Familienanschluss. Da habe ich senegalesisches Essen bekommen. Und durfte richtig mit dabei sein, im Familienleben. Wunderbar. Ein weiteres Geschenk des Jakobsweges.

Von Templern und einem knarzenden Haus

Von Templern und einem knarzenden Haus

Na da wird wohl doch was zurückgeblieben sein von meinem latenten Sonnenstich. Ich stiefele gerade durch eine blühende Wiese, da eilt mir ein Templer entgegen. Kapuze tief ins Gesicht gezogen – und völlig ignorant. Ich sehe schon Templer. Das sind die mit dem roten Kreuz, ein Ritterorden, der laut Wikipedia irgendwie vom Jahr 1100 noch etwas bis 13 nochetwas die Pilger beschützte, aber nicht nur. “Macht der Weg auch eine Zeitmaschine?”, frage ich mich leicht irritiert – und blicke an mir runter. Nö, ich habe immernoch meine neuzeitliche Ausrüstung – auch mein frisch erworbener Pilgerstock ist bei mir. Vielleicht bin ich auch zu lange alleine mit mir… und drehe langsam durch. Doch der Reihe nach.

Also da soll mir einer sagen, der Jakobsweg sei überlaufen. Ist er nicht oder ich bewege mich völlig außer der Norm hier, denn ich bin schon die zweite Nacht fast ganz alleine in der Herberge. Das “außer der Norm” Ist irgendwie auch wieder passend, denn ich habs ja im Namen. Wie DU willst. Nicht wie die anderen. 

Ich bin ein bisschen aus dem Standard-Etappen-Raster rausgefallen. Denn ich musste mal kurz eine kurze Etappe einschieben und in Rabanal del Camino einkehren. Ein malerisches Dorf. Irgendwie hatte ich recht früh eingecheckt in einer wunderbaren Herberge mit netten Menschen und ausreichendem Wlan – war zum Mittagessen – und danach ging gar nichts mehr. Sonnenstich – oder so was. Jedenfalls fühlte sich mein Kopf so eben sehr matschig an. Da bin ich erst mal ins Bett und da auch – bis auf einen kurzen Zwischenstep, den gregorianischen Pilgersegen zweier sehr souveräner Mönche) und ein Zoom-Gespräch nicht mehr rausgekommen bis morgens früh. 

Ist auch klar: Ich hatte an dem Tag meine Kappe ziemlich spät aufgesetzt und bin den ganzen Tag mit meiner Kuscheljacke gelaufen. Kalt war es nicht, eher warm bis heiß, aber ich musste meinen Sonnenbrand an den Armen auskurieren. Und schlauerweise habe ich ja aus Gründen der Gewichtsreduzierung meines Rucksacks mein langärmeliges Shirt in der ersten Herberge gelassen. Dumm gel… na egal. Jedenfalls ging es schön sachte aber stetig bergan. Den ganzen Tag. Bis auf stattliche 1300 Meter Höhe. Da ist die Luft schon dünne. Das ist schon hoch, wenn “mein” höchster Berg in den Kmehlener Bergen liegt der weniger als 200 Meter hat.. 

Am Morgen war alles wieder fein, frisch bin ich in die neue Etappe gestartet: Durch wirklich nach all den tosenden Straßen – endlich Stille. – Nein eigentlich keine Stille. Frösche quaken, Vögel zwitschern, Bienen summen, der Wind rauscht  – und ab und zu höre ich meine eigenen Schritte, manchmal auch meine Selbstgespräche. Sonst ist da NICHTS. Berge, Aussicht. Und so was von einer blühenden Vielfalt an der ich mich kaum satt sehen kann. Natürlich sind alle anderen Pilger schon weg. Und ich staune immer noch über Blümchen, Ginster und Heide in den verschiedensten Varianten. Es geht kräftig bergan. Heute habe ich Kraft und fühle mich wirklich wohl, obwohl ich heute den höchsten Punkt des Jakobsweges mit rund 1600 Höhenmetern erreichen werde. Gemessen hab ich es nicht. Tomas hat es mir erzählt. Tomas ist ein Einsiedler und Templer. Die roten Kreuze zieren schon seit Kilometern neben der Jakobsmuschel die Wegweiser. Ich wusste gar nicht so richtig, was Templer sind und hab mich belesen. Nun, Tomas ist einer der Ver-rückten, die hier oben, am höchsten Punkt des Jakobswegs ihren ganz eigenen Film spielen. Der Templerorden ist wieder auferstanden und in der Enklave Manjarin gibt es wenige windschiefe Hütten, seltsame Gestalten – und eben Tomas. Der kräftige Ex-Pilger läutet die Glocke als ich des Weges komme. Natürlich gehe ich gucken: Ganz in Templer-Manier bekomme ich die Frage: Coca Cola oder Wasser. Na bei so viel Charme: Da nehm ich doch Wasser. Tomas klärt mich über die Templer nicht auf, nur dass das eben so sei – er erzählt mir jedoch, dass seine Katze Prinzessin heißt und 4 Junge bekommen hat, sein Hund schwarz ist, aber eingesperrt, weil manche Pilger Angst vor Hunden haben. Und dass hier der höchste Punkt des Weges sei. Na, wenn Tomas das sagt.. Immerhin ist er 19 Mal den Weg gegangen. Und hier bleibt er jetzt, Sommer wie Winter – und gibt den Pilgern Getränke. Früher war es mal eine Herberge aber geht irgendwie gerade nicht. Genauer ist Tomas da nicht. Und, nein es gibt keine Fotos. Will er nicht. Ist ja schließlich sein persönliches Recht. 

Ich verlasse Tomas und Princessa – und steuere das Cruz Ferro an. Eigentlich heißt es “eisernes Kreuz”, aber der Stiel vom Kreuz – zugegebenermaßen wirklich hoch, ist aus profanem Holz. Auch sonst hätte ich mir anhand der Fotos das Ganze etwas spektakulärer vorgestellt. Naja. Hier legen Pilger die Steine, die sie mitgebracht haben – mit ihren Sorgen ab. Das ergibt auch Sinn, am höchsten Punkt des Weges… Habe auch ein paar Sorgen da gelassen, aber kaum Zeit zum Reflektieren.

Vor mir sind sechs sportlich, sehnig drahtige Radler-Pilger angekommen. Hübsch sind die Radler anzusehen in ihren gestylten Sportdresses und den muskulösen Waden. Aber eben hektisch. Immer auf Höchstleistung. Schnell ein “Sechser-Foto” gemacht, noch wenigstens ein Rad dazu, dass man auch sieht, dass sie mit dem Rad hier waren – und fertsch. Bevor sie gehen, greift sich jeder einen der Steine die da liegen und wirft sie hinter sich. “Porque” frage ich einen der eiligen Radler. Der erklärt mir eilig – “Wirf ihn hinter dich und deine Sünden sind vergeben.” Meine Herren jetzt schon? “Ich dachte, erst in Santiago.. “

Na dann, ich greif mir einen Stein – und werfe ihn hinter mich. Bevor ich mich vom Acker mache, treffe ich einen Belgier, der in der Schweiz wohnt und eine sehr angenehme Stimme hat. Wir schnacken kurz, das übliche.. und dann eilt auch er weiter. 

Warum bin ich so “bummelig”?? Keine Ahnung, habe auch eigentlich keine Lust darüber nachzudenken. Es geht durch Wald und Heide noch ein Stück hoch, dann runter. Das ist ungefähr so, wie der Findlingspark Nochten (aus der Lausitz) in XXL und in echt großer Höhe. Mehr Heide als Stein, aber immer wieder sehr feine Gesteinsformationen. 

Nun bekomme ich Hunger, ein Dorf kommt vorbei und ich kehre ein. Eigentlich sollte es hier eine coole Pilgerherberge geben, wo gemeinsam gekocht wird.. aber die Hospitaleros sind wohl ausgezogen aus dem wirklich pittoresken Dorf hoch oben. Es ist Sonntag und beste spanische MIttagszeit, 14 Uhr. Alle Tische in dem Lokal mit Aussicht sind voll besetzt. Die Aussicht ist ein Traum. Das Essen auch. Aber ich will nicht bleiben, irgendwas zieht mich weiter. Ins nächste Dorf. Im Pilgerführer steht, dass man eigentlich bis Molinaseca gehen soll. 

Aber dazwischen kommt ein wilder steiniger Abstieg, den will ich heute nicht mehr. Ich rufe im nächsten Dorf die Herberge an. Habe Glück, ich reserviere einen Platz. Haha, ich bin seit 30.5. der erste Pilger, der da einkehrt. 

Na wunderbar: Wirklich. Ich treffe Oliviere – einen Spanier, der in Frankreich aufwuchs und wie der Zufall es wollte, nun seit 4 Jahren Hospitalero (also Gastgeber für Pilger) ist. Wir plaudern über Gott, Engel, Liebe, die Welt und das Business mit den Pilgern, das auch für unerschütterliche Optimisten wie Oliviere ab und an herausfordernd ist. Dieses Jahr waren mit mir 19 Pilger da. In einer Herberge, die am Tag 20 Pilger aufnehmen kann und die so wunderschön ist. Holz, ein altes typisches Steinhaus mit einem herrlichen Garten mit Nuss- und Stechpalmenbaum. Der Ort – sehr sehr empfehlenswert, heißt Riego de Ambros und es gibt nur eine Herberge. Die Pilger aber eilen weiter. 

Ich nicht. Ich bleibe hier und alleine. Oliviere verlässt mich gegen 7 und da habe ich Haus und Hof für mich alleine. Es wird frisch hier oben und ich ziehe mich zurück ins Haus. Das Holz arbeitet, was ziemlich interessante Geräusche hervorbringt. Es knackt und knarzt in einer Tour. Mal hier, mal weiter fern. Angst hab ich nicht. Es ist ein guter Ort. 

Und ehrlicherweise hat mich Oliviere auch eingeschlossen und ich hab mal vorsichtshalber noch das Fenster zum Dorfplatz geschlossen. Ich schlafe tief und träume wirr. Und steige früh ganz alleine bergab. In meinem Tempo, durch ein duftendes Tal voller Blumen und schattiger Bäume. Ein Träumchen. Molinaseca ist ein schöner kleiner Ort, aber da laufe ich durch. Als dann die Sonne doch zu warm wird, ziehe ich meine Jacke aus – und mache dazu an der Bushaltestelle Rast. Laufe fröhlich weiter, um nach 2 km festzustellen, dass ich meinen erst gestern erstandenen Wanderstock liegen lassen habe. Knurrend und murrend beschließe ich, umzukehren und die kurze Strecke noch mal zu laufen, um meinen Stock wieder einzufangen. Naja, was solls. Soll ja schlank machen, der Camino, meinte mein Templerfreund Tomas. Der muss es ja wissen. 

Die Berge sind erstmal vorbei. Heute ist Straße laufen angesagt. Das tu ich auch – und bin wiedermal in einer Herberge ganz alleine. Ein Luxus für 10 Euro. Allerdings nur bis 11 Uhr abends, dann kommt doch noch ein Paar. Aber ist ok, ich bin ja noch wach. 

Der Marketing-Hack für heute, den will ich dir nicht vorenthalten. In einem Dorf, in den Bergen hatte ich einen Kaffee und einen so was von sortierten Pilgershop gesehen, das ist der Wahnsinn. ALLES da, was ein Pilger braucht. Pflaster, Duschgel in kleinen Packungen, Trockenobst, Kondome, Wanderstöcke, Regenjacken, Andenken, Nähzeug, sogar EINLEGESOHLEN, einfach ALLES. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, was ein Pilger wirklich brauchen könnte. Das ist mein MarketingHack für heute. Wenn dein Angebot so ist, dass keiner mehr nachfragen muss, dann ist es gut. Wie du das rausfindest? Kenne deine Zielgruppe besser als dich selbst. Falls du dazu mal ne Frage hast, weil dein Business noch nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, dann sag Bescheid. 

Buen Camino, ihr Lieben. 

Durch den Schnee direkt zur Mitte des Jakobsweges

Durch den Schnee direkt zur Mitte des Jakobsweges

Heute bin ich durch den Schnee gewatet… 

Also, direkt durch den Flusen-Schnee der Pappeln. Das erinnert mich sehr an meinen letzten Jakobsweg-Besuch. Das war im frühen März – und da war tatsächlich noch Schnee! In Sahagun, wo ich heute nacht bei offenem Fenster die Störche klappen hörte und von Schwalben geweckt wurde, habe ich die bislang kälteste und einsamste Nacht meines Lebens verbracht. Vor drei Jahren. Das war meine letzte Pilgernacht bei der Tour, die das BusinessPilgern hervorbrachte. Mal sehen, was dieser Weg bringt. 

Dieses Mal habe ich einer anderen Herberge geschlafen – ein Benediktinerkloster. Da  hatte ich tatsächlich ein Viermann-Zimmer ganz für mich allein. Seltener Luxus auf dem Weg. Mir kommt es vor, als wären es dieses Jahr weniger Pilger da als 2018. Aber wer weiß, vielleicht sind die nur alle mega früh am Start. Morgen geh ich jedenfalls auch deutlich eher los als heute (7.30 Uhr) – es wird echt zu schnell zu warm. Meinen “Jet-Lag” müsste ich ja so langsam überwunden haben, so dass ich mich dann schon auf die nächste Tour morgen freue. Und die erste Runde – etwa 19 km habe ich ganz ohne Blessuren der Füße überstanden.

Als ich losgelaufen bin, brauchte es nur wenige Schritte, um wieder in das Gefühl der unendlichen Freiheit zu kommen. Alles, was mich die nächsten vier Wochen begleiten wird habe ich dabei. 

Kleiner Jammer-Hammer: Kein Shampoo – ich dachte irgendwie, Seife ist ok. Habe es ausprobiert. Also, ihr Lieben, Seife fetzt gar nicht beim Haarewaschen ;). Und kein Waschmittel. Auch schlau, wenn man nur zwei T-Shirts mithat. 

Nun, irgendwie bin ich gerade zu müde, die Tienda – das Geschäft vor Ort zu suchen. Mach ich morgen. Heute muss die Seife herhalten.

Bin in einer netten Herberge untergekommen mit einigen anderen Pilgern. Da gibt es wenig Platz, dafür aber einen Garten und Wäscheleine. Ist auch nicht schlecht. 

Gerade sitze ich im Dorfgasthor. Das ist wirklich anders als in Deutschland. Dieses Restaurant ist wirklich Treffpunkt für die Leute, die hier wohnen. Es ist laut, die Stimmen wabern durch den Vorgarten. Es wird Wein getrunken – mit Tapas(!). Wir sind ja auch kurz vor Leon. Dort hatte ich vor drei Jahren eine sehr schwankende Erfahrung, habe drei Wein getrunken – und war zwar reichlich angeschäkert, aber auch satt. Für 6 Euro!
Nun ich habe ein fulminantes Menu del Dia gegessen. Und bin satt, zufrieden und schreib hier zum Stimmgewirr. Übrigens: Mein Marketing-Hack für heute: Auf einer langen Strecke, die relativ monoton ist, rechts und links Felder, und sonst immer gerade-aus, da haben die findigen Gastgeber aus diesem Dorf hier die Wegweiserpoller genutzt, um schicke Flyer von ihrer Pilgerherberge drauf zu legen. Mit netten Fotos und Menu del Dia-Ankündigung. Was glaubst du, wo ich heute abgestiegen bin :)).

Hier gibt es viele Felder mit reichlich Mohn – das sieht wunderschön aus. Ich musste irgendwie heute – mitten auf dem Weg richtig lange innehalten – und da habe ich dieses warme Gefühl der Dankbarkeit so warm und heftig gespürt. Herrlich. Das liebe ich am Camino. 

Ich geb dir heute noch einen Spruch mit auf den Weg, den ich im Kloster gefunden habe:

“Cado Paso es importante, después veremos por que!” – Jeder Schritt ist wichtig, danach sehen wir, wofür. Buen Camino.

Die Steine der Freiheit oder welches Gefühl steckt hinter deinem Marketingziel

Die Steine der Freiheit oder welches Gefühl steckt hinter deinem Marketingziel

Neulich in Senftenberg, am schönen Senftenberger See.

Der See ist leer – also Wasser ist drin, aber dafür, dass im Mai alle wie verrückt raus ins Freie drängen, ist wirklich keiner da. Ziemlich öd liegt der Stadthafen rum. Platz und Luft und Bock zum Pilgern ist trotzdem und ich habe den Pilgergang am See entlang genutzt, um mal so intensiv nachzudenken, was Freiheit eigentlich so ausmacht. Angeregt dazu hat mich wohl die frische Luft am See, die s-teife Brise, die herrschte und eine Reihe liebevoll bemalter Steine.

Irgendwer hat damit angefangen, die Steine hier hinzulegen und nach und nach kamen – und kommen weitere hinzu. Ein Stein sieht aus, wie ein Marienkäfer und der liegt so, als würde der Marienkäfer die Coronas fressen. Marienkäfer fressen im normalen Leben die kleinen Blattläuse, die in ihrer Masse Pflanzen, die so viel größer sind, zerstören oder doch schädigen können. Insofern hat der Vergleich wirklich was Wahres an sich. 

Nun, ich war eben mit mir Pilgern, um über das Marketing eines Kunden nachzudenken.

Ein anspruchsvolles Projekt. Er möchte sich einem neuen Geschäftsfeld zuwenden, nachdem er sich über die Jahre in seiner angestammten Branche einen großartigen Ruf aufgebaut hat. 

Und nun? Nun, so sagt er, habe er alles erreicht in jener als “schwierig” bekannten Branche. Er will was Neues machen. Neue Herausforderung. Und dazu ist eine Orientierung sinnvoll. Das haben wir – leider via Zoom und nicht beim echten Pilgern gemacht und ich wollte nur eine Sache von ihm wissen. Was ist sein Ziel? Die Antworten: Geld verdienen, Sicherheit generieren, Erfüllung finden. Und dann habe ich noch mal nachgefragt: Was ist dein Ziel? “Erfolg. Mein neues Unternehmen soll erfolgreich sein.” Aber er war doch im Alten auch erfolgreich. Warum also will er, so in der späten Jugend der U50 komplett wechseln, raus aus der Sicherheit, aus der Gewohnheit, dem Expertenstatus?

Hmmjahmmja. Nach einigen Teeschlucken und Schweigeminuten war sie dann da, die Antwort: “Ich will frei sein. Frei, mit meinen Kindern zum Angeln zu gehen, wann immer ich will, früh um den See zu joggen, und ja, an einem stinknormalen Mittwoch Vormittag Steine zu sammeln. Ich sah, wie er schluckte. Frei.

Er wollte frei sein – und das konnte er nicht in seinem alten Job. 

Was das mit Marketing zu tun hat? Alles. Denn ohne Ziel kein vernünftiges Marketing. Ohne Gefühl hinter dem Ziel kein Vertrauen. Ohne Vertrauen keine Kunden. Ohne Kunden keine Freiheit. Und da bin ich wieder bei den Steinen vom Senftenberger See. Irgendwer hat das so schön drauf gemalt.. Was ist denn dein Wunsch hinter dem Wunsch? 

Warum Marketing beim Pilgern besser funktioniert?

Warum Marketing beim Pilgern besser funktioniert?

Wie der Jakobsweg dein Marketing unterstützen kann: Gute Ideen entstehen im Gehen.

Das BusinessPilgern ist eine wunderbare Einrichtung. Denn diese Tage war ich wiedermal mit einer Kundin draußen, auf dem Jakobsweg. Diese historischen Wegenetze ziehen sich ja durch ganz Europa, ein Glück, dass sie vor einigen Jahren wiederentdeckt worden und (meist) gut ausgeschildert sind.

Die typische Jakobsmuschel ist das Symbol des flächendeckenden Wegenetzes.

Oft nutze ich, aus guter alter Verbundenheit, den Jakobsweg, wenn es sich ergibt. Ich finde, dass die Wege eine ganz besondere Energie haben. Vor hunderten von Jahren wanderten hier die Pilger – und Geschäftsleute durch ganz Europa, weil sie zu sich selbst finden oder auch Geschäfte machen wollten oder mussten.

Oftmals führen die Wege abseits der Straßen entlang.

Und das ist, was ich so liebe. Die Aussichten auf dem Jakobsweg. Sie sind nicht immer heiter, so wie hier. Aber sie sind weit. Sie öffnen Horizonte. Man kann als Mitpilger förmlich spüren, wie sich die Wolken wegschieben und der Kopf langsam aber sicher Ideen und Hoffnung produziert und schließlich Gewissheit.

Gewissheit, dass es geht. Dass es ein Ziel geben kann.

Dass sich jeder Schritt lohnen wird. Dieser Prozess – er ist so schön anzusehen und ich wünschte wirklich, dass mir das schon früher eingefallen / zugefallen wäre: Meine Kunden im Marketing zu nehmen und raus zu gehen, die Dinge einmal aus einer komplett anderen Perspektive zu betrachten.

Warum Marketing beim Pilgern besser funktioniert?

Gehen macht den Kopf frei.

Pilgern geschieht außerhalb des eigenen Büros, das manchmal belegt ist von den Hürden und Ablenkungen des Alltags.

Die Klarheit kommt beim Gehen.

Gute Ideen entstehen beim Gehen.

Du bist nicht allein.

Hier begleite ich dich auf deinem Weg zu deinem Marketing und entwickle aus dem Wirrwarr der Methoden genau deine Strategie mit dir. Wenn du magst, begleite ich dich mit Wieduwilt Kommunikation Schritt für Schritt beim Umsetzen.

So eben, wie beim Pilgern auch. Da trägt jeder seinen Rucksack.

Doch es ist schön, wenn jemand an der Seite ist, der vielleicht den oder einen ähnlichen Weg schon gegangen ist. Schau gerne mal rein – und bewirb dich für ein Gespräch mit mir. Ich freue mich auf dich.

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. – Kurt Tepperwein im Interview | Teil 3

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. - Kurt Tepperwein im Interview | Teil 3

Herzlich willkommen zum dritten und finalen Teil unseres großen Interviews mit Kurt Tepperwein. Hier geht es zu Teil 1und Teil 2.

Jana Wieduwilt: Hingabe bedeutet sich diesen Prozess auch zu widmen. Diesen Prozess auch freudig anzunehmen.

Kurt Tepperwein: Welchen Prozess?

Jana Wieduwilt: Den Prozess bewusst zu werden.

Kurt Tepperwein: Der Verstand macht einen Prozess.

Jana Wieduwilt: Stimmt.

Kurt Tepperwein: Eigentlich ist das kein Prozess. Würden sie sagen das Aufwachen morgens ist ein Prozess? Sie wachen einfach auf und stehen auf. Da ist kein Prozess. Das müssen Sie nicht üben, oder in Schritte unterteilen. Was mache ich denn als erstes, wenn ich aufwachen will? Sie wachen ganz natürlich auf. Also irgendwann erinnern Sie sich, wie lange könnten Sie brauchen, um sich zu erinnern. Wie lange dauert Erinnern? Das braucht keine Zeit. Sie erinnern sich und dann wissen Sie wieder.

Also der Verstand macht daraus einen Prozess. Das ist ungefähr so, stellen sie sich vor sie haben zu Besuch einen Außerirdischen. Sie haben keinen Verstand, die kennen das nicht, ich habe immer gehört ihr denkt. Hast du schon mal gedacht? Dann werden Sie sagen: „Das mache ich andauernd.“ „Okay“, sagte er, „greif doch mal bitte einen Gedanken JETZT raus und erkläre mir mal ganz genau, was machst du als erstes, wenn du einen Gedanken denken willst?“ JETZT wird es schwierig.

Sie müssten sagen, „weiß ich nicht, ich denke einfach daran.“

„Nein, nein, nein, das nützt mir nichts. Wie geht das? Also was machst du genau? Nein, du machst es doch andauernd“, sagst du. „Da musst du mir doch auch erklären können, was du da machst.“

Ja, da entstehen Schwierigkeiten. Und genau so ist es beim Erinnern. Machen Sie aus Erinnern einen Prozess? Aus vielen Schritten, was ist der erste Schritt der Erinnerung? So geht das nicht. Sie erinnern sich. Also, das brauch keine Zeit. Sie brauchen überhaupt nie mehr Zeit. Sie haben keine Verwendung mehr für Zeit. Sie haben keine Verwendung mehr für Denken. Aber jeder einzelne Gedanke, den sie denken, zieht sie sofort wieder in den Verstand. Und damit in die Illusion der Zeit und damit ist das JETZT beendet.

Jana Wieduwilt: Das ist dann, ich bin hartnäckig, es ist dann ein bisschen Übungsfrage? Ich verstehe, dass ich mich immer wieder erinnere, komm es ist JETZT und es gibt nur JETZT und ich nehme wahr, was zu tun ist.

Kurt Tepperwein: Nein, muss nicht sein. Wenn Sie den Schritt zum Beobachter machen. Das heißt also, Sie machen sich bewusst, ich HABE einen Körper, ich HABE einen Verstand, ich HABE eine Persönlichkeit, aber ich BIN der Besitzer.

Ich bin reine Energie, ich bin reine Existenz, ich bin Bewusstsein und bin der Besitzer dieses Körpers. Und jetzt verlagere ich mal meine Aufmerksamkeit hinter meinen Körper und schaue meinen Körper beim Leben zu. Ich habe gesehen –  für mich ist es einfacher – ich schaue durch die Augen meines Körpers meinem Körper beim Leben zu. Das geht auch.

Jana Wieduwilt: Das ist schön.

Kurt Tepperwein: Ich bin dieses ewige Sein, was jetzt durch die Augen meines Erfahrungsinstrumentes guckt, was mein Erfahrungsinstrument so treibt. Und jetzt bin ich der Beobachter und als Beobachter, bin ich nicht das, was ich beobachte. Das kann ich nicht sein. Sondern mein Körper, mein Verstand ist der Beobachtete und ich bin der Beobachter. Und als Beobachter nehme ich wahr, was mein Körper gerade macht, ob ich von ihm über die Schulter gucke oder durch seine Augen, das ist ja jetzt ihre Sache. Aber ich nehme wahr, was mein Körper macht. Jetzt bin ich in der Wahrnehmung. Wahrnehmung kann ich nur jetzt. Versuchen sie mal vorhin wahrzunehmen oder nachher. Können Sie vergessen. Das heißt die Wahrnehmung zwingt Sie ins JETZT, weil Sie nur jetzt geht. Okay also Sie nehmen jetzt wahr und damit sind Sie in der Wahrnehmung und im JETZT. Mehr ist nicht zu tun. Und wenn Sie sich jemals wieder erwischen, dass Sie einen Gedanken denken, dass Sie im Tun sind, dass Sie sich als Ich fühlen, ist es ein Schritt zum Beobachter. Und in der Wahrnehmung und dann sind Sie wieder ganz automatisch im JETZT. Sie können, wenn Sie beobachten und wahrnehmen, nicht anders als im JETZT sein.

Jana Wieduwilt: Das bedeutet es gibt im JETZT keinen Ärger?

Kurt Tepperwein: Es gibt keinen Ärger, es gibt keinen Stress. Es gibt keine Sorgen, es gibt keine Probleme, alles das gibt es nicht, weil das braucht das braucht ein jemand, der Angst hat. Ein Instrument dafür. Bewusstsein, was könnten Sie befürchten?

Sie sind ja unkaputtbar. Sie sind ewiges Sein. Sie sind unzerstörbar. Ja, ihnen kann nichts passieren. Was sollten sie befürchten? Es gibt nichts.

Was könnte denn passieren, was sie befürchten können? Sagen sie mal. Denken Sie sich mal was ganz Schlimmes aus. Sie werden nichts finden.

Jana Wieduwilt: Ja, es stimmt. Es kann nichts passieren.

Kurt Tepperwein: Wenn sie ewiges Sein sind, das ist nicht zu zerstören. Das kann nicht krank werden. Das kann keinen Unfall. Das kann auch keine Angst haben, weil es nichts gibt, was es befürchten könnte. Nur ein ICH ist zerbrechlich. Und dem kann viel passieren. Das kann sich verletzen, das kann was verlieren. Da kann viel passieren. Aber ihnen als Bewusstsein kann ja nichts passieren. Also ist die Angst auch nicht mehr.

Jana Wieduwilt: Kann man das irgendwie ansteckend machen. Ich nehme wahr, dass es sehr viel Angst gibt. Ich glaube nicht nur JETZT, aber JETZT scheint es mir sehr extrem zu sein.

Kurt Tepperwein: Es gibt überhaupt keine Angst, es gibt nur jemand, der Angst hat. Und das ist der Gesamtunterschied. Ja, das braucht einen Jemand. Und der ist zerbrechlich, und der ist verletztlich. Und der hat auch Grund, Angst zu haben. Das ist alles verständlich. Nur das sind Sie nicht.

Jana Wieduwilt: Kann ich nicht dieses Bewusstsein, kann es nicht andere Bewusstseins anstecken? Und in ihrem Besitz, anders rum, den Körpern zu dem Bewusstsein sagen, hej, ist doch kein Problem, wir haben keine Probleme. Es ist alles, es ist alles vollkommen.

Kurt Tepperwein: Beispiel: Wen wollen sie anstecken?

Jana Wieduwilt: Ich denke gerade an die aktuelle Situation. Es sind überall Restriktionen und Angst und Verriegelung, was im Grunde genommen völliger Quatsch ist, da wir ja alle reines Bewusstsein sind. Und ich habe gerade überlegt, ob es eine Möglichkeit gibt, die anderen Ichs mit Bewusstsein anzustecken?

Kurt Tepperwein: Sie haben kein Recht dazu, irgend jemanden anzustecken.

Jana Wieduwilt: Schade.

Kurt Tepperwein: Sie können in Ihrer Welt, machen was Sie wollen. Aber Sie können keinerlei Ursache, auch keine ganz kleine, in das Leben eines anderen setzen.

Gottseidank geht das nicht, denn kein anderer kann in Ihr Leben hinein eine Ursache setzen. Es sei denn, Sie stimmen zu, dann ist ihre Zustimmung die Ursache. Der andere hat nur eine Anregung gegeben und Sie haben genickt und dann haben Sie das verursacht.

Sie sind autonom. Niemand kann in ihr Leben hinein und Sie haben kein Recht in ein anderes Leben hinein zu gehen.

Das ist die Arroganz des Egos jetzt, Entschuldigung wenn ich das sage, das sagt: ich weiß es besser.

Ich würde dem was Gutes tun, wenn ich den JETZT anstecke mit meinem Erwachtsein, damit der es auch leichter hat. Das ist so, wie wenn Sie in der Schule jemanden bei der Mathearbeit die Lösungen vorsagen. Das hilft dem überhaupt nicht, weil er dann der Aufgabe nicht gewachsen ist. Er muss selber dahinterkommen, sie können ihm bestenfalls bei der Hand nehmen und Hilfestellung geben und schau doch mal dahin, oder prüfe doch mal das. Ja und dann kann er selber zu der Lösung kommen. Aber Sie dürfen ihm nicht die Lösung vorsagen.

Jana Wieduwilt: Das verstehe ich. Allerdings finde ich das trotzdem, mein Ego findet das gerade schade. Aber ich verstehe das. Es ist überhaupt nicht mein Recht, da einzugreifen.

Kurt Tepperwein: Wenn jemand in der ersten Klasse ist und noch Schwierigkeiten mit dem ABC hat, dann können sie ihm nicht mit Philosophie und höherer Mathematik kommen. Da hat er kein Verständnis für, das sagt ihm nichts. Das will er auch gar nicht. Sondern sie müssen ihn da abholen, wo er steht. Und müssen helfen, das zu begreifen, was jetzt in seiner Klasse an der Reihe ist. Klasse heißt hier, grad des Erwachens.

Sie können ihm in der ersten Klasse nicht das Abitur schenken. Ja, das wird dem nichts nützen. Das geht so nicht. Er muss den Weg gehen, und muss die Erfahrung selber machen.

Jana Wieduwilt: Ich verstehe, das wäre die Lösung.

Kurt Tepperwein: Ich denke, das wäre doch schön. Das würde mir Spaß machen. Alle um mich herum sind dann erwacht, das ist doch herrlich. Dann habe ich eine tolle Gemeinschaft hier. Aber das ist nicht deren Weg.

Jana Wieduwilt: Herr Tepperwein, ich habe noch ein paar Fragen aus dem letzten Interview, Fragen die Nachfragen waren, die wir zum letzten Interview hatten, darf ich die Ihnen noch stellen?

Kurt Tepperwein: Wenn Sie wollen.

Jana Wieduwilt: Und zwar ging es um die geistigen Gesetze beim letzten Interview. Da haben wir gesagt, oder haben sie erklärt Ursache setzen, Wirkung erleben. Es hat jemand gefragt, wenn ich in meinem Geist eine Ursache setze, kann ich dann wirklich ernsthaft ernten. Also er stellt sich vor, er hat ein Feld voller Tomaten. Wenn er die Ursache setzt, in Dankbarkeit all die Schritte geht. Hat er dann ein Feld voller Tomaten?

Kurt Tepperwein: Wenn sich jemand vorstellt, er hat das große Los gewonnen, hat er es dann gewonnen? Nein, er hat nicht mal ein Los.

Das heißt also, das ist der erste Schritt. Ich muss es erst einmal geistig in Besitz nehmen, JETZT ist es Teil meines so Seins. Und der zweite Schritt ist, wahrzunehmen was im Außen zu tun ist. Wenn ich also das große Los gewinnen will, muss zu mindestens mal ein Los kaufen. Sonst werde ich selber zum Hindernis. Ich kann nicht sagen, ich stelle mir vor, ich habe gewonnen und kaufe mir kein Los. Da sagt das Leben, was soll das denn jetzt werden? Du bist selbst das Hindernis. Da fehlt ein Stück. Oder ich fühle mich einsam, dann nützt es nichts, dass ich in meinem Kämmerlein eine Kerze anzünde, leise Meditationsmusik laufen lasse und mir vorstelle, ich bin glücklich mit jemanden zusammen. Was erwarte ich jetzt? Dass der Briefträger meine Traumfrau unter die Tür durchschiebt oder wie soll das gehen? Ich muss da zu mindestens rausgehen ins Leben und dem Leben Gelegenheit geben. Aber bin ich magnetisch dafür. Darf ich nicht selbst zum Hindernis werden.

Also ich muss schon, um es einfach zu sagen, das notwendige tun, was ich dann erkenne.

Jana Wieduwilt: Wir haben uns auch beim letzten Mal schon über Krankheiten unterhalten. Wir hatten heute das Thema auch schon und eine Frage war, die kam öfters, wenn wir auch diese, ich sage mal dieses Beispiel mit der Öl-Kontrolllampe, wenn wir die Botschaft des Körpers nicht wahrnehmen, verursachen wir diese Erkrankung. Dann kommen die Botschaften immer heftiger und immer größer. Jetzt war die Frage ganz oft, wenn ein kleines Kind, ein sehr kleines Kind schon schwer erkrankt an Krebs oder anderen schweren Erkrankungen, lebensbedrohlichen Erkrankungen. Hat dieses Kind dann auch schon die Signale des Körpers überhört oder wie dürfen wir das verstehen?

Kurt Tepperwein: Sie sind wieder im Verstand. Wie soll ich das verstehen. Gar nicht am besten. Sondern einfach die Wirklichkeit hinter dem Schaden erkennen. Es gibt keine kleinen Kinder. Es gibt nur alte Seelen, wir alle kriegen erst mal einen kleinen Körper. Das heißt, wir fangen an mit einem befruchteten Ei und das wächst heran und wird geboren und aber das ist unsere Schuluniform. Das kleine Kind ist die Schuluniform. Das heißt, da ist eine alte Seele, die ist vielleicht genauso alt wie Sie oder älter. Und die bringt ihr Schicksal mit, alle ungemachten Hausaufgaben. Alle Aufgaben müssen ja gemacht werden. Die sind im Rucksack des Karmas. Die bringen wir mit. Und das Kind hat hier in diesem Leben noch niemanden etwas getan. Das hat auch noch gar nichts verursacht. Aber es bringt seine Aufgaben mit. Und vielleicht nehmen wir mal den ganz krassen Fall an, dass Kind wird geboren und stirbt gleich wieder nach ein paar Tagen. Und dann sagt man ja, wem hat das denn was getan? Es kann sein, zum Beispiel dass beim letzten Mal das Kind durch einen Verkehrsunfall, die Seele, im letzten Leben ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Und sagt okay, eigentlich hatte ich ein erfülltes Leben, alles ist soweit klar, aber ich habe das Verlassen des Körpers gar nicht bewusst gelebt. Das war so plötzlich und auf einmal war ich draußen und hatte keinen Körper mehr und ich geh nur noch mal zurück in die Schule, um die Erfahrung des Verlassens des Körpers bewusst zu machen. Also, ich gehe ins Leben, werde geboren und erlebe jetzt ganz bewusst, muss noch nicht arbeiten, werde durch nichts abgelenkt, ich bin ganz konzentriert und erlebe bewusst, wie ich als Träger des Lebens meine Schuluniform ausziehe und wie die Schuluniform kein eigenes Leben hat. Und dann sagen die Umstände, die Angehörigen, die Eltern auch, dieses arme Kind, das hat überhaupt noch nicht gelebt und ist schon gleich so früh gestorben. Und dieses Kind, was eine alte Seele ist sagt, wunderbar, das war jetzt die Erfüllung. Jetzt habe ich die Erfahrung, die mir fehlte, gemacht, jetzt kann ich das abschließen.

Jana Wieduwilt: Ja, okay. Eine ähnliche Frage im Grunde genommen, glaube ich, wie jetzt geistig behinderte, ich glaube, ich hoffe, dass ich die Antwort verstehe oder weiß, ein geistig behinderter, wie nimmt der denn sein Bewusstsein wahr? Ich glaube der ist auch im JETZT?

Kurt Tepperwein: Zunächst ist er ja nicht behindert. Das Sein ist nicht behindert. Das ist nur seine Schuluniform. Ein Beispiel. Stellen sie sich vor Einstein hat die Relativitätstheorie entwickelt, hat den Nobelpreis bekommen, ist hoch geehrt gestorben und sitzt jetzt zu Hause auf Wolke 17 und überlegt: brauche ich noch mal eine Inkarnation. Ich würde mal eine ganz andere Erfahrung machen.

Wenn ich jetzt wieder herunter gehe mit meinem überragenden Verstand, dann werde ich wieder Wissenschaftler, dann kriege ich den Nobelpreis und das hatten wir ja jetzt schon. Dann sterbe ich irgendwann wieder hoch geehrt.

Der Film ist ja schon gelaufen. Was brauche ich denn? Beim letzten Mal hatte ich vor all den Ehrungen und den Verstandesforschungen gar keine Zeit für die Entwicklung meiner Seele. Das ich mal mein Seelenbewusstsein entwickele.

Also wählt er eine Inkarnation als Zweistein, körperlich behindert, absolut unfähig jemals zu arbeiten, ein lebenslanger Pflegefall, er sucht sich sehr sorgfältig Eltern aus, deren Aufgabe das auch ist natürlich, muss ja alles in Harmonie sein. Wird jetzt als vollkommen Geistig-Behinderter geboren und die Eltern und auch die Familie, die Umwelt, die Freunde sagen, mein Gott, was für ein schweres Schicksal, dieses Kind hat ja überhaupt keine Chance zu einem normalen Leben.

Ja und dann die Eltern, die Belastung, die müssen sich ja ein Leben um dieses Kind kümmern. Und dieser kleine Zweistein, der jetzt mit seinem überragenden Intellekt geboren wurde, den hat er ja immer noch. Der sagt, das ist jetzt das wichtigste Leben überhaupt. Jetzt kann ich mich ganz auf meine seelische Entwicklung konzentrieren. Ich muss nicht arbeiten, ich muss kein Geld verdienen, keine Steuern zahlen, ich werde gefüttert. Ich kann die äußeren Belange ganz vergessen und konzentriere mich ganz auf meine seelische Entwicklung. Wenn er dann das Leben verlässt, dann sagt er, das war mein wichtigstes Leben überhaupt. Und die anderen, die das erlebt haben als Menschen, die sagen mein Gott, dieses arme Kind. Das war doch eine Quälerei, das hat doch nun gar nichts vom Leben gehabt. So sieht das jeder aus seiner Sicht.

Jana Wieduwilt: Das ist schön. Ich glaube da ist noch eine Frage übrig geblieben und die ist so ähnlich, wie ich sie schon intuitiv gestellt habe. Die Frage ist, wie kann ich lernen, das Universum zu beeinflussen? Das funktioniert nicht, weil immer alles, vollkommen ist?!

Kurt Tepperwein: Das ist wieder so, darf ich das so deutlich sagen, das ist wieder nur die Arroganz des Egos, dass sich anmaßt, dass Universum zu verbessern. Das Universum ist vollkommen. Absolut. Da rebelliert natürlich der Verstand und sagt Moment schauen Sie doch mal in die Welt, die ist nun überhaupt nicht vollkommen. Doch die ist vollkommen in Unordnung. Warum ist sie denn in Unordnung? Weil die Welt ein Spiegelbild des kollektiven Bewusstseins ist. Und wenn das kollektive Bewusstsein nicht in Ordnung ist, kann das Spiegelbild auch nicht in Ordnung sein. Aber das Spiegelbild ist in Ordnung. Das Spiegelbild sagt: Moment, ich spiegele ganz genau das, was da ist. Also das ist absolut korrekt. Ich erfülle meine Aufgabe absolut vollkommen. Ich bin nur ein Spiegelbild, aber wir schauen auf das Ergebnis. Die Welt ist völlig in Ordnung.

Das kollektive Bewusstsein ist nicht in Ordnung. Und das muss geändert werden. Aber nicht der einzelne sagen, okay, dann rette ich jetzt die Welt und verbessere das kollektive Bewusstsein.

Das ist wie, wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln will. Ja, so herum geht das nicht. Ich bin nur verantwortlich für mein Leben. Da bin ich der Schöpfer. Da muss ich die volle Verantwortung übernehmen. Da sollte ich Ordnung reinbringen. Ich habe mir ja was dabei gedacht, dass ich in dieser Welt des Chaos inkarniert bin, dass ich gegen äußeren Widerstand zum Training meiner Muskeln, das sind gewisser Maßen meine Hanteln, mit denen ich meine seelischen Muskeln trainiere, dass ich gegen den Widerstand der Unvollkommenheit zu meiner eigenen Vollkommenheit finde. Also alles in Ordnung. Jeder hat das, was er brauch. Die Welt ist ein Spiegelbild und deswegen vollkommen natürlich in Ordnung.

Was ist in Ordnung zu bringen?

Und das ist die Unordnung im kollektiven Bewusstsein. Aber das ist in diesem Grad des Erwachens auch in Ordnung. Da ist es eben noch nicht so weit. Sondern das müssen wir lernen und da ist was zu tun ist.

Wir sind hier in der Schule und hier findet Unterricht statt und wir sollten unsere Hausaufgaben machen.

Und sollten das lernen, was hier zu lernen ist und dann hat die Welt auch eine Chance, das wieder zu spiegeln, was wir gelernt haben.

Und dann spiegelt die uns, die zunehmende Vollkommenheit, immer vollkommender wieder. Und wenn wir vollkommen sind, ist das Spiegelbild auch vollkommen.

Jana Wieduwilt: Das ist ein wunder, wunderschönes, ich würde fast sagen Schlusswort. Ich würde es fast gerne so stehen lassen lieber Herr Tepperwein. Das war wieder ein so schönes Interview. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Zeit und würde mich freuen, wenn es auch mal wieder eine Fortsetzung gibt.

Kurt Tepperwein: Wunderbar, erlauben Sie mir noch einen Satz. Wir haben, komme ich noch mal zurück zum Thema das Wunder des ewigen JETZT. Paradies des JETZT.

Machen sie sich bewusst, dieses Paradies wartet auf Sie. Sind Sie bereit? Ich meine JETZT, worauf warten Sie. Kommen Sie rein. Ja? Ja! Nicht der Verstand, das hört sich vernünftig an, das sollte man vielleicht tun. Also das überlege ich mir. Nein hören Sie auf zu überlegen. Kommen Sie rein ins JETZT. Machen Sie Urlaub im JETZT. Sie können ja jederzeit wieder raus. Aber ich verspreche ihnen, Sie werden es nicht wollen. Wenn Sie einmal im JETZT leben und erleben wie paradiesisch das ist, sagen Sie nur warum habe ich mir das solange vorenthalten. Die Tür war doch die ganze Zeit offen, ich war jederzeit willkommen. Ich brauche doch nur eintreten. Also noch mal meine Frage: worauf warten Sie? Kommen Sie rein!

Jana Wieduwilt: Ich danke Ihnen sehr. Ich kann einfach nur sagen, willkommen im JETZT.

Kurt Tepperwein: Wunderbar, ich bedanke mich auch. Bis irgendwann mal wieder.

Jana Wieduwilt: Vielen Dank.

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. – Kurt Tepperwein im Interview | Teil 2

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. - Kurt Tepperwein im Interview | Teil 2

Hier ist Teil 2 unseres großen Interviews mit Kurt Tepperwein. Den ersten Teil findest du hier!

Jana Wieduwilt: Es gibt jetzt so viel Sachen, wo gesagt wird, leiste Vergebungsarbeit.

Kurt Tepperwein: Auf keinen Fall. Sie sollten nie jemanden vergeben. Das ist nur eine menschliche Tugend scheinbar. Wem könnten Sie denn vergeben? Sie könnten nur dem vergeben, den Sie zuvor verurteilt haben. Wenn Sie nicht mehr urteilen. Wenn Sie sagen: „Der Mensch ist so. Und der ist so.“ Was sollen Sie ihm vergeben? Sein SoSein?

Jana Wieduwilt: Stimmt.

Kurt Tepperwein: Erst der Verstand sagt: „Der ist gut. Der ist aber gar nicht gut.“ Jetzt kommt die menschliche Tugend und sagt: „Du bist ein schlechter Mensch, aber ich vergebe dir.“ Und da fühlen wir uns gut. Das ich fühlt sich dann ganz großartig an. Das klopft sich auf die Schulter. Aber in Wirklichkeit haben Sie ihn vorher verurteilt. Wenn Sie ihn nicht verurteilen, haben Sie keine Verwendung für Vergebung. Was sollen Sie dem vergeben?

Jana Wieduwilt: Das ist absolut logisch. Und ich habe jetzt dann noch eine Frage zum JETZT. Ist es dann nötig den Körper gesund zu ernähren, zu trainieren, um für genügend Abwehrkräfte zu sorgen. Im JETZT kann es ja demzufolge auch keine Krankheit geben? Oder habe ich das nicht richtig verstanden?

Kurt Tepperwein: Was ist Krankheit? Schauen wir das erstmal an. Krankheit ist keine Krankheit, sondern Krankheit ist eine Botschaft. Wenn ich aber im JETZT die Gesetzmäßigkeiten des Lebens wahrnehme und befolge, welche Botschaft sollte mir das Leben schicken? Das ist genau wie bei Ihrem Auto, wir haben alle schon erlebt, dass die Öl-Kontrolllampe aufleuchtet oder das der Kraftstoff-Anzeiger in den roten Bereich ging. Und dann wussten wir JETZT ist Zeit, JETZT muss ich tanken, JETZT muss ich nachfüllen. Aber wenn Sie rechtzeitig alles wahrnehmen im JETZT, Sie sehen die Inspektion ist dran, dann kontrollieren Sie den Ölstand und füllen nach. Mein Ölstand-Anzeiger der ist schon wieder auf Halbvoll. Da kann ich noch ein paar hundert Kilometer fahren. Okay da vorne ist eine Tankstelle und ich fahre vorbei und tanke gerade. Das heißt, wenn Sie alles rechtzeitig tun, in ihr Auto niemals irgendeine Botschaft schicken und genauso macht es der Körper. Wenn Sie im hier – im JETZT – seine Bedürfnisse wahrnehmen, JETZT brauch er was zu trinken. Ich habe schon drei Stunden nichts mehr getrunken und dann sollte ich was essen. Es ist schon spät, ich sollte – solange wir in der Zeit sind – ist es spät. Wenn Sie wahrnehmen merken Sie: „Ich bin nicht mehr voll leistungsfähig, mein Körper der braucht jetzt mal eine Pause.“ Okay. Dann lege ich mich ein bisschen schlafen. Wenn Sie alles rechtzeitig tun, welche Botschaft sollte ihnen der Körper schicken. Krankheit als Lehrer wird dann nicht mehr gebraucht werden, das kommt nicht mehr vor.

Jana Wieduwilt: Das macht Sinn.

Kurt Tepperwein: Das ist das wahre Leben. So ist es eigentlich gedacht. Alles andere ist die Dummheit des Ich.

Jana Wieduwilt: Aber jetzt kommt wahrscheinlich wieder eine sehr seltsame Frage. Aber ist denn dieser Weg, also wir sind als Kinder im JETZT, wir sind als Kinder dieses reine Bewusstsein. Dann werden wir zum ich mit all diesen Ego-Dingen, die passieren. Jetzt lernen wir langsam wieder. Zumindest kann ich das für mich sagen. Jetzt lerne ich langsam wieder, okay, wo komme ich eigentlich her, wer bin ich wirklich.

Das JETZT, also was ich jetzt wieder von ihnen lernen darf. Ich lerne das jetzt, ist das der Plan oder ist das ein versehentlicher Unfall, dass wir zwischendurch ins ich rutschen, wenn wir dann aus dem Paradies des Kindseins herausgehen. Ist das geplant, oder?

Kurt Tepperwein: Wenn wir zur Welt kommen, gibt es ja kein Ich. Das Kind weiß gar nicht, dass es existiert. Das schaut nur in die Welt und versucht sie, zu verstehen. Es kennt ja nichts davon. Da kommt ab und zu mal ein Wesen, das beugt sich über es und das erkennt seine Bedürfnisse, das wechselt die Windeln. Das gibt ihm was zu essen oder zu trinken. Und mit der Zeit erkennt es, dass es ein gutes Wesen ist. Es tut mir gut. Ja, irgendwann später erkennt es, das ist meine Mutter. Und das ist mein Vater und das sind meine Geschwister. Wir müssen erst einmal die Welt lernen. Wir wissen ja nichts davon. Und irgendwann erkennen wir, dass es uns gibt. Und zwar oder wir erkennen sogar, dass wir Einfluss haben auf die Welt. Das wir hier was verändern können. Wenn wir schon wach wären, würden wir sagen, wir erkennen uns als Schöpfer. Nehmen wir an, sie sind drei, vier Monate alt. Sie liegen in ihrem Bettchen. Und auf einmal erscheinen da so kleine Zappelmänner vor den Augen. Und sie sagen, was ist das denn? Jetzt sind sie wieder weg, komisch. Was war das? Habe ich noch nie gesehen. Und irgendwann mit der Zeit entdecken Sie, „ich kann machen, dass die Fingerchen kommen. Und ich kann machen, dass die verschwinden. Ich habe hier einen Einfluss auf die Welt. Ich kann etwas in Erscheinung rufen und kann etwas auflösen, was in Erscheinung ist.“

Das ist die erste Begegnung mit unserem Schöpfersein.

So entdecken wir allmählich uns. Und wie gesagt als Kinder sind wir andauernd im JETZT. Aber dann kommen die Eltern eben und sagen, JETZT ist es Zeit für die Hausaufgaben und JETZT ist es Zeit für und du hast wieder die Zeit vergessen. Mach dich fertig für die Schule. Und wasch dich für zu Bett gehen. Hast du die Zähne geputzt und auf einmal trägt die Umwelt Zeit an uns heran. Und anfangs sind wir noch im JETZT.

Aber da gibt es ein paar Termine, um halb eins gibt es essen. Und dann muss ich in die Schule. Und dann ist die Pause und dann ist die Schule aus. Und dann kommen immer mehr Zeitpunkte in unser JETZT und auf einmal, wir merken es gar nicht, sind wir ganz in der Zeit. Dann ist das Ganze mit Zeitpunkten ausgefüllt, mit Terminen, mit Dauer und so weiter. Und dann sind wir glücklich im Ich und an Zeiten nicht glücklich, unglücklich im Ich, in Zeit angekommen.

Und irgendwann machen wir den Schritt vom Erwachsenen zum Erwachten.

Und machen diesen Prozess wieder rückgängig und kommen erst in der Meditation mal aus der Zeit raus und sind plötzlich in der Zeitlosigkeit oder wir können uns irgendwo, gibt es die Gelegenheit in ein Bad zu legen, in ein Salzbad, dass uns trägt, da ist es dunkel. Wir brauchen uns nicht bewegen, wir müssen nicht schwimmen. Wir sind schwerelos in diesem Salzwasser. Und dann verschwindet ganz voll selbst die Zeit. Sie haben keinerlei Vorstellung, sie liegen eine Stunde normalerweise da drin. Aber ob das jetzt drei Minuten waren oder drei Tage, können Sie nicht sagen, Sie sind wieder im JETZT.

Wir machen vorübergehend immer wieder mal, sprich in der Meditation, die Erfahrung der Zeitlosigkeit und irgendwann erkennen wir, das ist eigentlich mein natürlicher Zustand. Das andere ist angelernt, eingeübt, eingetrichtert. Das bin ich gar nicht wirklich.

Wer bin ich denn wirklich? Ich brauche gar keine Zeit und ich brauche auch gar keinen Verstand. Ich habe die Wahrnehmung, und bin im JETZT und mehr brauche ich nicht. Auch nicht in den Aufgaben bei der Arbeit oder den Aufgaben des Alltags. Ich bin den Aufgaben viel besser gewachsen, wenn ich im JETZT bin und tue das, was JETZT zu tun ist. Dann wird nämlich alles erfüllt, was JETZT erfüllt werden muss.

Jana Wieduwilt: Ich denke es ist die Lebensaufgabe, uns selbst wieder zu erkennen als Bewusstsein. Das ist unsere Erfahrung. Wir wollen über den Umweg zurück in dieses Bewusstsein, das wir sind. Und gibt es dann trotzdem so etwas wie eine Lebensaufgabe oder einen Seelenplan. Gibt es so etwas? Oder ist das auch eine Illusion?

Kurt Tepperwein: Wer könnte uns das aufgegeben haben? Der liebe Gott oder der Abteilungsleiter oder das Schicksal? Wo soll das herkommen? Nein, wir kommen hierher mit einer bestimmten Absicht und diese Absicht, die Grundabsicht ist für alle gleich. Das heißt, wir sind zu Hause alle vollkommen.

Wir sind vollkommenes, ewiges Sein.

Wir kennen keine Zeit, keinen Tod, keine Krankheit, wir sind einfach vollkommen, aber irgendwann wird uns bewusst, dass wir nicht wissen, was das ist: Vollkommenheit. Weil wir kein anderes Sein kennen.

Wenn alles vollkommen ist, wir haben nicht mal ein Wort für Vollkommenheit, sondern das ist so. Wenn ich mir aber dessen bewusst werden will, dann brauche ich den Spiegel der Unvollkommenheit. Und dann suche ich mir eine Welt aus, die ganz ideal die Erde ist, die Welt der Dualität. Da gibt es zu allem auch das Gegenteil. Jetzt gibt es zu Vollkommenheit, auch Unvollkommenheit, sehr schön.

Jetzt kann ich im Spiegel der Unvollkommenheit meine eigene Vollkommenheit erkennen.

Aber wenn ich hierher komme in meiner natürlichen Vollkommenheit, dann würde ich mich gar nicht auf die Unvollkommenheit einlassen. Ich würde kurz in den Spiegel gucken und sagen, das ist ja fürchterlich diese Unvollkommenheit, also hier bin ich ganz falsch. Hier brauche ich nun wirklich nicht zu sein. Das tue ich mir nicht an.

Und dann würden wir sofort wieder nach Hause gehen. Und damit wir uns auf diese Unvollkommenheit einlassen, vergessen wir unsere Vollkommenheit vorübergehend.

Und jetzt haben wir gleichzeitig zusätzlich die Chance sie Schritt für Schritt wieder zu erinnern und zu erfahren, zu erleben. Und mit der Zeit erkennen wir, ich brauche gar nicht vollkommen werden, ich bin das schon. Ich muss nur meine eingebildete Unvollkommenheit loslassen. Und so lasse ich eins nach dem anderen an Unvollkommenen los, was ich so angenommen habe.

Ja als Mensch in der Illusion und wenn ich das letzte Unvollkommene losgelassen habe, erlebe ich meine Vollkommenheit, vollkommen. Dann bin ich wieder bei mir selbst angekommen, aber jetzt habe ich es ERLEBT. Jetzt WEISS ich, was Vollkommenheit ist. Jetzt habe ich die lebendige Erfahrung in mir. Das war meine Lebensabsicht. Und deswegen bin ich gekommen und jetzt habe ich die erfüllt und jetzt kann ich meine Schulzeit beenden, kann wieder nach Hause gehen. Jetzt bin ich nicht vollkommener als vorher und ich war ja vollkommen, vollkommener geht nicht. Aber jetzt bin ich bewusst vollkommen.

Kurt Tepperwein im Interview: Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden

Kurt Tepperwein im Interview: Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden

Jana Wieduwilt: Herzlich Willkommen lieber Herr Tepperwein. Ich bin sehr dankbar, dass ich Sie mal wieder im Interview habe, Herr Tepperwein, und heute geht es um das Paradies des JETZT.

Wenn ich ganz bei mir bin, wenn ich wirklich bei mir bin, dann vergesse ich die Zeit. Und wenn ich zum Beispiel mit Menschen spreche, wie mit Ihnen. Ich könnte stundenlang oder wahrscheinlich wochenlang mit Ihnen plaudern und würde komplett vergessen, ob jetzt 14 Uhr, 17 Uhr oder 20 Uhr. Ist das das Paradies des JETZT?

Kurt Tepperwein: Noch nicht ganz. Sie haben zwar die Zeit vergessen, aber Sie sind immer noch in der Zeit. Sie denken nur nicht daran.

In Wirklichkeit ist das Leben nur JETZT. Sie können gar nicht vorhin leben oder nachher. Es geht nur JETZT.

Dieses JETZT ist alles was Sie in Wirklichkeit haben. Und wenn dieses JETZT vorbei ist, ist es für immer vorbei. Dieses JETZT war noch nie. Das Universum besteht nach Ansicht der Wissenschaftler seit 15 Milliarden Jahren. Und wird vielleicht noch 15 Milliarden Jahre bestehen.

Aber dieser Augenblick JETZT, wo wir uns begegnen und über dieses Thema sprechen.

Der war in der ganzen Zeit noch nie und der wird auch nie wieder sein.

Das heißt Leben ist eine ewige Premiere.

Jeder Augenblick ist absolut einmalig, war noch nie. Und wird nie wieder sein. Und dieser Einmaligkeit des JETZT sollten wir uns bewusst sein.

Jana Wieduwilt: Also diese klassische Zeit, diese Uhr, die uns manchmal treibt, die gibt es im Grunde genommen nicht. Es gibt die Uhren schon, dass ist klar, oh, ich glaube ich bin ein bisschen verwirrt gerade.

Kurt Tepperwein: Okay, Zeit ist nur eine besondere Sichtweise des Verstandes. Der sortiert sich das JETZT, weil er das JETZT nicht erfassen kann. Er ist ja Teil der Illusion des Ich und dann sortiert er sich, das ist im Moment jetzt, das wird in meiner Zukunft sein. So kann er das besser überblicken.

Aber in Wirklichkeit ist das natürlich nicht existent, die ganze Zeit ist JETZT. Es gab noch nie eine Zeit, wo nicht JETZT war. Immer ist JETZT.

Jana Wieduwilt: Das stimmt. Was ist das Paradies des JETZT?

Kurt Tepperwein: Das worüber wir gerade sprechen.

Im JETZT sind Sie alterlos.

Machen wir es doch gerade am Besten. Das heißt also, solange sie sich mit ihrem Ich identifizieren, können Sie nicht ins JETZT, da sind sie in der Zeit. Solange sie denken, können Sie nicht ins JETZT sondern sind in der Zeit.

Wir müssen uns zunächst einmal bewusst machen, wer wir sind und die Illusion des Ich beenden.

Also Sie sind der, der sich vor langer Zeit entschieden hat, hierher zu kommen. Sie haben gelebt, bevor an ihren Körper zu denken war, an ihren Verstand, an ihre Persönlichkeit, an ihren Namen, an ihre Rolle.

Alles das gab es noch nicht, aber sie gab es schon. Und sie haben sich entschieden, hierher zu kommen. Und jetzt fühlen Sie einmal den, der sie waren bevor sie hierher gekommen sind, und fühlen Sie den jetzt hier. Sie sind in die Schule, sie haben sich entschieden, die Schule des Lebens zu besuchen. Sie sind jetzt in der Schule des Lebens. Sie haben hier eine Schuluniform bekommen, einen Körper, einen Verstand, eine Persönlichkeit. Das ist ihr Erfahrungsinstrument, das brauchen Sie hier in der Schule, denn Sie sind reine Energie, bewusste Energie. Sie haben keine Arme und Beine, weil Sie die nicht brauchen. Sie denken sich überall hin, wo Sie wollen. Aber hier auf der materiellen Welt der Erde, da brauchen Sie Hände und Beine und einen Mund. Da brauchen Sie ein Erfahrungsinstrument sowie ein Taucher unter Wasser, einen Taucheranzug braucht und eine Sauerstoffflasche. So brauchen Sie hier ihre Schuluniform. Aber Sie sind nicht ihre Schuluniform. Sondern Sie sind der Träger der Schuluniform.

Und da beginnt eben der Irrtum, die Meisten identifizieren sich irgendwann mit ihrer Kleidung, mit ihrer Schuluniform. Wenn Sie in die Garage gehen, werden sie ja auch nicht zum Auto, bleibt ja der, der sie sind. Und wenn sie hier zur Erde kommen und die Schuluniform Körper anziehen, werden Sie ja nicht zum Mensch, sondern Sie sind immer noch der, der hier hergekommen ist: Reine Existenz, die ihrer selbst bewusst ist und die mit einer bestimmten Lebensabsicht hierher gekommen ist, um bestimmte Erfahrungen zu machen.

Jetzt machen Sie sich einmal bewusst, wer sind sie wirklich:

Ja, Sie sind vollkommenes, ewiges Sein. Sie waren schon immer. Sie werden immer sein.

Sie HABEN einen Körper. Sie HABEN einen Verstand. Sie HABEN eine Persönlichkeit, aber sie SIND der Träger der Schuluniform, der damit die Erfahrung macht.

Jana Wieduwilt: Das heißt JETZT ist ewig.

Kurt Tepperwein: Ja, JETZT ist ewig. Und in dem Moment, wo Sie in dieses ewige JETZT bewusst eintreten. Die ganze Zeit ist ja JETZT.

Sie können nicht das JETZT schaffen oder da hingehen, wo das JETZT ist.

Das JETZT ist ständig da.

Nur wenn sie sich nicht erinnern, ist es für Sie nicht existent. Das ist so, wie wenn eben ein Millionär sein Gedächtnis verliert, dann hat er nur das, was er in der Tasche hat. Das ist sein Vermögen, mehr hat er nicht, weil er nicht weiß, dass er Millionär ist. Also er ist aber immer noch Millionär, natürlich. Wenn er zur Bank gehen würde, würden die ihm sein Geld geben, aber er weiß nicht, zu welcher Bank. Er weiß gar nicht, dass er was auf der Bank hat. Also, solange wir etwas nicht wissen, ist es so gut wie nicht existent, wir können nicht darüber verfügen.

Erst wenn wir uns wieder erinnern, als unsere Wirklichkeit erleben, fühlen, haben wir es wieder, sind wir wieder im JETZT. Und dieses JETZT, dieses alles was Sie haben – machen Sie. Seien Sie doch einfach mal ganz gar, einfach nur da wo Sie sind, bewusst, und fühlen Sie einmal: „Ich bin ewig – ich war schon immer und werde immer sein. Ich bin nur vorübergehend zu Gast in der Schule des Lebens. Für einen Zeitraum, den wir ein Leben nennen. Das hat einen Anfang, eine Dauer und ein Ende.“ Das ist Zeit.

Aber sie sind im JETZT hier. Sie sind in Ewigkeit. Als Kinder waren wir noch alle im JETZT, ständig. Wir kannten gar nichts anderes. Wenn die Eltern uns mal an die Zeit erinnern haben. „Es ist Zeit, die Hausaufgaben zu machen oder es ist Zeit, ins Bett zu gehen.“ Mit Zeit konnten wir nichts groß anfangen. Sie mussten auf ihre Eltern hören, aber Sie blieben im JETZT. Sie haben sich ins Bett gelegt und JETZT und haben geschlafen JETZT und sind aufgewacht JETZT, alles war immer JETZT.

Aber mit der Zeit, mit der sie Gebrauch gemacht haben von ihrem Verstand, sahen Sie auf einmal das JETZT durch die Brille des Verstandes, der sich das sortiert in Vorhin, JETZT und Nachher. Dann hat er die bessere Übersicht und auf einmal glaubten Sie, dass es das wirklich gibt. Das ist aber nur die Sichtweise des Verstandes. In Wirklichkeit ist es einfach nur JETZT.

Jana Wieduwilt: Ich denke, ich habe das verstanden beziehungsweise mein Bewusstsein hat es gefühlt. Jetzt habe ich trotzdem in dieser materiellen Welt gelegentlich einfach mal die Herausforderung, dass bestimmte Dinge in der gedachten Zukunft liegen. Also wenn ich möglicherweise JETZT nicht dafür sorge, dass ich den Acker bestelle, werde ich im Herbst nicht ernten.

Das sind ja Dinge, da muss ich im gewissen Sinne an die Zukunft denken. Schlüpfe ich für diesen Moment in meinen Verstand hinein, damit ich sage okay, das ist die beste Saat. Das ist der beste Boden, da packe ich das dann rein und gieße das schön.

Switched man dann immer, also wechselt man diesen Zustand aus reinem Bewusstsein, aus Empfinden, aus Sein zum Verstand, um diese Dimension, die wir hier in der materiellen Welt haben zu erfahren?

Kurt Tepperwein: Sollte man nicht.

Jana Wieduwilt: Okay, wie geht das dann?

Kurt Tepperwein: Machen aber viele. Die Frage taucht immer wieder auf.

Also ich erlebe immer wieder dieses ewige JETZT. Ich finde das wunderbar und bleibe da.

Während der Arbeit muss ich nachdenken, was ich zu tun habe und wie ich das mache. Und ob ich das in der Zeit schaffe, die zur Verfügung steht, und so weiter. Ich sage: „Warum, warum müssen Sie das. Bleiben Sie doch im JETZT und nehmen Sie bei der Arbeit wahr, nehmen Sie wahr, was jetzt zu tun ist und machen Sie sich keine Gedanken um die Zukunft, sondern erfüllen Sie nur das JETZT.

Tun Sie das, was JETZT zu tun ist.

Dabei erleben Sie zum Beispiel, dass es im JETZT keinen Stress geben kann. Weil im JETZT sind nie zwei Dinge gleichzeitig zu tun.

Im JETZT ist das zu tun, was JETZT zu tun ist.

Also Stress verschwindet, Probleme gibt es nicht mehr im JETZT. Bei der Arbeit oder im ich-Leben gibt es häufig Probleme.

Aber in Wirklichkeit gibt es die nicht, sondern solange Sie im JETZT sind, erleben Sie die gleiche Situation, die der Verstand als Problem sieht und Sie sehen entweder: eine Situation hat nur zwei Möglichkeiten.

Entweder die Situation stimmt für Sie, dass lehnen Sie sich zurück und genießen es. Oder es stimmt nicht, dann ist es eine Chance zum Besseren.

Dann ist da etwas zu tun. Und dann tun Sie das, was jetzt zu tun ist und dann ist das, was für den Verstand ein Problem ist, für Sie im JETZT eine Chance zum Besseren. Und Sie können ständig im JETZT bleiben, denn alles was der Verstand kann, kann die Wahrnehmung im JETZT besser.

Jana Wieduwilt: Ja, das macht sehr sehr viel Sinn.

Kurt Tepperwein: Das ist nur Gewohnheit, dass wir glauben ja, der Verstand hält sich für unverzichtbar, für ganz wichtig. Der muss das Leben bedenken, aber Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden.Der Verstand kann nur denken. Der hat sonst nichts gelernt. Das können Sie ihm auch nicht abgewöhnen. Aber Sie können sich den Verstand abgewöhnen. Das heißt, die Identifikation mit dem Verstand. Der Verstand denkt weiter. Lassen Sie den ruhig denken. Das ist wie ein Freund, der äußert ab und zu seine Bedenken.

Sie sagen begeistert im JETZT was sie vorhaben. Und ihr Freund, Verstand sagt: „Aber ob das klappt? Da kann ja viel passieren und so weiter.“

Und Sie hören sich seine Bedenken an. Wenn Sie die jetzt zu ihren Bedenken machen. Wenn Sie sagen, da hat der Verstand recht. Das stimmt, das kann natürlich sein. Dann haben Sie ein Problem. Dann sind Sie aber auch in dem Verstand und im Ich.

Wenn sie aber in der Wahrnehmung bleiben und im JETZT, dann hören Sie, welche Bedenken ihr Verstand hat. Sie schauen im JETZT hin, ob das für Sie relevant ist. Ob das stimmt. Und erkennen, nehmen wahr, ja oder nein. Wenn nein, brauche ich mich nicht darum zu kümmern. Sind die Bedenken meines Verstandes berechtigt: Danke Verstand, dass du mich aufmerksam gemacht hast. Da ist etwas zu tun. Und dann tun Sie das und dann ist es geschehen.

Da ist nirgendwo ein Problem.

Jana Wieduwilt: Stimmt, das ist so einfach. Das ist das Schöne daran Herr Tepperwein, dass liebe ich so, wenn ich mit Ihnen spreche. Es ist alles einfach.

Kurt Tepperwein: Das ist keine besondere Sichtweise oder wie Manche sagen, meine Lehre. Ich habe gar keine Lehre. Ich zeige nur, wie Leben funktioniert. Und Leben ist ganz einfach.

Jana Wieduwilt: Das ist wahr. Das ist tatsächlich so, dass ich mir keine Gedanken machen muss über das Morgen, über das was nächstes Jahr kommt oder wie auch immer, weil das wäre wieder: mein Verstand macht sich Gedanken, damit er was zu tun hat. Und ich mache einfach JETZT das, was JETZT zu tun ist. Was ich wahrnehme, was zu tun ist.

Kurt Tepperwein: Machen sie sich einfach bewusst, heute während wir miteinander sprechen, gibt es noch immer Naturvölker, die keine Zeit kennen. Gar kein Wort kennen dafür, keinen Begriff, die leben wie die Kinder im ewigen JETZT. Die gehen zur Jagd. Die bestellen ihre Felder, die Frauen kochen, und so weiter. Alles im JETZT. Die haben bis JETZT überlebt, seit Jahrtausenden. Die mussten auch nicht nachdenken, muss ich zur Jagd, was brauche ich dafür. Wo gehe ich hin? Was jage ich eigentlich? Wer hilft mir tragen? Das sind alles Probleme, die der Verstand sich schafft. Während die einfach schauen, wenn jetzt die Zeit zur Jagd ist, dann gehe ich jetzt zur Jagd. Und wenn ich da was gejagt habe, für einen zu schwer ist, dann brauche ich einen anderen, der mir tragen hilft. Und dann schaue ich im JETZT, wo da noch einer ist, der mir helfen könnte, das Gejagte nach Hause zu tragen. Also alles ist im JETZT viel leichter zu lösen und im JETZT kommt nie irgendein Problem vor. Im JETZT gibt es auch kein Ich, weil die Illusion des ich in der Wirklichkeit des JETZT nicht existiert. Und das Schöne ist, Sie brauchen auch keine Zeit, um ins JETZT zu kommen.

Weil JETZT ist ja sowieso JETZT. Zeit brauchen Sie überhaupt nicht mehr.

Die können Sie ganz weg tun. Zeit brauchen Sie lediglich im JETZT. Ich habe eine Uhr an. Zeit brauchen Sie JETZT, wenn Sie schauen, wann sind wir verabredet zu einem Interview. Dann muss ich JETZT einschalten, dass wir in Verbindung sind.

Und da ich weiß, dass Sie sich nach der Zeit richten, richte ich mich auch nach der Zeit, bleibe aber im JETZT. Das heißt also, ich bin im JETZT und achte auf den Zeitpunkt, wann Sie einschalten, wann wir verabredet sind.

Jana Wieduwilt: Ich habe einen Spruch an der Wand stehen, da steht soviel dran wie, wenn du im JETZT bist, bist du im Frieden. Ist das JETZT dieser Frieden, der in uns ist oder verursacht der Frieden das JETZT?

Kurt Tepperwein: Nein, Frieden ist immer.

Nur der Verstand macht durcheinander und macht Unfrieden. Nur in der Illusion, in der Wirklichkeit des JETZT ist immer noch Frieden. Da kann der Verstand nicht hin.

Solange Sie dort sind, wo der Verstand ist, also in der Zeit, sind Sie in seinem Unfrieden.

Weil der Verstand sieht es als seine Aufgabe an, ihre Aufmerksamkeit dauernd auf Probleme zu lenken. Und er hat auch einen logischen Grund dafür. Er sagt: gut, das was in Ordnung ist, das brauchen wir uns nicht angucken. Das ist ja okay. Aber da wo es nicht in Ordnung ist, da musst du dich drum kümmern.

Ja also da mache ich dich aufmerksam, aber er weiß natürlich nicht um die Gesetzmäßigkeiten des Lebens, dass er dadurch, dass er ihre Aufmerksamkeiten auf Probleme richtet, ihr SoSein verändert, und dauernd neue Probleme schafft. Und die will er dann wieder ändern. Und während er die ändert, schafft er wieder neue Probleme. Das heißt also, solange Sie im Verstand sind, im Denken sind, in der Illusion des Ich, ziehen Sie dadurch diese ganz normalen, menschlichen Probleme in Ihr Leben, die gar nicht wirklich existent sind im JETZT.

Im JETZT existieren Sie nicht. Aber da Sie ja nicht im JETZT sind, sondern in der Zeit sind, existieren sie scheinbar.

Und wenn Sie im JETZT sind erleben Sie die die gleiche Situation, die der Verstand als Problem erlebt, aber als Chance zum Besseren. Sie sehen einfach, da ist was zu tun.

Zum Beispiel, Sie treten in einen Raum ein, da ist es stockdunkel. Und der Verstand sagt, jetzt musst du aufpassen, dass du dich nicht stößt, dass du nicht stolperst, du siehst nicht, was da vor dir liegt. Also sehr vorsichtig sein. Und das erwachte Bewusstsein macht einfach Licht an. Und sagt, wo ist denn das Problem?

Und dann sind diese ganzen vorgestellten Probleme gar nicht mehr existent. Also deswegen ist es so wichtig, dass wir einfach wieder zurückkehren ins JETZT, denn wie gesagt als Kinder waren wir noch ständig im JETZT. Wir kannten keine Zeit. Die Eltern sagen immer, du hast wieder die Zeit vergessen. Nein, wir hatten die nicht vergessen, wir hatten die überhaupt nicht im Bewusstsein. Wir waren im JETZT.

Pater Anselm Grün im Interview

Pater Anselm Grün im Interview

“Versäume nicht dein Leben”

Pater Anselm Grün, wer kennt ihn nicht? Der Benediktinermönch ist spiritueller Begleiter, Coach, war viele Jahrzehnte wirtschaftlicher Leiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg und hat über 14 Millionen Menschen mit seinen Büchern erreicht. Er ist mein großes Vorbild und ich bin sehr, sehr dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, mir dieses Interview zu gewähren.

Jana Wieduwilt: Pater Anselm Grün, vielen Dank, dass Sie meine Leser mit Ihren Impulsen bereichern. Gestatten Sie mir für den Anfang die Frage, wie es Ihnen geht? Sie sind genauso alt, wie mein Vater heute wäre, der leider vor 30 Jahren jung verstarb. Ganz banal: Was hält Sie jung? Ist es Ihre Mission, die Sie hier auf Erden haben?

Pater Anselm Grün: Es geht mir gut. Was mich jung hält, ist sicher einerseits das tägliche Leben als Mönch. Täglich habe ich als Mönch die Zeit zum Meditieren und zum gemeinsamen Chorgebet und zur Liturgie. Und mich hält meine Aufgabe jung. Ich spüre, dass ich die Menschen mit meinen Worten erreichen kann. Und die gute Reaktion der Menschen gibt mir selbst Energie, weiter zu machen.

Jana Wieduwilt: Vielen Dank. Ich habe das Halbtagspilgern als Hilfe für mich entwickelt, auch im durchaus anspruchsvollen Alltag als Unternehmerin, Mutter, Freundin, Tante, Tochter und so weiter zu mir zu finden.

Zeit in der Natur – Kraftquelle

Daher nehme ich mir nahezu täglich die Zeit, in der Natur zu sein. Gott und seine Schöpfung, Begegnungen mit anderen Menschen und solche Gespräche wie diese hier, sind meine Kraftgeber. Woher bekommen Sie die Inspiration zu Ihren Büchern, Predigten und Impulsen? Sie reisen nach wie vor viel. Sind ganz unglaublich viel unterwegs. Was ist Ihre Kraftquelle?

Pater Anselm Grün: Die Inspiration zu meinen Büchern bekomme ich durch Gespräche mit den Menschen. Ich versuche, in den Büchern immer auf ihre Fragen zu antworten. In den Büchern kann ich länger darüber nachdenken, was ich den Menschen auf ihre  Fragen und Sehnsüchte antworten könnte. Andere Impulse sind das eigene Nachdenken. Ich frage mich, was mir dieser Bibeltext sagen möchte, und wie ich ihn für mich selbst und für die Menschen auslegen könnte,so dass ich und die Menschen ihn verstehen und davon berührt werden. Meine Kraftquelle ist die innere Quelle auf dem Grund meiner Seele. Es ist die Quelle des Heiligen Geistes, die nie versiegt, weil sie göttlich ist.

Jana Wieduwilt: Immer wieder sagen Sie: „Versäume nicht dein Leben“. Was raten Sie denjenigen, die immer auf den besten Moment warten, die immer wieder ihren Lebenstraum oder auch ihre Lebensaufgabe zurückstellen – bis zur Rente, zur nächsten Gehaltserhöhung, bis zum nächsten Monat?

Pater Anselm Grün: Es geht darum, ganz im Augenblick zu leben. Wenn ich mich auf dieses Gespräch jetzt einlasse, dann versäume ich mein Leben nicht. Ich soll nicht ständig an die Zukunft denken, sondern ganz im Augenblick sein. Dann wird jeder Augenblick zu intensivem Leben und Erleben.

Jana Wieduwilt: Wie finden die Menschen wieder zu ihrer wahren Essenz? Zu dem hellen Licht in sich selbst?

Pater Anselm Grün: Die Menschen müssen sich zuerst befreien von den Illusionen, die sie sich über sich gemacht haben, von zu großen Selbstbildern, als ob sie immer perfekt oder erfolgreich sein müssten. Dann sollten sie in die Stille gehen, durch alle Emotionen und Gedanken, die in uns auftauchen, hindurchgehen in den Grund der Seele. Dort ist in jedem von uns ein Raum der Stille.

Stille auf dem Weg zur Übereinstimmung

In diesem Raum der Stille können die Urteile der Menschen und unsere eigenen Bewertungen nicht vordringen. Dort sind wir ganz wir selbst. Dort erahnen wir, was das wahre Selbst ist. Wir können dieses wahre Selbst nicht beschreiben. Aber wenn wir in der Stille mit uns eins sind, mit uns übereinstimmen, dann dürfen wir vertrauen, dass wir mit dem wahren Selbst in Berührung sind.

Jana Wieduwilt: Woran arbeiten Sie gerade? Worauf dürfen wir uns als nächstes von Ihnen freuen?

Pater Anselm Grün: Zusammen mit einem Psychoanalytiker lege ich gerade einige Texte aus dem Alten Testament aus, damit wir sie heute besser verstehen. Und außerdem mache ich mir gerade Gedanken zum Thema Macht. Wie gehen wir gut mit Macht um? Was sind die Gefahren, wenn wir Macht haben? Welche Machtspiele spielen wir auch im Alltag miteinander? Und wie kann Macht heilsam werden?

Jana Wieduwilt: Vielen, vielen Dank, verehrter Pater Anselm Grün. Für weitere Informationen über Sie und Ihre Arbeit, können die Leser meines Blogs hier unter www.anselm-gruen.de finden.

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