Meine afrikanischen Mädels

Meine afrikanischen Mädels

Warum bin ich eigentlich hier in Afrika? Ich kann dir nicht sagen, wie es geschah, dass ich die Freundschaftsanfrage von Prosper auf Social Media annahm. Und dann erzählte er was von seinem, von diesem Projekt. Er erzählte von einem Gebäude das er baute und davon, dass die Mädchen ein Refugium bräuchten – und Motivation, warum sie lernen sollten. Und irgendwas in mir sagte: Na, hör dir das mal an. Und das tat ich. Wir machten eine Video Konferenz. Ich sah viele Mädchen, Prosper und verstand nur so viel. Bittere Armut trifft weißen Reichtum. Und das hier ist ein winziger Tropfen auf verdammt heiße Steine in Afrika. Aber oder besser, und genau deswegen. Jeder Cent, den wir spenden, der kommt hier direkt an. Bei den Mädels. 

Wir haben verschiedene Schicksale hier.

Nehmen wir mal Sabine. Sie hat ihre Eltern verloren oder ist von ihnen verlassen worden, das weiß man nicht so genau. Sie lebt bei Prosper auf dem Hof – die nicht gerade reichlich begüterte Familie “zieht” das Mädchen so mit durch. Sabine ist hochintelligent – wie übrigens ganz viele der Mädels hier. Sabine muss noch einige Jahre zur Schule gehen, um ihr Abi zu machen. Und braucht dafür ungefähr 30 Euro im Monat, um Essen, Schulsachen und so weiter kaufen zu können und das Schulgeld zu bezahlen. Zum Hintergrund musst du wissen, dass es hier keine Schulpflicht für Mädchen gibt. Sie können zur Schule, müssen aber nicht. Jungs hingegen schon. Und Jungs wird schon eher eine Ausbildung ermöglicht. Sobald in den Familien der Mädchen Not am Mann ist, ein Elternteil krank wird oder sonst die wirtschaftliche Not noch drückender wird als sonst, sind es die Mädchen, die als erstes von der Schule müssen, und dann auf dem Feld oder im Verkauf mit für den Familienunterhalt sorgen. Viele Männer haben die Freude am Trinken entdeckt – und tun dementsprechend gar nichts. Die Frauen, oftmals sind es mehrere pro Mann, tragen die gesamte Last allein. Ohne Bildung – ja so ist das, sehen die Mädchen als einzige Chance, früh zu heiraten – und so früh viele Kinder zu bekommen – und dann oft ein ähnliches Schicksal zu haben wie ihre Mütter.
Aber da gibt es eine neue Generation. Eine, die mit (wenn auch uralten) Handys und Internet (wenn auch schlechtem) groß geworden ist. Eine Generation, die in den daily soaps sieht, wie das Glitzerleben in Amerika oder Europa aussieht. Eine Generation, die googlen kann und die nicht mehr so leben will, wie ihre Mütter. Sie sehen, dass sie ihre Potenziale nutzen können. Sie sehen, dass sie Chancen haben. Und so eine ist Sabine.

Sabine sucht einen Paten, eine Patin, die bereit ist, sie monatlich mit 30-40 Euro zu unterstützen und dem Mädchen auch sonst bei wichtigen Anlässen zur Seite zu stehen. Sabine habe ich kennen gelernt. Sie ist hochintelligent, ich sagte es schon. Dabei sind die Mädels so fröhlich und zugewandt.

Dann haben wir noch viele Mädchen mehr. Zum Beispiel:

Joanna. Sie versucht Deutsch zu sprechen und teilte mir heute früh mit, dass sie einen Computer braucht, um mit uns in Kontakt zu bleiben. Leute, hat jemand von euch einen Laptop mit Kamera und Mikro, der einigermaßen intakt ist ?  Wir möchten im Fifame Zentrum einen Laptop hinstellen, so dass die Mädels sich mit der modernen Technologie auseinandersetzen und vor allem den Wert moderner Kommunikation nutzen können. Sie haben eine Chance verdient. Also, wenn du einen Laptop übrig hast. Sag mir Bescheid.

Oder auch Edwige. Auch sie hat keine Eltern mehr und lebt auf dem Hof von Prosper. Gemeinsam mit Sabine gehen sie der Familie (in der sie sich einen winzigen Raum mit der Großmutter und einem anderen angenommenen Jungen teilen) zur Hand bei den täglichen Verrichtungen. Es sind kräftige, fröhliche Mädels. Edwige hat noch zwei Jahre bis zum Abi und in der Zeit, die wir hier verbracht haben, hat sie ein ganzes Schulheft vollgekritzelt mit deutschen Sätzen. Sie will Ärztin werden. Viel zu viele Familien hier auf dem Land haben noch nie ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen können. Sie braucht 30 Euro im Monat + Schulgeld. Und sucht eine Patin, einen Paten. 

Es geht mir nicht darum, hier Luxus zu finanzieren. Ich habe den Mädchen immer wieder gesagt, dass sie selbst tun müssen. Dass sie hier vor Ort im Land gebraucht werden – sicher, nachdem sie ihre Nase in die Welt gesteckt haben. Ich lasse sie mir ihre Welt zeigen (in der wir Europäer mehr als hilflos sind). Sie können auf natürliche Weise das Urwissen der afrikanischen Welt mit den guten Seiten der so genannten “neuen” Welt Europas verbinden. Wir können das nicht. Wir können nur helfen.

Vielleicht wisst ihr es nicht, aber von jedem Neukunden, den ich gewinne, fließt ein Teil hier nach Benin in genau dieses Projekt. Wir haben den Stromanschluss bezahlt, drei Patenschaften übernommen und nun, so einiges mehr, was so anlag.

Oder nimm Genevieve. Sie ist 17 und Lehrling als Schneiderin. Die Lehrzeit dauert drei Jahre, in der sie jeden Tag arbeiten geht. Genevieve geht 18 Kilometer einfach (!) am Tag zu Fuß. Seit ein paar Monaten hat sie ein Fahrrad, das jetzt erstmals so richtig durchgetuned wurde und endlich funktioniert. Sie wohnt ganz alleine in einem sehr bescheidenen Haus eines Bekannten, ihr eigentliches Lehmhaus wurde bei einem zu starken Regenguss weg geschwemmt und ist nicht mehr bewohnbar. Genevieve träumt davon, ihre eigene Schneiderwerkstatt zu eröffnen. Sie braucht ungefähr 35 Euro im Monat für Essen, Kleidung und neue Schuhe. Und sie ist, wie die anderen auch, ein absolutes Herzchen.

Oder nimm Oke Parfaite, sie möchte Journalistin werden.
Und so könnte ich jede einzelne dieser wundervollen künftigen Kraftfrauen Afrikas vorstellen und unter die Lupe nehmen. Sie wissen, was sie wollen. Und sie wissen, dass es möglich ist.

Was macht sie so sicher? Das Engagement Prospers, der unermüdlich die Mädels ermahnt, zusammen holt und an ihren Traum erinnert. Dein Engagement, wenn du schon gespendet hast.
Deine Unterstützung.

Zusammengefasst, was brauchen wir:

  • einfache deutsche Kinderbücher mit vielen schönen bunten Bildern und wenig (einfachem) Text
  • Deutsch-Französisch-Lernkurse
  • Deutsch Französisch Wörterbücher (So am besten so Kinderlernkurse mit den einfachsten Dingen)
  • einen (oder mehrere) Laptops mit Kamera und Mikro (funktionstüchtig oder einfach zu reparieren) 
  • Seife (ganz stinknormale Seife, kein Duschgel). Seife ist teuer und die Mädels freuen sich drüber
  • Geld. So ist es einfach. 

Eine kleine Zusammenstellung der Preise hier:

  • Bananen 500 g: 2 Euro
  • Eine Flasche Erdnüsse (ca. 200 g): 2,50 Euro
  • Abendessen: 3,80 Euro
  • Wasser, 1 l: 1 Euro
  • Ein Kleid: 12 Euro 
  • Schuhe (Badelatschen): 5 Euro
  • Trockenmilch, 500 g: 3,60 Euro
  • Internet: 1 Gb Datenvolumen: 2 Euro.. Im Monat brauchst du mindestens 50 Euro um minimalversorgt zu sein.

Wie funktioniert es? Schreib mir eine Nachricht und ich sende dir alle notwendigen Fakten.
Danke für das Lesen.

Die Steineklopfer am Dach Afrikas

Die Steineklopfer am Dach Afrikas

Stein. Das ist, zumindest in der Gegend Benins, wo ich gerade bin, eher selten. Meist dominiert feiner roter Sand. Der Sand ist überall. In jeder Ritze. Doch ein paar Fahrtstunden weiter Richtung Norden hat der Afrika-Gott gut abgerundete geschliffene Hügel hingestellt, die aus Fels bestehen. Dieses Fest der Natur ist nicht nur sehr hübsch anzusehen, es ist auch Einkommensquelle für hunderte von Menschen. Warum?

Nun, auch in Benin braucht es Straßen, die ordentlich gegründet werden müssen. Dafür braucht man Schotter. Was bei uns in Europa einen Anruf/Mail und dann einen LKW mit ordentlich gebrochenem Untergrundmaterial kostet, das läuft in Afrika anders. Aus dem Wunderberg werden mit Feuer und Muskelkraft gerade noch tragbare Brocken abgerungen. Diese werden dann den Frauen und Kindern auf den Hof geschüttet, die mit einem einfachen Hammer so lange auf den Stein hauen, bis er in weitere Teile zerbricht. Klack klack klack. So schallt es von Sonnenaufgang bis -untergang durch das Dorf. Ab und an kommt dann tatsächlich ein LKW, wo die handverlesene und erzeugte Körnung des Baumaterials verladen wird. Ich weiß nicht, wie wenig Geld sie dafür bekommen. Ich weiß aber – wie unser Führer Bash sagte, dass diese Arbeit eine Folge des Klimawandels ist. Jetzt komm ich euch so. Ja, ich weiß – und es geht nicht darum zu werten. Ich erzähle meine Eindrücke. Drüber nachdenken und ggf. Schlüsse ziehen kannst du selber.
Früher gab es in dieser Region 2 Regenzeiten im Jahr und 2 Trockenzeiten. Regenzeit = üppiges Wachstum und Erntezeit. Trockenzeit = große Hitze und Ruhezeit für die Natur. Heute ist ungewiss, wann Regenzeit sein wird. Und wie lange und wie viel es regnet. Die Felder verdorren. Und dann bleibt den eigentlichen Bauern nur, statt der fruchtbaren Erde Steine zu bearbeiten. 

Und nicht nur die Ernte leidet. Es sind öfter Brunnen zu sehen, die auch mit Hilfe zahlreicher Entwicklungshilfeprojekte entstanden sind. Das ist kein Thema. Man sieht den Einfluss von Hilfsorganisationen – T-Shirts. Gebrandete Rucksäcke allerorten. Und man erkennt diese Organisationen auch an den (für Benins Verhältnisse) außergewöhnlich großen Autos. Nun ja. Auch hier: Denke bitte selbst. Es ist unbestritten, dass Afrika Hilfe braucht. Ob das genau so gehen muss, das weiß ich nicht.

Jedenfalls haben wir viele Brunnen gesehen, die nicht mehr gehen. Ausgetrocknet. Das unterirdische Wasserreservoir ist fast leer. Da es selten regnet, bleibt das auch so. Noch tiefer bohren? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass Wasser so unendlich kostbar ist und diesem Kontinent das Leben schenken wird.
Falls du einen Spezialisten auf diesem Gebiet kennst, lass es mich wissen.

Spenden für unser Projekt, das Mädchen fördert sind sehr willkommen. HIER findest du mehr Infos.

Wer ich bin, wer wir sind, darüber findest du HIER mehr.

Wie du mit mir im 1:1 zusammenarbeiten kannst (und natürlich geht von jeder Einnahme ein Teil nach Afrika) – erfährst du HIER

Natürlich kraftvoll magische Weiblichkeit

Natürlich kraftvoll magische Weiblichkeit

Ich stell mich an wie der erste Mensch – und bemerke, wie krum ich laufe. Der Topf auf meinem Kopf fällt andauernd. Und ich habe nur einen kleinen Topf. Bin gerade in Lektion 0 für komische Europäerinnen, die sagen, sie wollen mal versuchen zu gehen wie eine Afrikanerin. Keine Chance. Null. Mir fehlt vollständig die natürliche Eleganz. 

Nun, es ist die Show des Jahrtausends. Ich setze mir langsam den Wasserkübel auf, bzw. meine Lehrerin macht das. Oh, wacklig. Die Damen des Hofes toben vor Lachen. Und jetzt ist noch eine Challenge mehr dran. Ich soll ein Brett tragen. Meine Güte. das ist schwer. Aber schwere Dinge “halten” irgendwie besser auf meinem Kopf. Wenn du dir dann vorstellst, dass du einige Kilometer bei 40 Grad im Schatten MIT deinem Baby auf dem Rücken zum Wasser holen gehst.. und dabei fröhlich mit den anderen Frauen plauderst, da wird dir klar, wie STARK Frauen (nicht nur in Afrika) überhaupt sein können. Ihr lieben Männer, nein, es geht nicht darum, dass ihr das schwache Geschlecht seid. Es geht hier um Frauen. Nicht mehr und nicht weniger.

Es sind die Frauen, die hier so unglaubliches leisten. Kinder bekommen, groß ziehen, mit Liebe versorgen, Essen kochen (ne, nix Thermomix, hier ist Holzstampfer und Alukessel und in fortschrittlichen Haushalten der Grillkohleofen!!!). Wäsche waschen (von Hand) und all das erforderliche Wasser dafür nicht eben aus dem Wasserhahn in der Küche nehmen sondern von den im Dorf verteilten Wasserstellen holen. Es sind die Frauen, die ihre Ernte an Ständen verkaufen und kleine Gebäckteilchen auf der Straße anbieten. Oder auch Papaya am Straßenrand verkaufen. Oder den Hof fegen. Es sind Frauen, die Afrika am Laufen halten. 

Schau hier das Video:

Da siehst du die Kraft! So wird Yam Piele zubereitet – ein klebriger Brei aus der Yamswurzel (ich würde es am ehesten mit Topinambur vergleichen), der als eine Art Kloß mit Erdnusssoße serviert wird. Ein Traum von Geschmack. Und so viel kraftvolle Arbeit.

Afrika ist mein Erweckungserlebnis, was Frauenpower betrifft.

Noch einmal mehr erkenne ich, dass es Zeit ist, loszugehen. Und zwar zusammen. Und wildes weibliches Business zu kreieren.

Wenn du willst, bin ich dabei an deiner Seite. Wie die Amazone von Abomey. (Nur nicht ganz so kriergerisch;).
Gelegenheit, mich live kennen zu lernen hast du bei der WIEDUWILT ARCHETYPEN CHALLENGE. 

Mehr über eine mögliche Zusammenarbeit findest du HIER – Premium Mentoring  oder HIER – Archetypen Challenge oder HIER – Youscovery.

Der Königspalast von Abomey – eine Betrachtung zum Archetypen des Königs

Der Königspalast von Abomey - eine Betrachtung zum Archetypen des Königs

Wer seinen Thron auf vier Totenköpfe stellt und Mädchenblut für den Bau seines Grabtempels verwendet, der hat wahrlich die Insignien der Macht für sich entdeckt und genutzt. So geschehen während der rund 300-jährigen Dynastie der Könige von Abomey in Benin. Bis heute stehen die Paläste – übrigens Weltkulturerbe. 

Leider kann ich euch kein Bild von dem krassen Thron zeigen – und werde auch die anderen Geschichten, die unser freundlicher Führer erzählt, weg lassen. Die sind einfach zu gruselig. Allerdings – und das ist die archetypische Aufgabe eines Königs, war im Reiche Abomey eine ausgezeichnete Verwaltung, eine gute Kriegsführung (um das Reich zu erweitern) und eine gute Organisation vorhanden. Und (aber pssst.) bis heute wird die Königsfamilie heftig verehrt obwohl die Könige schon seit mehr als 100 Jahren nicht mehr regieren. Die französischen Besatzer haben die Herrscher abgelöst. Kontakt mit den Weltreichen hatten sie schon vorher. Portugiesen brachten Seide aus China – und bauten das erste zweistöckige Haus, von dem der König dann seine Ansprache ans Volk sprechen konnte. Natürlich nicht umsonst. Sondern gegen Sklaven. Man tauschte auch Kanonen gegen Sklaven. Allerdings war da etwas schief gelaufen. Denn die Kanonen machten nur Krach, waren aber nicht in der Lage auch nur eine einzige Kugel treffsicher abzusetzen. Nun, Bauernhandel, würde ich mal sagen.
Aber zurück zu den Königen des heutigen Benin. Jeder Königsohn baute seinen eigenen Palast, das bedeutet, das Palastareal wurde größer und größer…
Die Leibwache des Königs von Abomey übrigens bestand aus Frauen. Amazonen. Doch das ist eine andere Archetypen Geschichte, die erzähle ich dir ein anderesmal. 

Was sind Archetypen in Werbung und Marketing wissen (weibliche Archetypen?)

HIER hat Jana einen ganz ausführlichen Artikel dazu geschrieben. Schau rein – und keine Sorge, dieser Beitrag ist nicht so blutrünstig wie die Abomey Story.

Warum schreibt Jana?

Jana liebt es, zu reisen. Daher ist ihre Agentur Wieduwilt Kommunikation seit 2018 mit allen Mitarbeitern (die du HIER kennen lernen kannst) komplett ortsunabhängig unterwegs. Mit Unterbrechungen ist Jana seit Mai 2021 auf Weltreise und diese Reise führte sie schon zum Pilgern auf den Jakobsweg durch Spanien, mit dem Wohnmobil durch Ungarn, Rumänien und Bulgarien, nach Mallorca und jetzt eben nach Westafrika, Benin. 

Was macht Jana während sie reist?

Wenn sie nicht für dich hier Blogbeiträge schreibt, damit du ein Stück mitreisen kannst (wenn du magst), ist Jana Business Mentorin für wildes weibliches Business und Leben in der Arbeit mit Kundinnen. Es geht um Marketing, um die Archetypen, deine Persönlichkeit und wie das alles in ein erfolgreiches BusinessKonzept passt. Ihr Credo: Mach es einfach, wie DU willst.

Wie kann ich mit Jana arbeiten?

Schau HIER, da ist das neueste Projekt von Jana und ihrem Team zu finden.

Meine Phobie und ne krasse Konfrontationstherapie mit Colette

Meine Phobie und ne krasse Konfrontationstherapie mit Colette

Lies das nicht, wenn du schwache Nerven hast!

Ich so: “Haaaaaaaaa!” Sie so: “Dumpfbum”. Unbedarft hatte ich Jörgs Badehose, die auf dem Boden lag aufgehoben – und etwas in mir sagte: Schüttel sie mal auf, bevor du sie auf das Regal legst. 

Ich schüttel und Bäääm. Eine Kakerlake apokalyptischen Ausmaßes plumpst wenig elegant zu Boden. Begleitet von einem Urschrei meinerseits, der wahrscheinlich das ganze Dorf geweckt hat. Sie liegt auf dem Rücken und ich habe sie: Meine Phobie. Die hab ich schon immer (lange) – und hier ist ein optimaler Ort für eine krasse Konfrontationstherapie. 

Leider ist keiner da, der mir über den Kopf streichen und mich bedauern kann. 

Jedenfalls fühlt es sich an, als hätte mir gerade jemand einen Säbelzahntiger ins Bett gepackt an dem ich festgeschnallt bin. Wir schauen uns nicht in die Augen, denn ich vermute mal, dass meine neue Freundin, die ich mal “Colette” nenne, mit den Augen nach unten guckt. 

Nun. Colette, liegt auf dem Rücken und bewegt sich nicht. 

Schock. 

Ich hab das Tier geschockt. Erfolgreich geschockt? Nun, ok. Ich stelle mich den Tatsachen. Ich werde in Afrika meine Kakerlaken-Phobie selbst therapieren. Der schlimmst anzunehmende Fall ist, dass sie bleibt. Naja. Schlimmer kann es nicht werden.

Und wende dafür folgende Schritte an:

  1. Annehmen der Tatsache. Ich bin in Afrika. In den Tropen. Da sind Kakerlaken normal. 
  2. Analyse: Kakerlaken – so habe ich gegoogelt sind nicht gefährlich. Nach meinen Kenntnissen beißen sie nicht und sie sind auch nicht giftig. Rational betrachtet ist keine Gefahr. Und sie stehen auch nicht für unsauberkeit sondern beseitigen die Abfälle, die nun mal anfallen, wenn man was im Spülbecken abwäscht.
  3. Prosper hat gerade die anderen drei toten K’s, die hier rumliegen, angefasst und auf den Hof für die Hühner getragen. Aha, man kann die Dinger anfassen. Prosper ist am Leben und lacht. Es scheint also zu gehen. “Sie sind nicht giftig.”, sagt er. Naja. Er hat ja Recht.
  4. Information: Ich google sicherheitshalber. Kakerlaken sind kein Anzeichen von Unsauberkeit sondern in den Tropen, in denen ich ja offenbar gerade bin, normal. So wie bei uns halt Marienkäfer. Die haben auch Klapp-Beine und Flügel. Nur bei Colette, da sind die Fühler länger und sie ist ungefähr so groß wie mein Daumen. Naja fast so groß wie ein Faultier (das war jetzt Spaß, der Daumen stimmt aber)
  5. Tat: Ich nehme die Challenge an. Und beseitige meine K-Phobie. Lieben muss ich sie ja nicht, die Colette. Vielleicht einigen wir uns auf eine friedliche Ko-Existenz. Immerhin bin ich hier zu Besuch. Ich bemerke übrigens, dass mich Kakerlaken lediglich in “meinen” eigenen vier Wänden und meinen Sachen stören, laufen sie über die Straße, nervt es mich ungefähr gar nicht.
  6. Kurze Unterbrechung. Ein erneuter Schrei, den ich noch in ein hysterisches Lachen und Quietschen umwandeln kann. Also so zu beginn wie ein kleines Schweinchen und dann einen Lachflash in Jana-Lache. Colette hat sich in einem Moment der Unachtsamkeit meinerseits umgedreht und ist unter das Bett gehuscht. Also so ganz geheilt scheine ich noch nicht zu sein.
  7. Ich glaube, Rückfälle sind normal.
  8. Umsetzen und die Phobie beim Schopfe packen: Das mache ich dann bei nächster Gelegenheit. Und die wird kommen.

Gibt es auch was, vor dem du Angst hast, obwohl du doch als Heldin giltst? 

Naja auch Helden dürfen mal schwächeln. Und Colette macht mich schwach. Denn spätestens heute Abend, wenn ich nach Hause komme und das Licht anschalte, werde ich sie wiedersehen. 

Warum gibt es diesen Blog?

Weil Jana es liebt, zu schreiben und viele ihrer Kontakte nach Reiseberichten aus Benin gefragt haben. 

Was macht Jana im Benin?

Hier besuchen Jana und Jörg das soziale Projekt, das Wieduwilt Kommunikation seit einigen Jahren unterstützt. Es geht dabei um Mädchen, die durch die Unterstützung ihr Schulgeld und ihr Essen bezahlen können, um weiter zur Schule zu gehen. Die Alternative wäre raus aus Schule und Ausbildung und rein in die Feldarbeit. Mehr Info dazu findest du HIER).

Geburtstag in Afrika

Geburtstag in Afrika

Dieser Geburtstag war nicht nur deshalb besonders, weil ich jetzt meinen Lebensmittelpunkt erreicht habe. Sondern auch deshalb, weil er mit meinem ersten Tag in Afrika zusammenfiel.
Ich nehm dich hier mit durch diesen verrückten Tag, der mit afrikanischem Pilgern begann, mich mehrfach zu Tränen rührte und überaus hitzig endete.

Morgens in Cotonou. Hafenstadt, quirlig, geschäftig. Aber anders geschäftig als Asien. Afrika ist auch in der Großstadt nicht busy. Jedenfalls habe ich es nicht mitbekommen. Die Menschen bewegen sich eben geschmeidig. Nicht wie wir hektisch auf ein Ziel hinstürmend, sondern federnd den Gang genießend. Ich hab mal versucht, federnd durch die City zu laufen, am Morgen, wenn es mit 25-28 Grad noch hübsch frisch und kühl ist. Der Strand von Cotonou ist eine Wucht. Nicht nur die mächtigen Wellen, die an Land preschen, auch der schier unendlich breite und lange Sandstrand. Du musst gefühlt erst eine Wüste durchqueren, bevor du die Füße in den Atlantik tauchen kannst. 

Dann nach endlosem Strand ein erster Stopp und Wiedertreffen von Prosper und Jörg in einer Strandbar. Nett, aber unerschwinglich für die meisten hier, deren Monatseinkommen zwischen 30 und 50 Euro schwankt.

Heute stand die Reise nach Toviklin, unserem Projektstandort Richtung Norden auf dem Plan. Wir stoppen in Ouidah, von hier aus sind über Jahrhunderte Menschen vom gesamten afrikanischen als Sklaven verkauft worden nach Amerika. Die Pforte ohne Wiederkehr.

Das war ein lukratives Geschäft, wie man an den einigermaßen gut erhaltenen Kolonialhäusern sehen kann. Und natürlich entdeckte diesen historischen Platz auch schon recht bald die Katholische Kirche. Aber noch viel eher entdeckten sie ihn die Vodoo Priester. Sie errichteten den Tempel der Schlangen, den wir natürlich auch besuchten. Eine Python ist nicht gefährlich. Haben sie gesagt. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, die kalte Schlange zu berühren und zu fühlen. Sie schlängelt sich ganz ruhig an mir lang. Ist echt was, da brauchst du alle VodooGötter der Welt, um dich der Situation hingeben zu können. Entsprechend habe ich auch einen Wunsch (einen großen, riesigen Wunsch, nicht für mich) dort gelassen. Bei den Schlangen, die als Symbol für Unendlichkeit gelten. Übrigens, die Schlangen essen nur 1 x pro Monat. Dann werden sie aus dem Tempel gelassen und holen sich Maus, Ratte oder was immer so rumläuft. Sie sind heilig und überqueren gefahrlos Bürgersteige und Straßen. Und kommen dann unbeschadet wieder zurück, um ihr heiliges Werk zu tun. 

Der größte Feiertag ist um den 10. Januar herum. Dann kommen die Vodoo Anhänger nach Ouidah, um zu feiern, zu beten, zu opfern. Jungfrauen müssen das Wasser vom Fluss holen, das dann mit Kräutern der wichtigsten Vodoo Priester versehen heilige Dinge tut. In Afrika ist man pragmatisch. Da es nicht mehr genug Jungfrauen gibt (so O-Ton des Vodoo Priesters) bittet man heute ältere Damen jenseits der Menopause um ihre Hilfe. 

So gestärkt und mit frischem Vodoo Segen versehen ging es weiter. Ach, übrigens. Wenn mein Wunsch in Erfüllung geht, werde ich dahin zurückkommen und eine Ziege spenden. Den Kopf darf der Priester essen, die Ziege die anderen.

Wir fuhren mit einem immer langsamer werdenden Fahrzeug durch Märkte, sahen wunderschöne afrikanische Frauen mit riesigen Lasten auf ihrem Kopf, die majestätisch durch den roten afrikanischen Staub schritten. Wir sahen staunende Kinder, trafen auf Märkte, allerlei Marktstände am Straßenrand, wild hupende Mopedfahrer und entgegenkommende Autos. 

Und dann waren wir fast da. Da blieb das Auto endgültig stehen. Das ist Afrika. Keiner regt sich auf. Erst mal aussteigen. Chillen. Telefonieren. Und so nach einer Viertelstunde war einer der zahlreichen Bekannten, Brüder, Verwandten da, da saßen schon drei Leute drin. Nun, wir (nicht gerade dünne) mussten da nebst Gepäck, frisch erworbenem Ventilator und so weiter auch noch mit rein. Da muss die Mama die Tochter eben einfach mal auf den Schoß nehmen.

Dann. Die Straßen wurden sandiger. Das Tempo langsamer. Wir sind da. In unserer verglichen mit der Umgebung luxuriösen Unterkunft. Dusche. Klo. Fast perfekt ausgestattete Küche!!! Ein sowas von Luxus. Wenn das ein Afrikaner sich leisten kann, dann hat er es geschafft. Wirklich. 

Wir wohnen in einer Art Gästehaus, vielleicht eine Art Airbnb. Mitten in einem kleinen Dorf, einer “Wohnanlage”, wo das ganz normale afrikanische Leben tobt. Frauen, die Wäsche waschen, Kinder auf dem Rücken haben und tonnenschwere Wasserbehälter auf ihrem Kopf balancieren. Und dabei so gut gekleidet aussehen, als würden sie zu ihrem Sonntagsausflug gehen. Kinder spielen unbeachtet auf der Straße. Sie entdecken auf ihre Weise die Welt. So selbstvergessenes Spielen wie hier habe ich in Deutschland selten gesehen. Und ab 3-4 Jahre helfen sie mit ganz selbstverständlich. Der kleine Steppke, der den ganzen Tag von einer Leiter aus Wasser verkauft, der ist höchstens 4 und steht dort den ganzen Tag, um gegen Geld den Wasserhahn auf und wieder zu zudrehen. Eine andere Welt. Hier unten wird gerade als ich das Schreibe ein Kind gebadet. Das scheint ihm nicht so gut zu gefallen. 

Nun, wir haben dann die Mädchen getroffen, Genevieve und Clarisse, für die wir Patenschaften übernommen haben. Genevieve lernt Schneiderin, ist im 2. Lehrjahr und fährt von Montag-Sonntag 18 km einfach zu ihrer Lehrstelle, die sie nur noch hat, weil wir den Obulus dafür bezahlen. Das Mädel will los machen und am liebsten ihre eigene Schneiderwerkstatt haben. Ich kann es fühlen. Clarisse ist noch in der Schule und will Informatikerin werden. Dazu braucht sie eine Art Technikerschule, die aber auch im Ort ist. Beide sind sowas von lieb.

Abends zu Gast bei Prosper zu Hause. Ein winzig kleines Haus, in dem er und seine schwangere Frau, sein Bruder mit Familie, seine Schwester mit Kind(ern) und eine Frau seines Vaters (der Verstorbene hatte 3 Frauen und brachte 19 Kinder mit diesen 3 Frauen hervor). Also schon ne ganze Menge Leute, die auf der Fläche, die kleiner ist, als ein normales deutsches Wohnzimmer, wohnen. Wir sitzen auf dem Hof und es ist alles sehr freundlich und nett. Die Kinder spielen um uns herum, Hühner sind da, eine Katze schleicht herum. Mir fällt auf, dass einfach alles geteilt wird. Wenn ich einem Mädel was gebe, teilt sie es mit allen anderen. Interessant. Das Essen wird gemeinsam von einem Teller gegessen. Wir bekommen sogar das gute Besteck, während Prospers Frau einen Maisbrei zubereitet. 

Die Kochstelle: Drei Steine. Ein verbeulter Alutopf. Und Langstieliges Holz. Irgendwo auf dem Hof. Dieser Maisbrei. Muss kräftig gerührt werden. Ich habe überhaupt den Eindruck, dass die Menschen hier sehr robust und kräftig sind. Es wird viel gelacht und gescherzt.

Ich bin berührt von dieser Armut und Gastfreundschaft. 

Und dann bringen die Mädels einen Karton. In dem Karton eine Torte. Mit Aufschrift. Für mich!! Ich heule los. War alles ganz schön viel. Wir teilen die Torte brüderlich. Mit allen 22, die auf dem Hof wohnen. Und ich liebe es. 

Abends geht es dann noch auf den Nachtmarkt. Der ist bunt, schrill und warm. Es gibt alles mögliche, Fische, bunte Stoffe, Zahnbürsten (auf afrikanisch). Seife. Und so viel mehr, das ich nicht kenne. Es ist nicht so viel exotisches Zeug da wie auf einem asiatisch-chinesischen Markt aber eben auch noch wenig wenig Plastikzeugs.. Und es ist dicht. Man drängt sich. Kinder wollen die “Weißen” anfassen. 

Und dann hab ich echt Memory overflow und muss ins Bett. Wo ich natürlich vor Hitze nicht zur Ruhe komme. Es ist so warm, dass mir der Schweiß in die Augen läuft.

Also, ihr Lieben. Ich danke euch allen. Für eure guten Wünsche. Für diesen Geburtstag. Und für jeden einzelnen Euro, den ihr gespendet habt. Danke. Hier ist es gut und wird gebraucht. 

Wer ist Jana?

Jana Wieduwilt ist BusinessMentorin für Marketing wie DU willst. Kundengewinnung auf persönliche authentische Art, Wachstum und ein freundschaftliches Miteinander zeichnet ihre Arbeit mit Selbstständigen aus. Ihr Ziel: Wildes weibliches Marketing für alle. HIER kannst du mehr lesen.

Wenn du mit Jana arbeiten möchtest, weil du vor kurzem dein Business nach langer Berufserfahrung gegründet hast oder dein Business einfach mehr Authentizität und eine klare Positionierung benötigt, dann check diese Seite hier: YOUSCOVERY ®. Ein Einstieg der Extra Klasse ist die Archetypen Challenge, die am 16.2. startet. HIER kannst du dich dazu informieren.

Afrika das Herz der Welt

Afrika das Herz der Welt

Was ist Afrika? Wenn du schon mal hier warst, wirst du deine eigene Erklärung für dieses Phänomen haben. Wenn nicht, dann lies mit offener Neugier – aber lass dich davon nicht weiter beeinflussen. Ich glaube, Afrika ist für jeden etwas anderes. Für mich ist es das Herz der Welt. Warum, das verstehst du wenn du diesen Artikel liest.

Afrika ist für mich als Europäerin vor allem anders. Also. Cotonou ist eine Stadt, die mich an Südamerika vor 30 Jahren erinnert – vom Stil her eine Mischung aus 80er Jahre Moderne und geordnetem Asien, was die vielen Mopeds betrifft, die durch die teilweise durchaus breiten Straßen düsen. Immerhin, hier leben zwei Millionen Menschen. Ich bin an einem Morgen durch die Stadt gegangen und habe erstaunlich wenig Müll gesehen. Aber ich glaube auch, dass wir im “Nobelviertel” der Stadt abgestiegen sind. Überall Bauarbeiten. Ein neuer Park wird gebaut. Da läd man eben das 1000 Liter Fass auf ein Motorrad-Dreirad, bastelt eine dieselbetriebene Pumpe dazu und gießt die angepflanzten Pflänzchen.

Afrika ist WARM. Naja tropisch eben. Das ist wahrscheinlich keine große Überraschung. Tatsächlich hatte ich vergessen, wie intensiv ich schwitzen kann. (NASEN-KINO-OFF!).

Afrika ist hilfsbereit. Auf einmal stand ich vor einer gerade zu asphaltierenden Straße – und wusste nicht wie ich da drüber kommen sollte. Der Bauarbeiter war so nett mich über die Teermaschine zu führen:) damit meine weißen Schuhe nicht beschmutzt würden. Er packte einfach meine Hand und führte mich sicher über die Maschine.

Und dann kommst du an einer Menge im Bau befindlicher aber offenbar nicht weiter gebauter Semi-Ruinen vorbei. Tja, Corona hat die Hotelbauten stagnieren lassen. Gebaut wird gerade ein Denkmal.. auf der wohl künftigen Pracht Uferpromenade. Je nachdem, wenn ich das in afrikanischem Tempo berechne, dann wird das schon noch ein paar Tage dauern, bis die fertig ist. Ich kann mich aber auch täuschen.

Und dann kommt der Strand. WOW. Das ist die Wucht. Bestimmt fünfhundert oder mehr Meter breit. Und flach – und ganz hinten am Horizont siehst du ne mächtige Welle. Dieser Strand ist wunderschön. Teilweise sind Palmen angepflanzt, unter denen sich trefflich entspannen lässt. Ist natürlich ein Privileg, für ein paar Säfte so viel auszugeben wie hier ein Arbeiter in 10 Tagen verdient. Es ist mir BEWUSST. Trotzdem genieße ich es. 

Afrika ist Anmut. Hast du schon mal eine Afrikanerin, egal ob alt oder jung am Straßenrand mit einem schweren Korb auf dem Kopf gesehen? Das ist Anmut. Der Blick, wenn sie erkennen, dass da komische Weiße im Auto sitzen und sie staunend bewundern. Eine Mischung aus Erkennen und Stolz. Wunderschön. (Ich habe festgestellt, dass die Männer das auch können, mit dem Kopftragen, es aber offenbar im fortgeschrittenen Alter nicht mehr tun, Anmerkung für mich: Muss mal Prosper fragen, warum das so ist).

Afrika ist bunt. Die bunten Kleider. Die bunten Muster. Ein bunter, chaotischer Markt zwischen Farben und Gerüchen. Nicht so intensiv wie in Arabien aber die Menschen sind so bunt. 

Afrika ist langsam. Es dauert halt alles. Wenn du eben etwas zu essen bestellst. Oder der Nachbarin beim Palmwedelflechten zusiehst. Oder entscheidest, los zu gehen. Du entscheidest und dann sitzt du erst mal noch so ne Stunde. Perfekt zum Runterkommen. Definitiv. Weil auch wenn du aufgeregt bist, gehts ja doch nicht schneller.

Afrika sind Kinder. Robuste Kinder. Kinder, die auf dem Rücken ihrer Mutter schlafen. Im Straßenstaub spielen. Ihrer Mutter zur Hand gehen, ganz natürlich in einem ganz natürlichem Tun. Sie schnitzen an der Maniokfrucht, versuchen Feuer zu machen, tragen Sachen hin und her. Kindergärten gibt es nicht. Schulpflicht schon, aber die wird bei weitem nicht von allen wahrgenommen. Es ist ein Schulgeld zu zahlen von ca. 20 Euro im Jahr. Zu teuer für viele Familien. Und wenn ein Ernährer weg fällt, oder nicht mehr arbeiten kann, ist die Not groß und die Kinder müssen mit ran. Feldarbeit, auf dem Markt verkaufen, Schuhe machen. Die Glücklichen machen eine Lehre. Die sie auch bezahlen und nunja, doch schon intensiv durchleben dürfen. 7 Tage, 12 Stunden beim Lehrmeister arbeiten. Drei Jahre. Kleiner Reminder: Was verdienen Azubis in Deutschland?

Afrika ist rot. Roter Sand überall. 

Afrika ist lebendig und laut. Die MusikBoxen – wenn vorhanden, sind größer als die Häuser. Naja ich übertreibe. Auf jeden Fall sind sie LAUT. Man unterhält sich im Grunde die ganze Zeit. Da die Nachbarschaften sehr sehr eng sind – sind also im Grunde überall Gespräche zu hören. Mal kurzes Kindergeschrei. Oft ein glockenhelles Lachen. Telefoniert wird irgendwie andauernd, vor allem von den Männern. Die Frauen haben keine Zeit. Und man unterhält sich eben durchs ganze Dorf rufend im Dialekt, den ich natürlich nicht verstehe. Aber es klingt freundlich. 

Afrika ist erdend. Weißt du, was wir für Luxussorgen haben? Trink ich heute Latte geschäumt oder gedreht. Laktosefrei oder Soja…? Leute. Kommt mal runter. Es gibt ganz andere Probleme auf dieser Welt. Zum Beispiel Müll. Plastik. Armut. Echte Armut. Diese Menschen haben nicht mehr als sie auf dem Leib tragen. Sie wohnen (in der Luxusvariante!!) mit ca. 12 Leuten in einem Gebäude, das ca. 30 qm hat. Sie kochen auf drei Steinen mit Holz. Es gibt Maisbrei. Morgens. Mittags und Abends. Alles klar?

Afrika nimmt. Wenn zwei weiße “reiche” Touris hier durch die Gegend laufen. Nun. Erstmal verstehst du schlagartig, wie sich ein farbiger Mensch in Europa fühlt. Kinder staunen mit großen Augen. Sie würden gerne mal anfassen, trauen sich aber nicht. Die Erwachsenen machen ihre Kinder aufmerksam: Guck mal Weiße. Komische hellhäutige Exemplare, die komisch angezogen sind. Und genauso staunen. Über diese bunte fremde Welt rundherum.

Und wenn du als Weißer fragst, was dieses oder jenes kostet. Kriegst du umgehend den WeißenBonus. Also den wahrscheinlich gefühlt 10fachen Preis. Ist immernoch ok, aber ist eben für hier teuer. Mir geht es nicht darum, das zu kritisieren. Ich würde das ganz genauso machen, wenn mir reiche Geldvögel vor der Nase sitzen und was haben wöllten, was ich hab. Bananen zum Beispiel. Weil die sowas von bananig schmecken. Haaaaah, ein Traum. 

Afrika ist: “Haben wir Wasser?” – Eine gute Frage. Die reichen haben welches, was ab und an mal funktioniert. Die anderen tragen es auf den Köpfen um zu waschen, zu kochen. 

Afrika ist: weise. Es ist das Herz der Welt. Es eilt einfach nichts. Kinder spielen mit sich. Man hilft (innerhalb des eigenen Clans, soweit ich das mitbekommen habe)…Die Menschen sind freundlich, offen und hilfsbereit. Irgendwie ist es die Wiege der Menschheit. Weil hier alle Weisheit unseres Seins versammelt ist. In den Augen der Menschen. In den riesigen Baobab Bäumen. In den VodooSchlangen. Das berührt mich gerade sehr. 

Hab einen schönen Tag.

Warum Benin? Wir besuchen hier “unser” soziales Projekt. Spenden sind jederzeit gern gesehen. Auch jeder winzig kleine Beitrag hilft. Schreib mir eine Mail an jw@wieduwilt-kommunikation.de Betreff: Beninprojekt.


Wer ist Jana: Jana ist im europäischen Leben Business- und MarketingMentorin und berät dich als Unternehmerin dazu, dein Business wild weiblich und vor allem wie DU willst, auszurichten. 20 Jahre Erfahrung als Selbstständige und Unternehmerin und natürlich zwei ordentliche Diplome in BWL und Landschaftsarchitektur helfen dabei. Landschaftsarchitektur? Struktur und eine Ordnung der Kreativität. BWL: Strategie und Weitblick. Lies hier für mehr Info.

 

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Was nimmt man mit nach Afrika?​

Was nimmt man mit nach Afrika?​

Der Rucksack ist gepackt. Was nimmt man mit, wenn man das erste Mal nach Afrika fährt und eine Menge Menschen besuchen möchte?

Ich habe eingepackt für mich persönlich Waschbeutel, 3 T-Shirts, 2 Hosen, Unterwäsche, Socken, Schal, Mütze, Jacke fürs Zurückkommen, Sandalen, Sonnencreme, Panthenolspray, Laptop, Ladegeräte, Schreibzeug, ein paar leere Zip-Beutel (man weiß ja nie) und sonst nix.

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Und dann habe ich eingepackt: Jede Menge Geschenke. Bin mir sicher, dass wir damit “unser” Projekt Fifame – eine Unterstützungs- und Bildungsstelle für junge Frauen im ländlichen Benin, ganz gut unterstützen können:
Tablet (gebraucht), Handy (gebraucht) für Prosper, den Organisator des Projektes, dazu kleine Geschenke aus dem Nähstübchen für Genevieve, die eine angehende Schneiderin ist und ein bissel Mädchenkram für Larisse, die noch zur Schule geht. Über Genevieve und Larisse werde ich noch berichten. 

Dazu habe ich eine ganz coole T-Shirt-Überraschung für einige Mädchen, Mini-Duschgel-Döschen, die sie sich so sehr wünschen. Bewusst habe ich auf allzu großen Glitterkram verzichtet, weil ich denke, dass die Mädels dort andere Sorgen haben als sich um Glitterkram Gedanken zu machen.

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Ach und Bücher, die habe ich ganz vergessen. Dazu habe ich noch Postkarten von uns im typischen Wieduwilt Layout mit – natürlich mit Wintermotiven. Was denn auch sonst in Afrika?

So nun lass uns erst mal ankommen in Cotonou. Ich bin gespannt. Eine Menge guter Tipps habe ich bekommen und den Rest sollte ich entspannt auf mich zukommen lassen. Mal sehen, was sich hinter der allseits und in den letzten Tagen oft gehörten Aussage: “Es ist halt Afrika” verbirgt. Ich werde berichten. Zwischendurch bin ich natürlich auch am Arbeiten. Bin ja wiedermal BusinessPilgern.

Wer ist Jana? Jana Wieduwilt, noch 49, Unternehmerin im WieDUwillst-Modus. Es geht um wildes weibliches, kraftvolles Business – und Jana begleitet ihre Kundinnen zu einem Business und Marketing wie DU willst. Echt. Kraftvoll und mit der Erfahrung aus 20 Jahren. Sie nutzt die Archetypen für Werbung und Marketing um Positionierung erfassbar zu machen. HIER GEHT’S ZUM ARTIKEL.

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Senegalesisches Essen in den spanisch-galizischen Bergen

Senegalesisches Essen in den spanisch-galizischen Bergen

Ups, das ist ja spannend. Natalie ist irgendwie aus einer anderen Welt. Den “klassischen” Vorurteilen folgend, kann es nicht  sein, dass sie aus diesem Dorf stammt. Da haben mich meine Vorurteile nicht getäuscht. Sie stammt aus Senegal und ihr Mann, ein Spanier, traf sie als Entwicklungshelfer. Nach ein paar Jahren Senegal und einigen Stationen in Spanien haben sie jetzt beide eine Alberque für Pilger. In einem kleinen Mini-Dorf, das aus 12 Häusern und zwei Herbergen besteht. Und Landschaft. Mehr ist nicht. Meistens (seit März 2021 zumindest) nicht mal viele Pilger! Seitdem sind die beiden, Natalia und Joe, ihr spanischer Mann, Hospitaleros – und was für welche. Ich komme relativ zeitig an und bin gleich mal mitten in die Familie integriert. Die beiden haben zwei lebhafte Steppkes, 7 und 10 Jahre jung – und – da ich, heute zumindest, der einzige Gast bin, habe ich volle Rundumbetreuung. Ich habe nicht nur ein Zweibettzimmer für mich alleine sondern auch die ganze Familie für mich. Es gibt Mittagessen (für spanische Verhältnisse pünktlich) zwischen 2 und 3, wenn die Kids von der Schule kommen. Salat, Pasta und Hühnchen. Wunderbar. Und Wein, den Joe aus den Katakomben holt. Näher dran an echten Menschen kannst du nicht sein – so was von echt, herzlich und zugetan. Ich sage, dass ich etwas arbeiten werde – und bekomme – mitten in der Zoom-Konferenz vom Chef des Hauses persönlich noch einen Apfel serviert. Träumchen. Preis: 15 Euro /pro Nacht. Da kannste echt nicht meckern. 

Inzwischen bin ich angekommen auf dem Camino. Bin angekommen bei mir – ein Stück mehr. Wie macht das dieser Weg. Er zeigt konsequent wie wichtig das ist, bei sich zu sein. Entweder, wie gerade eben – ist Stromausfall und damit geht das Wifi auch nicht. Oder, wie heute früh, sind mal wieder meine mobilen Daten aufgebraucht. Jedenfalls geht dann kein Internet. Und was sagt mir das, der wichtige Post muss warten, der wichtige Termin verschoben werden. 

Das ist blöd. Aber ich kann da inzwischen sehr entspannt sein. 

Was ist denn wirklich wichtig? 

Diese wunderbare reiche Natur. Die echten Menschen, die ich auf dem Weg treffe. Die Selbstüberwindung beim letzten wirklich heftigen Aufstieg. Da hatten auch echt trainierte Menschen richtig zu kämpfen. Ich auch. Das ist so ein Aufstieg, wo du am liebsten wirklich alle 2 Meter stehen bleiben willst und dir das Taxi heimlich herbeiwünscht. Kam aber keins. 

Und dann habe ich das gemacht, was in solchen Situationen, wenn es steil (WIRKLICH STEIL) bergauf geht, und dir die Sonne ins Gehirn brennt – ich bin Schritt für Schritt gegangen. Mich hat nicht mehr interessiert, wie weit es noch ist, oder ob nach dem nächsten “Absatz” endlich wahlweise das ersehnte Dorf, Schatten oder eine weniger starke Steigung kommt. Ich bin einfach gegangen. Jeder Schritt war im Jetzt, egal was war und egal was kommt. Auf diese Weise bin ich tatsächlich angekommen.

In der familiären Pension bei Joe und Natalie bin ich tatsächlich 2 Tage geblieben, weil ich etwas arbeiten wollte. Hat auch ungefähr geklappt. 

Am 2. Tag – kamen auf einmal weitere Pilger: Lars aus der Schweiz, 75 Jahre und ein wunderbarer Mensch. Redselig und auf seinem ersten Jakobsweg. Er hat ganze 23 (!) kg Gepäck mit sich. Ein Zelt, eine Isomatte, eine Hängematte und einen Kocher. Einfach alles ist mit ihm. Das ist natürlich viel zu schwer – so lässt er sein Gepäck von einer Station zur anderen transportieren. 

Aber mal ehrlich: Mit 75 Jahren darf man auch mal ein paar kg zu viel mitnehmen. 

Das andere “Paar” – ein Nicht-Paar. 1 x Schweiz und 1 x heimatlich vertraute Klänge. Da merke ich, wie brandenburgisch ich wirklich bin. Nennen wir ihn, Bernd, kommt aus Eberswalde und der Dialekt ist so vertraut. Er hat einfach hingeschmissen. 20 Jahre habe er nur gearbeitet – für seinen Chef. Und der scheint es etwas übertrieben zu haben, oder die Zeit war einfach reif. Bernd hat wie er sagt, “im Affekt” den Laptop und das Diensthandy in ein gelbes Postpaket gepackt, das zu seinem Chef geschickt und sein Kündigungsschreiben dazu gelegt. Setzte sich ins Auto und fuhr gen Süden. Bis Pamplona. Da begann sein Jakobsweg. Dabei hat er Verena getroffen, eine Schweizerin, die demnächst 50 wird. Sie sind beide so ein bisschen wie bei Loriot, wie ein altes Ehepaar. Dabei sind beide anderweitig gebunden. Pilgergeschichten mit viel Spaß.

Das schöne am Pilgern ist: Alle sind gleich. Du siehst nicht, wer Geld hat, wer keins hat, wer viel arbeitet, wer wenig. Du siehst nicht, wer gerade geschieden ist, jemanden verloren hat oder auch frisch verheiratet ist. Und gerade, wo ich hier sitze und das schreibe spaziert mein schleimi-Spanier vorbei, desssen Bierfahne wirklich legendär mindestens bis Santiago reicht. Er, der mir (und allen anderen Frauen) nette Kompimente macht a lá “Du hast sooo schöne Augen..:” Muss man das richtigs Maß aus Abstand und Nettigkeit finden, um den guten Frieden zu wahren. Jedenfalls werden wir heute die Nacht miteinander verbringen. Zusammen mit mindestens 20 anderen Pilgern im Schlafsaal. 

Inzwischen habe ich die Bierza durchquert, eine Weingegend, hab einen lustigen Familienbetrieb gesehen, eine Herberge/Restaurant, wo ich ganz alleine war, habe den steilsten (hoffe ich wenigstens) Weg des Camino Frances erklommen und mir von einer Französin (66), die durch Corona 5 enge Verwandte verloren hat, die Blasen an den Füßen reparieren lassen. Ich habe Luis aus Argentinien getroffen, der mit dem Rad unterwegs ist und einen Spanier aus Granada, der seit 2 Jahren unterwegs ist. Auch er hat , ähnlich wie Bernd, einfach hingehauen. Er sei immerhin 39 – und da werde es Zeit, dass er sich mal um sich kümmere. Nun, der Weg wird es richten. 

Ich trotte da neulich so die Straße lang, da treffe ich zwei Hunde. Einen Welpen und einen Struppi. Beide sind wohl der Meinung, ich müsse mit ihnen spielen. Hab aber keine Lust. Der Welpe sagt nix, Struppi ist auf Hundeart ungehalten und bellt wie ein Wilder. 

Ach und dann ist es passiert. Ich habe das erste vierblättrige Kleeblatt gefunden, in meinem Leben. Krass. Das ist ein Beweis dafür, dass es geht. Denn bei José, ihr erinnert euch, der Typ mit dem Öko-Wein und den Kleeblättern – hatte ich beschlossen, dass ich jetzt auch mal ein 4-blättriges Kleeblatt finde. Hat geklappt. Ist  wohl doch mehr Mindset als alles andere.

Zurück zur Albeque mit Familienanschluss. Da habe ich senegalesisches Essen bekommen. Und durfte richtig mit dabei sein, im Familienleben. Wunderbar. Ein weiteres Geschenk des Jakobsweges.

Von Templern und einem knarzenden Haus

Von Templern und einem knarzenden Haus

Na da wird wohl doch was zurückgeblieben sein von meinem latenten Sonnenstich. Ich stiefele gerade durch eine blühende Wiese, da eilt mir ein Templer entgegen. Kapuze tief ins Gesicht gezogen – und völlig ignorant. Ich sehe schon Templer. Das sind die mit dem roten Kreuz, ein Ritterorden, der laut Wikipedia irgendwie vom Jahr 1100 noch etwas bis 13 nochetwas die Pilger beschützte, aber nicht nur. “Macht der Weg auch eine Zeitmaschine?”, frage ich mich leicht irritiert – und blicke an mir runter. Nö, ich habe immernoch meine neuzeitliche Ausrüstung – auch mein frisch erworbener Pilgerstock ist bei mir. Vielleicht bin ich auch zu lange alleine mit mir… und drehe langsam durch. Doch der Reihe nach.

Also da soll mir einer sagen, der Jakobsweg sei überlaufen. Ist er nicht oder ich bewege mich völlig außer der Norm hier, denn ich bin schon die zweite Nacht fast ganz alleine in der Herberge. Das “außer der Norm” Ist irgendwie auch wieder passend, denn ich habs ja im Namen. Wie DU willst. Nicht wie die anderen. 

Ich bin ein bisschen aus dem Standard-Etappen-Raster rausgefallen. Denn ich musste mal kurz eine kurze Etappe einschieben und in Rabanal del Camino einkehren. Ein malerisches Dorf. Irgendwie hatte ich recht früh eingecheckt in einer wunderbaren Herberge mit netten Menschen und ausreichendem Wlan – war zum Mittagessen – und danach ging gar nichts mehr. Sonnenstich – oder so was. Jedenfalls fühlte sich mein Kopf so eben sehr matschig an. Da bin ich erst mal ins Bett und da auch – bis auf einen kurzen Zwischenstep, den gregorianischen Pilgersegen zweier sehr souveräner Mönche) und ein Zoom-Gespräch nicht mehr rausgekommen bis morgens früh. 

Ist auch klar: Ich hatte an dem Tag meine Kappe ziemlich spät aufgesetzt und bin den ganzen Tag mit meiner Kuscheljacke gelaufen. Kalt war es nicht, eher warm bis heiß, aber ich musste meinen Sonnenbrand an den Armen auskurieren. Und schlauerweise habe ich ja aus Gründen der Gewichtsreduzierung meines Rucksacks mein langärmeliges Shirt in der ersten Herberge gelassen. Dumm gel… na egal. Jedenfalls ging es schön sachte aber stetig bergan. Den ganzen Tag. Bis auf stattliche 1300 Meter Höhe. Da ist die Luft schon dünne. Das ist schon hoch, wenn “mein” höchster Berg in den Kmehlener Bergen liegt der weniger als 200 Meter hat.. 

Am Morgen war alles wieder fein, frisch bin ich in die neue Etappe gestartet: Durch wirklich nach all den tosenden Straßen – endlich Stille. – Nein eigentlich keine Stille. Frösche quaken, Vögel zwitschern, Bienen summen, der Wind rauscht  – und ab und zu höre ich meine eigenen Schritte, manchmal auch meine Selbstgespräche. Sonst ist da NICHTS. Berge, Aussicht. Und so was von einer blühenden Vielfalt an der ich mich kaum satt sehen kann. Natürlich sind alle anderen Pilger schon weg. Und ich staune immer noch über Blümchen, Ginster und Heide in den verschiedensten Varianten. Es geht kräftig bergan. Heute habe ich Kraft und fühle mich wirklich wohl, obwohl ich heute den höchsten Punkt des Jakobsweges mit rund 1600 Höhenmetern erreichen werde. Gemessen hab ich es nicht. Tomas hat es mir erzählt. Tomas ist ein Einsiedler und Templer. Die roten Kreuze zieren schon seit Kilometern neben der Jakobsmuschel die Wegweiser. Ich wusste gar nicht so richtig, was Templer sind und hab mich belesen. Nun, Tomas ist einer der Ver-rückten, die hier oben, am höchsten Punkt des Jakobswegs ihren ganz eigenen Film spielen. Der Templerorden ist wieder auferstanden und in der Enklave Manjarin gibt es wenige windschiefe Hütten, seltsame Gestalten – und eben Tomas. Der kräftige Ex-Pilger läutet die Glocke als ich des Weges komme. Natürlich gehe ich gucken: Ganz in Templer-Manier bekomme ich die Frage: Coca Cola oder Wasser. Na bei so viel Charme: Da nehm ich doch Wasser. Tomas klärt mich über die Templer nicht auf, nur dass das eben so sei – er erzählt mir jedoch, dass seine Katze Prinzessin heißt und 4 Junge bekommen hat, sein Hund schwarz ist, aber eingesperrt, weil manche Pilger Angst vor Hunden haben. Und dass hier der höchste Punkt des Weges sei. Na, wenn Tomas das sagt.. Immerhin ist er 19 Mal den Weg gegangen. Und hier bleibt er jetzt, Sommer wie Winter – und gibt den Pilgern Getränke. Früher war es mal eine Herberge aber geht irgendwie gerade nicht. Genauer ist Tomas da nicht. Und, nein es gibt keine Fotos. Will er nicht. Ist ja schließlich sein persönliches Recht. 

Ich verlasse Tomas und Princessa – und steuere das Cruz Ferro an. Eigentlich heißt es “eisernes Kreuz”, aber der Stiel vom Kreuz – zugegebenermaßen wirklich hoch, ist aus profanem Holz. Auch sonst hätte ich mir anhand der Fotos das Ganze etwas spektakulärer vorgestellt. Naja. Hier legen Pilger die Steine, die sie mitgebracht haben – mit ihren Sorgen ab. Das ergibt auch Sinn, am höchsten Punkt des Weges… Habe auch ein paar Sorgen da gelassen, aber kaum Zeit zum Reflektieren.

Vor mir sind sechs sportlich, sehnig drahtige Radler-Pilger angekommen. Hübsch sind die Radler anzusehen in ihren gestylten Sportdresses und den muskulösen Waden. Aber eben hektisch. Immer auf Höchstleistung. Schnell ein “Sechser-Foto” gemacht, noch wenigstens ein Rad dazu, dass man auch sieht, dass sie mit dem Rad hier waren – und fertsch. Bevor sie gehen, greift sich jeder einen der Steine die da liegen und wirft sie hinter sich. “Porque” frage ich einen der eiligen Radler. Der erklärt mir eilig – “Wirf ihn hinter dich und deine Sünden sind vergeben.” Meine Herren jetzt schon? “Ich dachte, erst in Santiago.. “

Na dann, ich greif mir einen Stein – und werfe ihn hinter mich. Bevor ich mich vom Acker mache, treffe ich einen Belgier, der in der Schweiz wohnt und eine sehr angenehme Stimme hat. Wir schnacken kurz, das übliche.. und dann eilt auch er weiter. 

Warum bin ich so “bummelig”?? Keine Ahnung, habe auch eigentlich keine Lust darüber nachzudenken. Es geht durch Wald und Heide noch ein Stück hoch, dann runter. Das ist ungefähr so, wie der Findlingspark Nochten (aus der Lausitz) in XXL und in echt großer Höhe. Mehr Heide als Stein, aber immer wieder sehr feine Gesteinsformationen. 

Nun bekomme ich Hunger, ein Dorf kommt vorbei und ich kehre ein. Eigentlich sollte es hier eine coole Pilgerherberge geben, wo gemeinsam gekocht wird.. aber die Hospitaleros sind wohl ausgezogen aus dem wirklich pittoresken Dorf hoch oben. Es ist Sonntag und beste spanische MIttagszeit, 14 Uhr. Alle Tische in dem Lokal mit Aussicht sind voll besetzt. Die Aussicht ist ein Traum. Das Essen auch. Aber ich will nicht bleiben, irgendwas zieht mich weiter. Ins nächste Dorf. Im Pilgerführer steht, dass man eigentlich bis Molinaseca gehen soll. 

Aber dazwischen kommt ein wilder steiniger Abstieg, den will ich heute nicht mehr. Ich rufe im nächsten Dorf die Herberge an. Habe Glück, ich reserviere einen Platz. Haha, ich bin seit 30.5. der erste Pilger, der da einkehrt. 

Na wunderbar: Wirklich. Ich treffe Oliviere – einen Spanier, der in Frankreich aufwuchs und wie der Zufall es wollte, nun seit 4 Jahren Hospitalero (also Gastgeber für Pilger) ist. Wir plaudern über Gott, Engel, Liebe, die Welt und das Business mit den Pilgern, das auch für unerschütterliche Optimisten wie Oliviere ab und an herausfordernd ist. Dieses Jahr waren mit mir 19 Pilger da. In einer Herberge, die am Tag 20 Pilger aufnehmen kann und die so wunderschön ist. Holz, ein altes typisches Steinhaus mit einem herrlichen Garten mit Nuss- und Stechpalmenbaum. Der Ort – sehr sehr empfehlenswert, heißt Riego de Ambros und es gibt nur eine Herberge. Die Pilger aber eilen weiter. 

Ich nicht. Ich bleibe hier und alleine. Oliviere verlässt mich gegen 7 und da habe ich Haus und Hof für mich alleine. Es wird frisch hier oben und ich ziehe mich zurück ins Haus. Das Holz arbeitet, was ziemlich interessante Geräusche hervorbringt. Es knackt und knarzt in einer Tour. Mal hier, mal weiter fern. Angst hab ich nicht. Es ist ein guter Ort. 

Und ehrlicherweise hat mich Oliviere auch eingeschlossen und ich hab mal vorsichtshalber noch das Fenster zum Dorfplatz geschlossen. Ich schlafe tief und träume wirr. Und steige früh ganz alleine bergab. In meinem Tempo, durch ein duftendes Tal voller Blumen und schattiger Bäume. Ein Träumchen. Molinaseca ist ein schöner kleiner Ort, aber da laufe ich durch. Als dann die Sonne doch zu warm wird, ziehe ich meine Jacke aus – und mache dazu an der Bushaltestelle Rast. Laufe fröhlich weiter, um nach 2 km festzustellen, dass ich meinen erst gestern erstandenen Wanderstock liegen lassen habe. Knurrend und murrend beschließe ich, umzukehren und die kurze Strecke noch mal zu laufen, um meinen Stock wieder einzufangen. Naja, was solls. Soll ja schlank machen, der Camino, meinte mein Templerfreund Tomas. Der muss es ja wissen. 

Die Berge sind erstmal vorbei. Heute ist Straße laufen angesagt. Das tu ich auch – und bin wiedermal in einer Herberge ganz alleine. Ein Luxus für 10 Euro. Allerdings nur bis 11 Uhr abends, dann kommt doch noch ein Paar. Aber ist ok, ich bin ja noch wach. 

Der Marketing-Hack für heute, den will ich dir nicht vorenthalten. In einem Dorf, in den Bergen hatte ich einen Kaffee und einen so was von sortierten Pilgershop gesehen, das ist der Wahnsinn. ALLES da, was ein Pilger braucht. Pflaster, Duschgel in kleinen Packungen, Trockenobst, Kondome, Wanderstöcke, Regenjacken, Andenken, Nähzeug, sogar EINLEGESOHLEN, einfach ALLES. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, was ein Pilger wirklich brauchen könnte. Das ist mein MarketingHack für heute. Wenn dein Angebot so ist, dass keiner mehr nachfragen muss, dann ist es gut. Wie du das rausfindest? Kenne deine Zielgruppe besser als dich selbst. Falls du dazu mal ne Frage hast, weil dein Business noch nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, dann sag Bescheid. 

Buen Camino, ihr Lieben.