Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. – Kurt Tepperwein im Interview | Teil 3

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. - Kurt Tepperwein im Interview | Teil 3

Herzlich willkommen zum dritten und finalen Teil unseres großen Interviews mit Kurt Tepperwein. Hier geht es zu Teil 1und Teil 2.

Jana Wieduwilt: Hingabe bedeutet sich diesen Prozess auch zu widmen. Diesen Prozess auch freudig anzunehmen.

Kurt Tepperwein: Welchen Prozess?

Jana Wieduwilt: Den Prozess bewusst zu werden.

Kurt Tepperwein: Der Verstand macht einen Prozess.

Jana Wieduwilt: Stimmt.

Kurt Tepperwein: Eigentlich ist das kein Prozess. Würden sie sagen das Aufwachen morgens ist ein Prozess? Sie wachen einfach auf und stehen auf. Da ist kein Prozess. Das müssen Sie nicht üben, oder in Schritte unterteilen. Was mache ich denn als erstes, wenn ich aufwachen will? Sie wachen ganz natürlich auf. Also irgendwann erinnern Sie sich, wie lange könnten Sie brauchen, um sich zu erinnern. Wie lange dauert Erinnern? Das braucht keine Zeit. Sie erinnern sich und dann wissen Sie wieder.

Also der Verstand macht daraus einen Prozess. Das ist ungefähr so, stellen sie sich vor sie haben zu Besuch einen Außerirdischen. Sie haben keinen Verstand, die kennen das nicht, ich habe immer gehört ihr denkt. Hast du schon mal gedacht? Dann werden Sie sagen: „Das mache ich andauernd.“ „Okay“, sagte er, „greif doch mal bitte einen Gedanken JETZT raus und erkläre mir mal ganz genau, was machst du als erstes, wenn du einen Gedanken denken willst?“ JETZT wird es schwierig.

Sie müssten sagen, „weiß ich nicht, ich denke einfach daran.“

„Nein, nein, nein, das nützt mir nichts. Wie geht das? Also was machst du genau? Nein, du machst es doch andauernd“, sagst du. „Da musst du mir doch auch erklären können, was du da machst.“

Ja, da entstehen Schwierigkeiten. Und genau so ist es beim Erinnern. Machen Sie aus Erinnern einen Prozess? Aus vielen Schritten, was ist der erste Schritt der Erinnerung? So geht das nicht. Sie erinnern sich. Also, das brauch keine Zeit. Sie brauchen überhaupt nie mehr Zeit. Sie haben keine Verwendung mehr für Zeit. Sie haben keine Verwendung mehr für Denken. Aber jeder einzelne Gedanke, den sie denken, zieht sie sofort wieder in den Verstand. Und damit in die Illusion der Zeit und damit ist das JETZT beendet.

Jana Wieduwilt: Das ist dann, ich bin hartnäckig, es ist dann ein bisschen Übungsfrage? Ich verstehe, dass ich mich immer wieder erinnere, komm es ist JETZT und es gibt nur JETZT und ich nehme wahr, was zu tun ist.

Kurt Tepperwein: Nein, muss nicht sein. Wenn Sie den Schritt zum Beobachter machen. Das heißt also, Sie machen sich bewusst, ich HABE einen Körper, ich HABE einen Verstand, ich HABE eine Persönlichkeit, aber ich BIN der Besitzer.

Ich bin reine Energie, ich bin reine Existenz, ich bin Bewusstsein und bin der Besitzer dieses Körpers. Und jetzt verlagere ich mal meine Aufmerksamkeit hinter meinen Körper und schaue meinen Körper beim Leben zu. Ich habe gesehen –  für mich ist es einfacher – ich schaue durch die Augen meines Körpers meinem Körper beim Leben zu. Das geht auch.

Jana Wieduwilt: Das ist schön.

Kurt Tepperwein: Ich bin dieses ewige Sein, was jetzt durch die Augen meines Erfahrungsinstrumentes guckt, was mein Erfahrungsinstrument so treibt. Und jetzt bin ich der Beobachter und als Beobachter, bin ich nicht das, was ich beobachte. Das kann ich nicht sein. Sondern mein Körper, mein Verstand ist der Beobachtete und ich bin der Beobachter. Und als Beobachter nehme ich wahr, was mein Körper gerade macht, ob ich von ihm über die Schulter gucke oder durch seine Augen, das ist ja jetzt ihre Sache. Aber ich nehme wahr, was mein Körper macht. Jetzt bin ich in der Wahrnehmung. Wahrnehmung kann ich nur jetzt. Versuchen sie mal vorhin wahrzunehmen oder nachher. Können Sie vergessen. Das heißt die Wahrnehmung zwingt Sie ins JETZT, weil Sie nur jetzt geht. Okay also Sie nehmen jetzt wahr und damit sind Sie in der Wahrnehmung und im JETZT. Mehr ist nicht zu tun. Und wenn Sie sich jemals wieder erwischen, dass Sie einen Gedanken denken, dass Sie im Tun sind, dass Sie sich als Ich fühlen, ist es ein Schritt zum Beobachter. Und in der Wahrnehmung und dann sind Sie wieder ganz automatisch im JETZT. Sie können, wenn Sie beobachten und wahrnehmen, nicht anders als im JETZT sein.

Jana Wieduwilt: Das bedeutet es gibt im JETZT keinen Ärger?

Kurt Tepperwein: Es gibt keinen Ärger, es gibt keinen Stress. Es gibt keine Sorgen, es gibt keine Probleme, alles das gibt es nicht, weil das braucht das braucht ein jemand, der Angst hat. Ein Instrument dafür. Bewusstsein, was könnten Sie befürchten?

Sie sind ja unkaputtbar. Sie sind ewiges Sein. Sie sind unzerstörbar. Ja, ihnen kann nichts passieren. Was sollten sie befürchten? Es gibt nichts.

Was könnte denn passieren, was sie befürchten können? Sagen sie mal. Denken Sie sich mal was ganz Schlimmes aus. Sie werden nichts finden.

Jana Wieduwilt: Ja, es stimmt. Es kann nichts passieren.

Kurt Tepperwein: Wenn sie ewiges Sein sind, das ist nicht zu zerstören. Das kann nicht krank werden. Das kann keinen Unfall. Das kann auch keine Angst haben, weil es nichts gibt, was es befürchten könnte. Nur ein ICH ist zerbrechlich. Und dem kann viel passieren. Das kann sich verletzen, das kann was verlieren. Da kann viel passieren. Aber ihnen als Bewusstsein kann ja nichts passieren. Also ist die Angst auch nicht mehr.

Jana Wieduwilt: Kann man das irgendwie ansteckend machen. Ich nehme wahr, dass es sehr viel Angst gibt. Ich glaube nicht nur JETZT, aber JETZT scheint es mir sehr extrem zu sein.

Kurt Tepperwein: Es gibt überhaupt keine Angst, es gibt nur jemand, der Angst hat. Und das ist der Gesamtunterschied. Ja, das braucht einen Jemand. Und der ist zerbrechlich, und der ist verletztlich. Und der hat auch Grund, Angst zu haben. Das ist alles verständlich. Nur das sind Sie nicht.

Jana Wieduwilt: Kann ich nicht dieses Bewusstsein, kann es nicht andere Bewusstseins anstecken? Und in ihrem Besitz, anders rum, den Körpern zu dem Bewusstsein sagen, hej, ist doch kein Problem, wir haben keine Probleme. Es ist alles, es ist alles vollkommen.

Kurt Tepperwein: Beispiel: Wen wollen sie anstecken?

Jana Wieduwilt: Ich denke gerade an die aktuelle Situation. Es sind überall Restriktionen und Angst und Verriegelung, was im Grunde genommen völliger Quatsch ist, da wir ja alle reines Bewusstsein sind. Und ich habe gerade überlegt, ob es eine Möglichkeit gibt, die anderen Ichs mit Bewusstsein anzustecken?

Kurt Tepperwein: Sie haben kein Recht dazu, irgend jemanden anzustecken.

Jana Wieduwilt: Schade.

Kurt Tepperwein: Sie können in Ihrer Welt, machen was Sie wollen. Aber Sie können keinerlei Ursache, auch keine ganz kleine, in das Leben eines anderen setzen.

Gottseidank geht das nicht, denn kein anderer kann in Ihr Leben hinein eine Ursache setzen. Es sei denn, Sie stimmen zu, dann ist ihre Zustimmung die Ursache. Der andere hat nur eine Anregung gegeben und Sie haben genickt und dann haben Sie das verursacht.

Sie sind autonom. Niemand kann in ihr Leben hinein und Sie haben kein Recht in ein anderes Leben hinein zu gehen.

Das ist die Arroganz des Egos jetzt, Entschuldigung wenn ich das sage, das sagt: ich weiß es besser.

Ich würde dem was Gutes tun, wenn ich den JETZT anstecke mit meinem Erwachtsein, damit der es auch leichter hat. Das ist so, wie wenn Sie in der Schule jemanden bei der Mathearbeit die Lösungen vorsagen. Das hilft dem überhaupt nicht, weil er dann der Aufgabe nicht gewachsen ist. Er muss selber dahinterkommen, sie können ihm bestenfalls bei der Hand nehmen und Hilfestellung geben und schau doch mal dahin, oder prüfe doch mal das. Ja und dann kann er selber zu der Lösung kommen. Aber Sie dürfen ihm nicht die Lösung vorsagen.

Jana Wieduwilt: Das verstehe ich. Allerdings finde ich das trotzdem, mein Ego findet das gerade schade. Aber ich verstehe das. Es ist überhaupt nicht mein Recht, da einzugreifen.

Kurt Tepperwein: Wenn jemand in der ersten Klasse ist und noch Schwierigkeiten mit dem ABC hat, dann können sie ihm nicht mit Philosophie und höherer Mathematik kommen. Da hat er kein Verständnis für, das sagt ihm nichts. Das will er auch gar nicht. Sondern sie müssen ihn da abholen, wo er steht. Und müssen helfen, das zu begreifen, was jetzt in seiner Klasse an der Reihe ist. Klasse heißt hier, grad des Erwachens.

Sie können ihm in der ersten Klasse nicht das Abitur schenken. Ja, das wird dem nichts nützen. Das geht so nicht. Er muss den Weg gehen, und muss die Erfahrung selber machen.

Jana Wieduwilt: Ich verstehe, das wäre die Lösung.

Kurt Tepperwein: Ich denke, das wäre doch schön. Das würde mir Spaß machen. Alle um mich herum sind dann erwacht, das ist doch herrlich. Dann habe ich eine tolle Gemeinschaft hier. Aber das ist nicht deren Weg.

Jana Wieduwilt: Herr Tepperwein, ich habe noch ein paar Fragen aus dem letzten Interview, Fragen die Nachfragen waren, die wir zum letzten Interview hatten, darf ich die Ihnen noch stellen?

Kurt Tepperwein: Wenn Sie wollen.

Jana Wieduwilt: Und zwar ging es um die geistigen Gesetze beim letzten Interview. Da haben wir gesagt, oder haben sie erklärt Ursache setzen, Wirkung erleben. Es hat jemand gefragt, wenn ich in meinem Geist eine Ursache setze, kann ich dann wirklich ernsthaft ernten. Also er stellt sich vor, er hat ein Feld voller Tomaten. Wenn er die Ursache setzt, in Dankbarkeit all die Schritte geht. Hat er dann ein Feld voller Tomaten?

Kurt Tepperwein: Wenn sich jemand vorstellt, er hat das große Los gewonnen, hat er es dann gewonnen? Nein, er hat nicht mal ein Los.

Das heißt also, das ist der erste Schritt. Ich muss es erst einmal geistig in Besitz nehmen, JETZT ist es Teil meines so Seins. Und der zweite Schritt ist, wahrzunehmen was im Außen zu tun ist. Wenn ich also das große Los gewinnen will, muss zu mindestens mal ein Los kaufen. Sonst werde ich selber zum Hindernis. Ich kann nicht sagen, ich stelle mir vor, ich habe gewonnen und kaufe mir kein Los. Da sagt das Leben, was soll das denn jetzt werden? Du bist selbst das Hindernis. Da fehlt ein Stück. Oder ich fühle mich einsam, dann nützt es nichts, dass ich in meinem Kämmerlein eine Kerze anzünde, leise Meditationsmusik laufen lasse und mir vorstelle, ich bin glücklich mit jemanden zusammen. Was erwarte ich jetzt? Dass der Briefträger meine Traumfrau unter die Tür durchschiebt oder wie soll das gehen? Ich muss da zu mindestens rausgehen ins Leben und dem Leben Gelegenheit geben. Aber bin ich magnetisch dafür. Darf ich nicht selbst zum Hindernis werden.

Also ich muss schon, um es einfach zu sagen, das notwendige tun, was ich dann erkenne.

Jana Wieduwilt: Wir haben uns auch beim letzten Mal schon über Krankheiten unterhalten. Wir hatten heute das Thema auch schon und eine Frage war, die kam öfters, wenn wir auch diese, ich sage mal dieses Beispiel mit der Öl-Kontrolllampe, wenn wir die Botschaft des Körpers nicht wahrnehmen, verursachen wir diese Erkrankung. Dann kommen die Botschaften immer heftiger und immer größer. Jetzt war die Frage ganz oft, wenn ein kleines Kind, ein sehr kleines Kind schon schwer erkrankt an Krebs oder anderen schweren Erkrankungen, lebensbedrohlichen Erkrankungen. Hat dieses Kind dann auch schon die Signale des Körpers überhört oder wie dürfen wir das verstehen?

Kurt Tepperwein: Sie sind wieder im Verstand. Wie soll ich das verstehen. Gar nicht am besten. Sondern einfach die Wirklichkeit hinter dem Schaden erkennen. Es gibt keine kleinen Kinder. Es gibt nur alte Seelen, wir alle kriegen erst mal einen kleinen Körper. Das heißt, wir fangen an mit einem befruchteten Ei und das wächst heran und wird geboren und aber das ist unsere Schuluniform. Das kleine Kind ist die Schuluniform. Das heißt, da ist eine alte Seele, die ist vielleicht genauso alt wie Sie oder älter. Und die bringt ihr Schicksal mit, alle ungemachten Hausaufgaben. Alle Aufgaben müssen ja gemacht werden. Die sind im Rucksack des Karmas. Die bringen wir mit. Und das Kind hat hier in diesem Leben noch niemanden etwas getan. Das hat auch noch gar nichts verursacht. Aber es bringt seine Aufgaben mit. Und vielleicht nehmen wir mal den ganz krassen Fall an, dass Kind wird geboren und stirbt gleich wieder nach ein paar Tagen. Und dann sagt man ja, wem hat das denn was getan? Es kann sein, zum Beispiel dass beim letzten Mal das Kind durch einen Verkehrsunfall, die Seele, im letzten Leben ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Und sagt okay, eigentlich hatte ich ein erfülltes Leben, alles ist soweit klar, aber ich habe das Verlassen des Körpers gar nicht bewusst gelebt. Das war so plötzlich und auf einmal war ich draußen und hatte keinen Körper mehr und ich geh nur noch mal zurück in die Schule, um die Erfahrung des Verlassens des Körpers bewusst zu machen. Also, ich gehe ins Leben, werde geboren und erlebe jetzt ganz bewusst, muss noch nicht arbeiten, werde durch nichts abgelenkt, ich bin ganz konzentriert und erlebe bewusst, wie ich als Träger des Lebens meine Schuluniform ausziehe und wie die Schuluniform kein eigenes Leben hat. Und dann sagen die Umstände, die Angehörigen, die Eltern auch, dieses arme Kind, das hat überhaupt noch nicht gelebt und ist schon gleich so früh gestorben. Und dieses Kind, was eine alte Seele ist sagt, wunderbar, das war jetzt die Erfüllung. Jetzt habe ich die Erfahrung, die mir fehlte, gemacht, jetzt kann ich das abschließen.

Jana Wieduwilt: Ja, okay. Eine ähnliche Frage im Grunde genommen, glaube ich, wie jetzt geistig behinderte, ich glaube, ich hoffe, dass ich die Antwort verstehe oder weiß, ein geistig behinderter, wie nimmt der denn sein Bewusstsein wahr? Ich glaube der ist auch im JETZT?

Kurt Tepperwein: Zunächst ist er ja nicht behindert. Das Sein ist nicht behindert. Das ist nur seine Schuluniform. Ein Beispiel. Stellen sie sich vor Einstein hat die Relativitätstheorie entwickelt, hat den Nobelpreis bekommen, ist hoch geehrt gestorben und sitzt jetzt zu Hause auf Wolke 17 und überlegt: brauche ich noch mal eine Inkarnation. Ich würde mal eine ganz andere Erfahrung machen.

Wenn ich jetzt wieder herunter gehe mit meinem überragenden Verstand, dann werde ich wieder Wissenschaftler, dann kriege ich den Nobelpreis und das hatten wir ja jetzt schon. Dann sterbe ich irgendwann wieder hoch geehrt.

Der Film ist ja schon gelaufen. Was brauche ich denn? Beim letzten Mal hatte ich vor all den Ehrungen und den Verstandesforschungen gar keine Zeit für die Entwicklung meiner Seele. Das ich mal mein Seelenbewusstsein entwickele.

Also wählt er eine Inkarnation als Zweistein, körperlich behindert, absolut unfähig jemals zu arbeiten, ein lebenslanger Pflegefall, er sucht sich sehr sorgfältig Eltern aus, deren Aufgabe das auch ist natürlich, muss ja alles in Harmonie sein. Wird jetzt als vollkommen Geistig-Behinderter geboren und die Eltern und auch die Familie, die Umwelt, die Freunde sagen, mein Gott, was für ein schweres Schicksal, dieses Kind hat ja überhaupt keine Chance zu einem normalen Leben.

Ja und dann die Eltern, die Belastung, die müssen sich ja ein Leben um dieses Kind kümmern. Und dieser kleine Zweistein, der jetzt mit seinem überragenden Intellekt geboren wurde, den hat er ja immer noch. Der sagt, das ist jetzt das wichtigste Leben überhaupt. Jetzt kann ich mich ganz auf meine seelische Entwicklung konzentrieren. Ich muss nicht arbeiten, ich muss kein Geld verdienen, keine Steuern zahlen, ich werde gefüttert. Ich kann die äußeren Belange ganz vergessen und konzentriere mich ganz auf meine seelische Entwicklung. Wenn er dann das Leben verlässt, dann sagt er, das war mein wichtigstes Leben überhaupt. Und die anderen, die das erlebt haben als Menschen, die sagen mein Gott, dieses arme Kind. Das war doch eine Quälerei, das hat doch nun gar nichts vom Leben gehabt. So sieht das jeder aus seiner Sicht.

Jana Wieduwilt: Das ist schön. Ich glaube da ist noch eine Frage übrig geblieben und die ist so ähnlich, wie ich sie schon intuitiv gestellt habe. Die Frage ist, wie kann ich lernen, das Universum zu beeinflussen? Das funktioniert nicht, weil immer alles, vollkommen ist?!

Kurt Tepperwein: Das ist wieder so, darf ich das so deutlich sagen, das ist wieder nur die Arroganz des Egos, dass sich anmaßt, dass Universum zu verbessern. Das Universum ist vollkommen. Absolut. Da rebelliert natürlich der Verstand und sagt Moment schauen Sie doch mal in die Welt, die ist nun überhaupt nicht vollkommen. Doch die ist vollkommen in Unordnung. Warum ist sie denn in Unordnung? Weil die Welt ein Spiegelbild des kollektiven Bewusstseins ist. Und wenn das kollektive Bewusstsein nicht in Ordnung ist, kann das Spiegelbild auch nicht in Ordnung sein. Aber das Spiegelbild ist in Ordnung. Das Spiegelbild sagt: Moment, ich spiegele ganz genau das, was da ist. Also das ist absolut korrekt. Ich erfülle meine Aufgabe absolut vollkommen. Ich bin nur ein Spiegelbild, aber wir schauen auf das Ergebnis. Die Welt ist völlig in Ordnung.

Das kollektive Bewusstsein ist nicht in Ordnung. Und das muss geändert werden. Aber nicht der einzelne sagen, okay, dann rette ich jetzt die Welt und verbessere das kollektive Bewusstsein.

Das ist wie, wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln will. Ja, so herum geht das nicht. Ich bin nur verantwortlich für mein Leben. Da bin ich der Schöpfer. Da muss ich die volle Verantwortung übernehmen. Da sollte ich Ordnung reinbringen. Ich habe mir ja was dabei gedacht, dass ich in dieser Welt des Chaos inkarniert bin, dass ich gegen äußeren Widerstand zum Training meiner Muskeln, das sind gewisser Maßen meine Hanteln, mit denen ich meine seelischen Muskeln trainiere, dass ich gegen den Widerstand der Unvollkommenheit zu meiner eigenen Vollkommenheit finde. Also alles in Ordnung. Jeder hat das, was er brauch. Die Welt ist ein Spiegelbild und deswegen vollkommen natürlich in Ordnung.

Was ist in Ordnung zu bringen?

Und das ist die Unordnung im kollektiven Bewusstsein. Aber das ist in diesem Grad des Erwachens auch in Ordnung. Da ist es eben noch nicht so weit. Sondern das müssen wir lernen und da ist was zu tun ist.

Wir sind hier in der Schule und hier findet Unterricht statt und wir sollten unsere Hausaufgaben machen.

Und sollten das lernen, was hier zu lernen ist und dann hat die Welt auch eine Chance, das wieder zu spiegeln, was wir gelernt haben.

Und dann spiegelt die uns, die zunehmende Vollkommenheit, immer vollkommender wieder. Und wenn wir vollkommen sind, ist das Spiegelbild auch vollkommen.

Jana Wieduwilt: Das ist ein wunder, wunderschönes, ich würde fast sagen Schlusswort. Ich würde es fast gerne so stehen lassen lieber Herr Tepperwein. Das war wieder ein so schönes Interview. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Zeit und würde mich freuen, wenn es auch mal wieder eine Fortsetzung gibt.

Kurt Tepperwein: Wunderbar, erlauben Sie mir noch einen Satz. Wir haben, komme ich noch mal zurück zum Thema das Wunder des ewigen JETZT. Paradies des JETZT.

Machen sie sich bewusst, dieses Paradies wartet auf Sie. Sind Sie bereit? Ich meine JETZT, worauf warten Sie. Kommen Sie rein. Ja? Ja! Nicht der Verstand, das hört sich vernünftig an, das sollte man vielleicht tun. Also das überlege ich mir. Nein hören Sie auf zu überlegen. Kommen Sie rein ins JETZT. Machen Sie Urlaub im JETZT. Sie können ja jederzeit wieder raus. Aber ich verspreche ihnen, Sie werden es nicht wollen. Wenn Sie einmal im JETZT leben und erleben wie paradiesisch das ist, sagen Sie nur warum habe ich mir das solange vorenthalten. Die Tür war doch die ganze Zeit offen, ich war jederzeit willkommen. Ich brauche doch nur eintreten. Also noch mal meine Frage: worauf warten Sie? Kommen Sie rein!

Jana Wieduwilt: Ich danke Ihnen sehr. Ich kann einfach nur sagen, willkommen im JETZT.

Kurt Tepperwein: Wunderbar, ich bedanke mich auch. Bis irgendwann mal wieder.

Jana Wieduwilt: Vielen Dank.

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. – Kurt Tepperwein im Interview | Teil 2

Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden. - Kurt Tepperwein im Interview | Teil 2

Hier ist Teil 2 unseres großen Interviews mit Kurt Tepperwein. Den ersten Teil findest du hier!

Jana Wieduwilt: Es gibt jetzt so viel Sachen, wo gesagt wird, leiste Vergebungsarbeit.

Kurt Tepperwein: Auf keinen Fall. Sie sollten nie jemanden vergeben. Das ist nur eine menschliche Tugend scheinbar. Wem könnten Sie denn vergeben? Sie könnten nur dem vergeben, den Sie zuvor verurteilt haben. Wenn Sie nicht mehr urteilen. Wenn Sie sagen: „Der Mensch ist so. Und der ist so.“ Was sollen Sie ihm vergeben? Sein SoSein?

Jana Wieduwilt: Stimmt.

Kurt Tepperwein: Erst der Verstand sagt: „Der ist gut. Der ist aber gar nicht gut.“ Jetzt kommt die menschliche Tugend und sagt: „Du bist ein schlechter Mensch, aber ich vergebe dir.“ Und da fühlen wir uns gut. Das ich fühlt sich dann ganz großartig an. Das klopft sich auf die Schulter. Aber in Wirklichkeit haben Sie ihn vorher verurteilt. Wenn Sie ihn nicht verurteilen, haben Sie keine Verwendung für Vergebung. Was sollen Sie dem vergeben?

Jana Wieduwilt: Das ist absolut logisch. Und ich habe jetzt dann noch eine Frage zum JETZT. Ist es dann nötig den Körper gesund zu ernähren, zu trainieren, um für genügend Abwehrkräfte zu sorgen. Im JETZT kann es ja demzufolge auch keine Krankheit geben? Oder habe ich das nicht richtig verstanden?

Kurt Tepperwein: Was ist Krankheit? Schauen wir das erstmal an. Krankheit ist keine Krankheit, sondern Krankheit ist eine Botschaft. Wenn ich aber im JETZT die Gesetzmäßigkeiten des Lebens wahrnehme und befolge, welche Botschaft sollte mir das Leben schicken? Das ist genau wie bei Ihrem Auto, wir haben alle schon erlebt, dass die Öl-Kontrolllampe aufleuchtet oder das der Kraftstoff-Anzeiger in den roten Bereich ging. Und dann wussten wir JETZT ist Zeit, JETZT muss ich tanken, JETZT muss ich nachfüllen. Aber wenn Sie rechtzeitig alles wahrnehmen im JETZT, Sie sehen die Inspektion ist dran, dann kontrollieren Sie den Ölstand und füllen nach. Mein Ölstand-Anzeiger der ist schon wieder auf Halbvoll. Da kann ich noch ein paar hundert Kilometer fahren. Okay da vorne ist eine Tankstelle und ich fahre vorbei und tanke gerade. Das heißt, wenn Sie alles rechtzeitig tun, in ihr Auto niemals irgendeine Botschaft schicken und genauso macht es der Körper. Wenn Sie im hier – im JETZT – seine Bedürfnisse wahrnehmen, JETZT brauch er was zu trinken. Ich habe schon drei Stunden nichts mehr getrunken und dann sollte ich was essen. Es ist schon spät, ich sollte – solange wir in der Zeit sind – ist es spät. Wenn Sie wahrnehmen merken Sie: „Ich bin nicht mehr voll leistungsfähig, mein Körper der braucht jetzt mal eine Pause.“ Okay. Dann lege ich mich ein bisschen schlafen. Wenn Sie alles rechtzeitig tun, welche Botschaft sollte ihnen der Körper schicken. Krankheit als Lehrer wird dann nicht mehr gebraucht werden, das kommt nicht mehr vor.

Jana Wieduwilt: Das macht Sinn.

Kurt Tepperwein: Das ist das wahre Leben. So ist es eigentlich gedacht. Alles andere ist die Dummheit des Ich.

Jana Wieduwilt: Aber jetzt kommt wahrscheinlich wieder eine sehr seltsame Frage. Aber ist denn dieser Weg, also wir sind als Kinder im JETZT, wir sind als Kinder dieses reine Bewusstsein. Dann werden wir zum ich mit all diesen Ego-Dingen, die passieren. Jetzt lernen wir langsam wieder. Zumindest kann ich das für mich sagen. Jetzt lerne ich langsam wieder, okay, wo komme ich eigentlich her, wer bin ich wirklich.

Das JETZT, also was ich jetzt wieder von ihnen lernen darf. Ich lerne das jetzt, ist das der Plan oder ist das ein versehentlicher Unfall, dass wir zwischendurch ins ich rutschen, wenn wir dann aus dem Paradies des Kindseins herausgehen. Ist das geplant, oder?

Kurt Tepperwein: Wenn wir zur Welt kommen, gibt es ja kein Ich. Das Kind weiß gar nicht, dass es existiert. Das schaut nur in die Welt und versucht sie, zu verstehen. Es kennt ja nichts davon. Da kommt ab und zu mal ein Wesen, das beugt sich über es und das erkennt seine Bedürfnisse, das wechselt die Windeln. Das gibt ihm was zu essen oder zu trinken. Und mit der Zeit erkennt es, dass es ein gutes Wesen ist. Es tut mir gut. Ja, irgendwann später erkennt es, das ist meine Mutter. Und das ist mein Vater und das sind meine Geschwister. Wir müssen erst einmal die Welt lernen. Wir wissen ja nichts davon. Und irgendwann erkennen wir, dass es uns gibt. Und zwar oder wir erkennen sogar, dass wir Einfluss haben auf die Welt. Das wir hier was verändern können. Wenn wir schon wach wären, würden wir sagen, wir erkennen uns als Schöpfer. Nehmen wir an, sie sind drei, vier Monate alt. Sie liegen in ihrem Bettchen. Und auf einmal erscheinen da so kleine Zappelmänner vor den Augen. Und sie sagen, was ist das denn? Jetzt sind sie wieder weg, komisch. Was war das? Habe ich noch nie gesehen. Und irgendwann mit der Zeit entdecken Sie, „ich kann machen, dass die Fingerchen kommen. Und ich kann machen, dass die verschwinden. Ich habe hier einen Einfluss auf die Welt. Ich kann etwas in Erscheinung rufen und kann etwas auflösen, was in Erscheinung ist.“

Das ist die erste Begegnung mit unserem Schöpfersein.

So entdecken wir allmählich uns. Und wie gesagt als Kinder sind wir andauernd im JETZT. Aber dann kommen die Eltern eben und sagen, JETZT ist es Zeit für die Hausaufgaben und JETZT ist es Zeit für und du hast wieder die Zeit vergessen. Mach dich fertig für die Schule. Und wasch dich für zu Bett gehen. Hast du die Zähne geputzt und auf einmal trägt die Umwelt Zeit an uns heran. Und anfangs sind wir noch im JETZT.

Aber da gibt es ein paar Termine, um halb eins gibt es essen. Und dann muss ich in die Schule. Und dann ist die Pause und dann ist die Schule aus. Und dann kommen immer mehr Zeitpunkte in unser JETZT und auf einmal, wir merken es gar nicht, sind wir ganz in der Zeit. Dann ist das Ganze mit Zeitpunkten ausgefüllt, mit Terminen, mit Dauer und so weiter. Und dann sind wir glücklich im Ich und an Zeiten nicht glücklich, unglücklich im Ich, in Zeit angekommen.

Und irgendwann machen wir den Schritt vom Erwachsenen zum Erwachten.

Und machen diesen Prozess wieder rückgängig und kommen erst in der Meditation mal aus der Zeit raus und sind plötzlich in der Zeitlosigkeit oder wir können uns irgendwo, gibt es die Gelegenheit in ein Bad zu legen, in ein Salzbad, dass uns trägt, da ist es dunkel. Wir brauchen uns nicht bewegen, wir müssen nicht schwimmen. Wir sind schwerelos in diesem Salzwasser. Und dann verschwindet ganz voll selbst die Zeit. Sie haben keinerlei Vorstellung, sie liegen eine Stunde normalerweise da drin. Aber ob das jetzt drei Minuten waren oder drei Tage, können Sie nicht sagen, Sie sind wieder im JETZT.

Wir machen vorübergehend immer wieder mal, sprich in der Meditation, die Erfahrung der Zeitlosigkeit und irgendwann erkennen wir, das ist eigentlich mein natürlicher Zustand. Das andere ist angelernt, eingeübt, eingetrichtert. Das bin ich gar nicht wirklich.

Wer bin ich denn wirklich? Ich brauche gar keine Zeit und ich brauche auch gar keinen Verstand. Ich habe die Wahrnehmung, und bin im JETZT und mehr brauche ich nicht. Auch nicht in den Aufgaben bei der Arbeit oder den Aufgaben des Alltags. Ich bin den Aufgaben viel besser gewachsen, wenn ich im JETZT bin und tue das, was JETZT zu tun ist. Dann wird nämlich alles erfüllt, was JETZT erfüllt werden muss.

Jana Wieduwilt: Ich denke es ist die Lebensaufgabe, uns selbst wieder zu erkennen als Bewusstsein. Das ist unsere Erfahrung. Wir wollen über den Umweg zurück in dieses Bewusstsein, das wir sind. Und gibt es dann trotzdem so etwas wie eine Lebensaufgabe oder einen Seelenplan. Gibt es so etwas? Oder ist das auch eine Illusion?

Kurt Tepperwein: Wer könnte uns das aufgegeben haben? Der liebe Gott oder der Abteilungsleiter oder das Schicksal? Wo soll das herkommen? Nein, wir kommen hierher mit einer bestimmten Absicht und diese Absicht, die Grundabsicht ist für alle gleich. Das heißt, wir sind zu Hause alle vollkommen.

Wir sind vollkommenes, ewiges Sein.

Wir kennen keine Zeit, keinen Tod, keine Krankheit, wir sind einfach vollkommen, aber irgendwann wird uns bewusst, dass wir nicht wissen, was das ist: Vollkommenheit. Weil wir kein anderes Sein kennen.

Wenn alles vollkommen ist, wir haben nicht mal ein Wort für Vollkommenheit, sondern das ist so. Wenn ich mir aber dessen bewusst werden will, dann brauche ich den Spiegel der Unvollkommenheit. Und dann suche ich mir eine Welt aus, die ganz ideal die Erde ist, die Welt der Dualität. Da gibt es zu allem auch das Gegenteil. Jetzt gibt es zu Vollkommenheit, auch Unvollkommenheit, sehr schön.

Jetzt kann ich im Spiegel der Unvollkommenheit meine eigene Vollkommenheit erkennen.

Aber wenn ich hierher komme in meiner natürlichen Vollkommenheit, dann würde ich mich gar nicht auf die Unvollkommenheit einlassen. Ich würde kurz in den Spiegel gucken und sagen, das ist ja fürchterlich diese Unvollkommenheit, also hier bin ich ganz falsch. Hier brauche ich nun wirklich nicht zu sein. Das tue ich mir nicht an.

Und dann würden wir sofort wieder nach Hause gehen. Und damit wir uns auf diese Unvollkommenheit einlassen, vergessen wir unsere Vollkommenheit vorübergehend.

Und jetzt haben wir gleichzeitig zusätzlich die Chance sie Schritt für Schritt wieder zu erinnern und zu erfahren, zu erleben. Und mit der Zeit erkennen wir, ich brauche gar nicht vollkommen werden, ich bin das schon. Ich muss nur meine eingebildete Unvollkommenheit loslassen. Und so lasse ich eins nach dem anderen an Unvollkommenen los, was ich so angenommen habe.

Ja als Mensch in der Illusion und wenn ich das letzte Unvollkommene losgelassen habe, erlebe ich meine Vollkommenheit, vollkommen. Dann bin ich wieder bei mir selbst angekommen, aber jetzt habe ich es ERLEBT. Jetzt WEISS ich, was Vollkommenheit ist. Jetzt habe ich die lebendige Erfahrung in mir. Das war meine Lebensabsicht. Und deswegen bin ich gekommen und jetzt habe ich die erfüllt und jetzt kann ich meine Schulzeit beenden, kann wieder nach Hause gehen. Jetzt bin ich nicht vollkommener als vorher und ich war ja vollkommen, vollkommener geht nicht. Aber jetzt bin ich bewusst vollkommen.

Kurt Tepperwein im Interview: Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden

Kurt Tepperwein im Interview: Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden

Jana Wieduwilt: Herzlich Willkommen lieber Herr Tepperwein. Ich bin sehr dankbar, dass ich Sie mal wieder im Interview habe, Herr Tepperwein, und heute geht es um das Paradies des JETZT.

Wenn ich ganz bei mir bin, wenn ich wirklich bei mir bin, dann vergesse ich die Zeit. Und wenn ich zum Beispiel mit Menschen spreche, wie mit Ihnen. Ich könnte stundenlang oder wahrscheinlich wochenlang mit Ihnen plaudern und würde komplett vergessen, ob jetzt 14 Uhr, 17 Uhr oder 20 Uhr. Ist das das Paradies des JETZT?

Kurt Tepperwein: Noch nicht ganz. Sie haben zwar die Zeit vergessen, aber Sie sind immer noch in der Zeit. Sie denken nur nicht daran.

In Wirklichkeit ist das Leben nur JETZT. Sie können gar nicht vorhin leben oder nachher. Es geht nur JETZT.

Dieses JETZT ist alles was Sie in Wirklichkeit haben. Und wenn dieses JETZT vorbei ist, ist es für immer vorbei. Dieses JETZT war noch nie. Das Universum besteht nach Ansicht der Wissenschaftler seit 15 Milliarden Jahren. Und wird vielleicht noch 15 Milliarden Jahre bestehen.

Aber dieser Augenblick JETZT, wo wir uns begegnen und über dieses Thema sprechen.

Der war in der ganzen Zeit noch nie und der wird auch nie wieder sein.

Das heißt Leben ist eine ewige Premiere.

Jeder Augenblick ist absolut einmalig, war noch nie. Und wird nie wieder sein. Und dieser Einmaligkeit des JETZT sollten wir uns bewusst sein.

Jana Wieduwilt: Also diese klassische Zeit, diese Uhr, die uns manchmal treibt, die gibt es im Grunde genommen nicht. Es gibt die Uhren schon, dass ist klar, oh, ich glaube ich bin ein bisschen verwirrt gerade.

Kurt Tepperwein: Okay, Zeit ist nur eine besondere Sichtweise des Verstandes. Der sortiert sich das JETZT, weil er das JETZT nicht erfassen kann. Er ist ja Teil der Illusion des Ich und dann sortiert er sich, das ist im Moment jetzt, das wird in meiner Zukunft sein. So kann er das besser überblicken.

Aber in Wirklichkeit ist das natürlich nicht existent, die ganze Zeit ist JETZT. Es gab noch nie eine Zeit, wo nicht JETZT war. Immer ist JETZT.

Jana Wieduwilt: Das stimmt. Was ist das Paradies des JETZT?

Kurt Tepperwein: Das worüber wir gerade sprechen.

Im JETZT sind Sie alterlos.

Machen wir es doch gerade am Besten. Das heißt also, solange sie sich mit ihrem Ich identifizieren, können Sie nicht ins JETZT, da sind sie in der Zeit. Solange sie denken, können Sie nicht ins JETZT sondern sind in der Zeit.

Wir müssen uns zunächst einmal bewusst machen, wer wir sind und die Illusion des Ich beenden.

Also Sie sind der, der sich vor langer Zeit entschieden hat, hierher zu kommen. Sie haben gelebt, bevor an ihren Körper zu denken war, an ihren Verstand, an ihre Persönlichkeit, an ihren Namen, an ihre Rolle.

Alles das gab es noch nicht, aber sie gab es schon. Und sie haben sich entschieden, hierher zu kommen. Und jetzt fühlen Sie einmal den, der sie waren bevor sie hierher gekommen sind, und fühlen Sie den jetzt hier. Sie sind in die Schule, sie haben sich entschieden, die Schule des Lebens zu besuchen. Sie sind jetzt in der Schule des Lebens. Sie haben hier eine Schuluniform bekommen, einen Körper, einen Verstand, eine Persönlichkeit. Das ist ihr Erfahrungsinstrument, das brauchen Sie hier in der Schule, denn Sie sind reine Energie, bewusste Energie. Sie haben keine Arme und Beine, weil Sie die nicht brauchen. Sie denken sich überall hin, wo Sie wollen. Aber hier auf der materiellen Welt der Erde, da brauchen Sie Hände und Beine und einen Mund. Da brauchen Sie ein Erfahrungsinstrument sowie ein Taucher unter Wasser, einen Taucheranzug braucht und eine Sauerstoffflasche. So brauchen Sie hier ihre Schuluniform. Aber Sie sind nicht ihre Schuluniform. Sondern Sie sind der Träger der Schuluniform.

Und da beginnt eben der Irrtum, die Meisten identifizieren sich irgendwann mit ihrer Kleidung, mit ihrer Schuluniform. Wenn Sie in die Garage gehen, werden sie ja auch nicht zum Auto, bleibt ja der, der sie sind. Und wenn sie hier zur Erde kommen und die Schuluniform Körper anziehen, werden Sie ja nicht zum Mensch, sondern Sie sind immer noch der, der hier hergekommen ist: Reine Existenz, die ihrer selbst bewusst ist und die mit einer bestimmten Lebensabsicht hierher gekommen ist, um bestimmte Erfahrungen zu machen.

Jetzt machen Sie sich einmal bewusst, wer sind sie wirklich:

Ja, Sie sind vollkommenes, ewiges Sein. Sie waren schon immer. Sie werden immer sein.

Sie HABEN einen Körper. Sie HABEN einen Verstand. Sie HABEN eine Persönlichkeit, aber sie SIND der Träger der Schuluniform, der damit die Erfahrung macht.

Jana Wieduwilt: Das heißt JETZT ist ewig.

Kurt Tepperwein: Ja, JETZT ist ewig. Und in dem Moment, wo Sie in dieses ewige JETZT bewusst eintreten. Die ganze Zeit ist ja JETZT.

Sie können nicht das JETZT schaffen oder da hingehen, wo das JETZT ist.

Das JETZT ist ständig da.

Nur wenn sie sich nicht erinnern, ist es für Sie nicht existent. Das ist so, wie wenn eben ein Millionär sein Gedächtnis verliert, dann hat er nur das, was er in der Tasche hat. Das ist sein Vermögen, mehr hat er nicht, weil er nicht weiß, dass er Millionär ist. Also er ist aber immer noch Millionär, natürlich. Wenn er zur Bank gehen würde, würden die ihm sein Geld geben, aber er weiß nicht, zu welcher Bank. Er weiß gar nicht, dass er was auf der Bank hat. Also, solange wir etwas nicht wissen, ist es so gut wie nicht existent, wir können nicht darüber verfügen.

Erst wenn wir uns wieder erinnern, als unsere Wirklichkeit erleben, fühlen, haben wir es wieder, sind wir wieder im JETZT. Und dieses JETZT, dieses alles was Sie haben – machen Sie. Seien Sie doch einfach mal ganz gar, einfach nur da wo Sie sind, bewusst, und fühlen Sie einmal: „Ich bin ewig – ich war schon immer und werde immer sein. Ich bin nur vorübergehend zu Gast in der Schule des Lebens. Für einen Zeitraum, den wir ein Leben nennen. Das hat einen Anfang, eine Dauer und ein Ende.“ Das ist Zeit.

Aber sie sind im JETZT hier. Sie sind in Ewigkeit. Als Kinder waren wir noch alle im JETZT, ständig. Wir kannten gar nichts anderes. Wenn die Eltern uns mal an die Zeit erinnern haben. „Es ist Zeit, die Hausaufgaben zu machen oder es ist Zeit, ins Bett zu gehen.“ Mit Zeit konnten wir nichts groß anfangen. Sie mussten auf ihre Eltern hören, aber Sie blieben im JETZT. Sie haben sich ins Bett gelegt und JETZT und haben geschlafen JETZT und sind aufgewacht JETZT, alles war immer JETZT.

Aber mit der Zeit, mit der sie Gebrauch gemacht haben von ihrem Verstand, sahen Sie auf einmal das JETZT durch die Brille des Verstandes, der sich das sortiert in Vorhin, JETZT und Nachher. Dann hat er die bessere Übersicht und auf einmal glaubten Sie, dass es das wirklich gibt. Das ist aber nur die Sichtweise des Verstandes. In Wirklichkeit ist es einfach nur JETZT.

Jana Wieduwilt: Ich denke, ich habe das verstanden beziehungsweise mein Bewusstsein hat es gefühlt. Jetzt habe ich trotzdem in dieser materiellen Welt gelegentlich einfach mal die Herausforderung, dass bestimmte Dinge in der gedachten Zukunft liegen. Also wenn ich möglicherweise JETZT nicht dafür sorge, dass ich den Acker bestelle, werde ich im Herbst nicht ernten.

Das sind ja Dinge, da muss ich im gewissen Sinne an die Zukunft denken. Schlüpfe ich für diesen Moment in meinen Verstand hinein, damit ich sage okay, das ist die beste Saat. Das ist der beste Boden, da packe ich das dann rein und gieße das schön.

Switched man dann immer, also wechselt man diesen Zustand aus reinem Bewusstsein, aus Empfinden, aus Sein zum Verstand, um diese Dimension, die wir hier in der materiellen Welt haben zu erfahren?

Kurt Tepperwein: Sollte man nicht.

Jana Wieduwilt: Okay, wie geht das dann?

Kurt Tepperwein: Machen aber viele. Die Frage taucht immer wieder auf.

Also ich erlebe immer wieder dieses ewige JETZT. Ich finde das wunderbar und bleibe da.

Während der Arbeit muss ich nachdenken, was ich zu tun habe und wie ich das mache. Und ob ich das in der Zeit schaffe, die zur Verfügung steht, und so weiter. Ich sage: „Warum, warum müssen Sie das. Bleiben Sie doch im JETZT und nehmen Sie bei der Arbeit wahr, nehmen Sie wahr, was jetzt zu tun ist und machen Sie sich keine Gedanken um die Zukunft, sondern erfüllen Sie nur das JETZT.

Tun Sie das, was JETZT zu tun ist.

Dabei erleben Sie zum Beispiel, dass es im JETZT keinen Stress geben kann. Weil im JETZT sind nie zwei Dinge gleichzeitig zu tun.

Im JETZT ist das zu tun, was JETZT zu tun ist.

Also Stress verschwindet, Probleme gibt es nicht mehr im JETZT. Bei der Arbeit oder im ich-Leben gibt es häufig Probleme.

Aber in Wirklichkeit gibt es die nicht, sondern solange Sie im JETZT sind, erleben Sie die gleiche Situation, die der Verstand als Problem sieht und Sie sehen entweder: eine Situation hat nur zwei Möglichkeiten.

Entweder die Situation stimmt für Sie, dass lehnen Sie sich zurück und genießen es. Oder es stimmt nicht, dann ist es eine Chance zum Besseren.

Dann ist da etwas zu tun. Und dann tun Sie das, was jetzt zu tun ist und dann ist das, was für den Verstand ein Problem ist, für Sie im JETZT eine Chance zum Besseren. Und Sie können ständig im JETZT bleiben, denn alles was der Verstand kann, kann die Wahrnehmung im JETZT besser.

Jana Wieduwilt: Ja, das macht sehr sehr viel Sinn.

Kurt Tepperwein: Das ist nur Gewohnheit, dass wir glauben ja, der Verstand hält sich für unverzichtbar, für ganz wichtig. Der muss das Leben bedenken, aber Leben ist nicht da um gedacht zu werden. Leben ist da, um gelebt zu werden.Der Verstand kann nur denken. Der hat sonst nichts gelernt. Das können Sie ihm auch nicht abgewöhnen. Aber Sie können sich den Verstand abgewöhnen. Das heißt, die Identifikation mit dem Verstand. Der Verstand denkt weiter. Lassen Sie den ruhig denken. Das ist wie ein Freund, der äußert ab und zu seine Bedenken.

Sie sagen begeistert im JETZT was sie vorhaben. Und ihr Freund, Verstand sagt: „Aber ob das klappt? Da kann ja viel passieren und so weiter.“

Und Sie hören sich seine Bedenken an. Wenn Sie die jetzt zu ihren Bedenken machen. Wenn Sie sagen, da hat der Verstand recht. Das stimmt, das kann natürlich sein. Dann haben Sie ein Problem. Dann sind Sie aber auch in dem Verstand und im Ich.

Wenn sie aber in der Wahrnehmung bleiben und im JETZT, dann hören Sie, welche Bedenken ihr Verstand hat. Sie schauen im JETZT hin, ob das für Sie relevant ist. Ob das stimmt. Und erkennen, nehmen wahr, ja oder nein. Wenn nein, brauche ich mich nicht darum zu kümmern. Sind die Bedenken meines Verstandes berechtigt: Danke Verstand, dass du mich aufmerksam gemacht hast. Da ist etwas zu tun. Und dann tun Sie das und dann ist es geschehen.

Da ist nirgendwo ein Problem.

Jana Wieduwilt: Stimmt, das ist so einfach. Das ist das Schöne daran Herr Tepperwein, dass liebe ich so, wenn ich mit Ihnen spreche. Es ist alles einfach.

Kurt Tepperwein: Das ist keine besondere Sichtweise oder wie Manche sagen, meine Lehre. Ich habe gar keine Lehre. Ich zeige nur, wie Leben funktioniert. Und Leben ist ganz einfach.

Jana Wieduwilt: Das ist wahr. Das ist tatsächlich so, dass ich mir keine Gedanken machen muss über das Morgen, über das was nächstes Jahr kommt oder wie auch immer, weil das wäre wieder: mein Verstand macht sich Gedanken, damit er was zu tun hat. Und ich mache einfach JETZT das, was JETZT zu tun ist. Was ich wahrnehme, was zu tun ist.

Kurt Tepperwein: Machen sie sich einfach bewusst, heute während wir miteinander sprechen, gibt es noch immer Naturvölker, die keine Zeit kennen. Gar kein Wort kennen dafür, keinen Begriff, die leben wie die Kinder im ewigen JETZT. Die gehen zur Jagd. Die bestellen ihre Felder, die Frauen kochen, und so weiter. Alles im JETZT. Die haben bis JETZT überlebt, seit Jahrtausenden. Die mussten auch nicht nachdenken, muss ich zur Jagd, was brauche ich dafür. Wo gehe ich hin? Was jage ich eigentlich? Wer hilft mir tragen? Das sind alles Probleme, die der Verstand sich schafft. Während die einfach schauen, wenn jetzt die Zeit zur Jagd ist, dann gehe ich jetzt zur Jagd. Und wenn ich da was gejagt habe, für einen zu schwer ist, dann brauche ich einen anderen, der mir tragen hilft. Und dann schaue ich im JETZT, wo da noch einer ist, der mir helfen könnte, das Gejagte nach Hause zu tragen. Also alles ist im JETZT viel leichter zu lösen und im JETZT kommt nie irgendein Problem vor. Im JETZT gibt es auch kein Ich, weil die Illusion des ich in der Wirklichkeit des JETZT nicht existiert. Und das Schöne ist, Sie brauchen auch keine Zeit, um ins JETZT zu kommen.

Weil JETZT ist ja sowieso JETZT. Zeit brauchen Sie überhaupt nicht mehr.

Die können Sie ganz weg tun. Zeit brauchen Sie lediglich im JETZT. Ich habe eine Uhr an. Zeit brauchen Sie JETZT, wenn Sie schauen, wann sind wir verabredet zu einem Interview. Dann muss ich JETZT einschalten, dass wir in Verbindung sind.

Und da ich weiß, dass Sie sich nach der Zeit richten, richte ich mich auch nach der Zeit, bleibe aber im JETZT. Das heißt also, ich bin im JETZT und achte auf den Zeitpunkt, wann Sie einschalten, wann wir verabredet sind.

Jana Wieduwilt: Ich habe einen Spruch an der Wand stehen, da steht soviel dran wie, wenn du im JETZT bist, bist du im Frieden. Ist das JETZT dieser Frieden, der in uns ist oder verursacht der Frieden das JETZT?

Kurt Tepperwein: Nein, Frieden ist immer.

Nur der Verstand macht durcheinander und macht Unfrieden. Nur in der Illusion, in der Wirklichkeit des JETZT ist immer noch Frieden. Da kann der Verstand nicht hin.

Solange Sie dort sind, wo der Verstand ist, also in der Zeit, sind Sie in seinem Unfrieden.

Weil der Verstand sieht es als seine Aufgabe an, ihre Aufmerksamkeit dauernd auf Probleme zu lenken. Und er hat auch einen logischen Grund dafür. Er sagt: gut, das was in Ordnung ist, das brauchen wir uns nicht angucken. Das ist ja okay. Aber da wo es nicht in Ordnung ist, da musst du dich drum kümmern.

Ja also da mache ich dich aufmerksam, aber er weiß natürlich nicht um die Gesetzmäßigkeiten des Lebens, dass er dadurch, dass er ihre Aufmerksamkeiten auf Probleme richtet, ihr SoSein verändert, und dauernd neue Probleme schafft. Und die will er dann wieder ändern. Und während er die ändert, schafft er wieder neue Probleme. Das heißt also, solange Sie im Verstand sind, im Denken sind, in der Illusion des Ich, ziehen Sie dadurch diese ganz normalen, menschlichen Probleme in Ihr Leben, die gar nicht wirklich existent sind im JETZT.

Im JETZT existieren Sie nicht. Aber da Sie ja nicht im JETZT sind, sondern in der Zeit sind, existieren sie scheinbar.

Und wenn Sie im JETZT sind erleben Sie die die gleiche Situation, die der Verstand als Problem erlebt, aber als Chance zum Besseren. Sie sehen einfach, da ist was zu tun.

Zum Beispiel, Sie treten in einen Raum ein, da ist es stockdunkel. Und der Verstand sagt, jetzt musst du aufpassen, dass du dich nicht stößt, dass du nicht stolperst, du siehst nicht, was da vor dir liegt. Also sehr vorsichtig sein. Und das erwachte Bewusstsein macht einfach Licht an. Und sagt, wo ist denn das Problem?

Und dann sind diese ganzen vorgestellten Probleme gar nicht mehr existent. Also deswegen ist es so wichtig, dass wir einfach wieder zurückkehren ins JETZT, denn wie gesagt als Kinder waren wir noch ständig im JETZT. Wir kannten keine Zeit. Die Eltern sagen immer, du hast wieder die Zeit vergessen. Nein, wir hatten die nicht vergessen, wir hatten die überhaupt nicht im Bewusstsein. Wir waren im JETZT.

Pater Anselm Grün im Interview

Pater Anselm Grün im Interview

“Versäume nicht dein Leben”

Pater Anselm Grün, wer kennt ihn nicht? Der Benediktinermönch ist spiritueller Begleiter, Coach, war viele Jahrzehnte wirtschaftlicher Leiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg und hat über 14 Millionen Menschen mit seinen Büchern erreicht. Er ist mein großes Vorbild und ich bin sehr, sehr dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, mir dieses Interview zu gewähren.

Jana Wieduwilt: Pater Anselm Grün, vielen Dank, dass Sie meine Leser mit Ihren Impulsen bereichern. Gestatten Sie mir für den Anfang die Frage, wie es Ihnen geht? Sie sind genauso alt, wie mein Vater heute wäre, der leider vor 30 Jahren jung verstarb. Ganz banal: Was hält Sie jung? Ist es Ihre Mission, die Sie hier auf Erden haben?

Pater Anselm Grün: Es geht mir gut. Was mich jung hält, ist sicher einerseits das tägliche Leben als Mönch. Täglich habe ich als Mönch die Zeit zum Meditieren und zum gemeinsamen Chorgebet und zur Liturgie. Und mich hält meine Aufgabe jung. Ich spüre, dass ich die Menschen mit meinen Worten erreichen kann. Und die gute Reaktion der Menschen gibt mir selbst Energie, weiter zu machen.

Jana Wieduwilt: Vielen Dank. Ich habe das Halbtagspilgern als Hilfe für mich entwickelt, auch im durchaus anspruchsvollen Alltag als Unternehmerin, Mutter, Freundin, Tante, Tochter und so weiter zu mir zu finden.

Zeit in der Natur – Kraftquelle

Daher nehme ich mir nahezu täglich die Zeit, in der Natur zu sein. Gott und seine Schöpfung, Begegnungen mit anderen Menschen und solche Gespräche wie diese hier, sind meine Kraftgeber. Woher bekommen Sie die Inspiration zu Ihren Büchern, Predigten und Impulsen? Sie reisen nach wie vor viel. Sind ganz unglaublich viel unterwegs. Was ist Ihre Kraftquelle?

Pater Anselm Grün: Die Inspiration zu meinen Büchern bekomme ich durch Gespräche mit den Menschen. Ich versuche, in den Büchern immer auf ihre Fragen zu antworten. In den Büchern kann ich länger darüber nachdenken, was ich den Menschen auf ihre  Fragen und Sehnsüchte antworten könnte. Andere Impulse sind das eigene Nachdenken. Ich frage mich, was mir dieser Bibeltext sagen möchte, und wie ich ihn für mich selbst und für die Menschen auslegen könnte,so dass ich und die Menschen ihn verstehen und davon berührt werden. Meine Kraftquelle ist die innere Quelle auf dem Grund meiner Seele. Es ist die Quelle des Heiligen Geistes, die nie versiegt, weil sie göttlich ist.

Jana Wieduwilt: Immer wieder sagen Sie: „Versäume nicht dein Leben“. Was raten Sie denjenigen, die immer auf den besten Moment warten, die immer wieder ihren Lebenstraum oder auch ihre Lebensaufgabe zurückstellen – bis zur Rente, zur nächsten Gehaltserhöhung, bis zum nächsten Monat?

Pater Anselm Grün: Es geht darum, ganz im Augenblick zu leben. Wenn ich mich auf dieses Gespräch jetzt einlasse, dann versäume ich mein Leben nicht. Ich soll nicht ständig an die Zukunft denken, sondern ganz im Augenblick sein. Dann wird jeder Augenblick zu intensivem Leben und Erleben.

Jana Wieduwilt: Wie finden die Menschen wieder zu ihrer wahren Essenz? Zu dem hellen Licht in sich selbst?

Pater Anselm Grün: Die Menschen müssen sich zuerst befreien von den Illusionen, die sie sich über sich gemacht haben, von zu großen Selbstbildern, als ob sie immer perfekt oder erfolgreich sein müssten. Dann sollten sie in die Stille gehen, durch alle Emotionen und Gedanken, die in uns auftauchen, hindurchgehen in den Grund der Seele. Dort ist in jedem von uns ein Raum der Stille.

Stille auf dem Weg zur Übereinstimmung

In diesem Raum der Stille können die Urteile der Menschen und unsere eigenen Bewertungen nicht vordringen. Dort sind wir ganz wir selbst. Dort erahnen wir, was das wahre Selbst ist. Wir können dieses wahre Selbst nicht beschreiben. Aber wenn wir in der Stille mit uns eins sind, mit uns übereinstimmen, dann dürfen wir vertrauen, dass wir mit dem wahren Selbst in Berührung sind.

Jana Wieduwilt: Woran arbeiten Sie gerade? Worauf dürfen wir uns als nächstes von Ihnen freuen?

Pater Anselm Grün: Zusammen mit einem Psychoanalytiker lege ich gerade einige Texte aus dem Alten Testament aus, damit wir sie heute besser verstehen. Und außerdem mache ich mir gerade Gedanken zum Thema Macht. Wie gehen wir gut mit Macht um? Was sind die Gefahren, wenn wir Macht haben? Welche Machtspiele spielen wir auch im Alltag miteinander? Und wie kann Macht heilsam werden?

Jana Wieduwilt: Vielen, vielen Dank, verehrter Pater Anselm Grün. Für weitere Informationen über Sie und Ihre Arbeit, können die Leser meines Blogs hier unter www.anselm-gruen.de finden.

Interview mit Peter Kowalsky

Interview mit Peter Kowalsky

Peter Kowalsky sagt er habe großes Durchhaltevermögen. Große Nutzung des Konjunktives ist hier allerdings nicht nötig, denn sowohl Persönlichkeitstest als auch Biografie bestätigen diese Eigenschaft zu 100%.

„Jeder denkt er könne ein Produkt erfolgreich machen und das ist auch gut so, ansonsten würde es ja niemand probieren. Wir damals auch nicht.“ Lässt der Bionade-Gründer durchblicken und verweist auf den harten Weg, den er mit seinem Familienunternehmen zurückgelegt hat. Dass es sich um echte familiäre Verhältnisse dreht wird klar, als sich Peter Kowalsky zu Beginn des pilgernden Interviews mit Jana Wieduwilt über die Herausforderungen in einem Familiengeschäft mit wenig Geld, aber viel Idealismus und einer riesigen Vision berichtet.

Im Gespräch erzählt er über die harten Jahre beim Aufbau der Bionade-Marke – stets unter hohem finanziellen Druck, über die Natur, die ihm große Kraft schenkt. Er sagt auch, wie es seit der Firmenabgabe 2012 weiterging. Der studierte Lebensmitteltechniker Peter Kowalsky bleibt den Flüssigkeiten treu, könnte man so sagen und produziert mit seinem neuen Business Inju Getränke, die dem Körper das geben was er braucht. Ihm geht es um Natur und Schönheit, die entsteht, wenn man mit sich selbst im Reinem ist. „Inju soll dir dabei helfen, besser zu werden, aber nicht für dein Ego und dem ewigen Selbstoptimierungsdrang, sondern für deinen Körper und deine Seele. Es sei „kein Performer-Getränk“, aber viel mehr ein natürlicher Anreiz, deinen Körper auf den Weg zu bringen in dem Chaos unserer schnelllebigen Welt klarzukommen.

Eine innovative Idee, die Peter da in Berlin vorantreibt und auch mit Jana Wieduwilt im Podcast bespricht. Inspirationen und durchdachte Lebensweisheiten liefert Peter Kowalsky obendrein. Und es gibt Rabatt auf eure Inju-Bestellung: Passwort: Pilgern.

Hört unbedingt mal rein! Es lohnt sich!

Interview mit Lisa-Marie Schöttler

Interview mit Lisa-Marie Schöttler

Lisa-Marie Schöttler ist es besonders wichtig, in ihrem Tempo und Rhythmus zu arbeiten. Der Wunsch nach selbstbestimmtem, nutzenstiftendem Arbeiten ist auch der Grund, dass sie, gemeinsam mit zwei Kollegen ihre eigene Firma, Norwin Consulting gegründet hat.

Viel Verbindendes

Uns verbindet also nicht nur das Unternehmertum sondern noch viel mehr. Ich freue mich sehr, dass sie heute bei mir hier auf dem Halbtagspilgerblog im Interview ist.

Jana Wieduwilt: Liebe Lisa, hol uns bitte kurz ab und in dein Leben hinein. Wo bist du gerade? Woran arbeitest du? Wie geht es dir?

Lisa-Marie Schöttler: Vielen Dank, liebe Jana, dass ich ein wenig von mir und Norwin erzählen darf. Gerade befinde ich mich in unserem Büro in der Leipziger Ringbebauung mit Blick auf die Innenstadt. In diesen Räumen mit ihrer rustikalen Einrichtung atmet man die 50er Jahre und gleichzeitig wächst Leipzig vor der Tür beinahe täglich.

Diesen Kontrast mag ich besonders.

Im Moment arbeite ich an einem Kommunikationstraining für einen Kunden aus der Region. Alle Trainings werden bei uns individuell für die Beteiligten entwickelt, deshalb gibt es noch einiges zu tun.

Jana Wieduwilt: Dein Thema ist die Strategieentwicklung für Unternehmen – vom Mitarbeiter aus gedacht. Das ist ungewöhnlich und zumindest aus traditioneller Unternehmerperspektive auch anstrengend. Ich bin ja auch Unternehmerin und darf mit dem besten Team der Welt zusammenarbeiten. Ich weiß um den Wert von Mitarbeitern. Aber ich provoziere mal ein bisschen: Warum sollten denn alle Unternehmen vom Mitarbeiter her gedacht sein? Ist das nicht – gefährlich für die Produktivität und für die Kostenstrukturen?

Lisa-Marie Schöttler: In diesem Fall frage ich gerne etwas provokant zurück: Welche Kosten produzieren gute Mitarbeiter*innen, die das Unternehmen verlassen? Es stimmt, zunächst einmal kostet die Umstellung meiner Strukturen und Prozesse und nicht zuletzt meiner Unternehmenskultur Zeit und Geld.

Kleine Maßnahmen, die wertschöpfend sind

Aber auch kleine Maßnahmen können schon sehr wertschöpfend sein – für das Unternehmen und das Team. Sinnvolle Feedbackschleifen zum Beispiel. Die kosten Arbeitszeit, bringen aber mehr Bindung zum Unternehmen, bessere Arbeitsergebnisse und eine größere Problemlösungskompetenz und -bereitschaft auf allen Seiten.

Gleiches gilt für die partizipative Strategieentwicklung. Wenn ich als Mitarbeiterin an der Ausarbeitung eines Ziels beteiligt bin, bestimmen kann, wie der Weg dahin aussieht, dann ist es für mich deutlich attraktiver, es auch zu erreichen. Und vor allem bringe ich Wissen und eine Perspektive ein, dass meine Kolleg*innen und vor allem auch die Führungskräfte so nicht haben.

Bestehende Mitarbeiter als Recruiter

Ein Beispiel: Ein Unternehmen sucht Mitarbeiter*innen und möchte sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Wer wäre besser geeignet, die richtigen Argumente für neue Kandidat*innen zu liefern, als die bestehende Mitarbeiterschaft? Und wer findet eher Fehler im Bewerbungsprozess als die Menschen, die ich kürzlich eingestellt habe? In diesem Kontext gilt es, die richtigen Fragen zu stellen. Und die Mitarbeiter*innen in neuen, wirksamen Methoden zu trainieren, um ihr Wissen konsequent nutzbar zu machen.

Jana Wieduwilt: Du kennst ja unser Modell des ortsunabhängigen und sehr selbstbestimmten Arbeitens bei meiner Firma Wieduwilt Kommunikation. Ich darf jeden Tag das machen, was ich am liebsten tue mit Mitarbeitern, die das Reisen und Ideenentwickeln so sehr lieben, wie ich. Was hältst du als Expertin für agiles Projektmanagement von der Idee des Halbtagspilgerns? Wäre das ein Modell, das für dich als Strategieexpertin Zukunft hat?

Lisa-Marie Schöttler: So wie du mir das Modell des Halbtagspilgerns geschildert hast, klingt es für mich nach Performance durch Balance – einem unserer Kernthemen. Das bedeutet: Ich lebe bewusst, mache neue Erfahrungen und bleibe täglich im Gleichgewicht. Dass man nur wenige Stunden am Tag wirklich konzentriert arbeiten kann, ist gemeinhin bekannt.

In vielen Branchen wäre das Halbtagspilgern daher für mich bereits ein Gegenwartsmodell, das umgesetzt werden sollte.

In Agenturen, Beratungen, insbesondere im kreativen Umfeld. Aber auch in anderen Bereichen hat es Potenzial, wenn wir uns anschauen, wie sich der Arbeitsmarkt voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln wird. Jobsharing ist schon lange ein Thema und wird meines Erachtens auch weiter wachsen.

Selbstorganisation im agilen Arbeiten ist nicht nur eine Frage der Strukturen und Prozesse, sondern vor allem der Haltung.

Was verstehen wir unter Wertschöpfung? Leiste ich auch einen Beitrag, indem ich mich weiterbilde, meinen Horizont erweitere, etc.? Das wird langfristig nicht nur im Kleinen ein Thema für jedes Unternehmen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft sein. Agiles Arbeiten bedeutet, sich selbst zu organisieren, die Problemlösungskompetenz allein und im Team zu erhöhen und nicht zuletzt Ergebnisse zu reflektieren, um sich stetig zu verbessern.

Akkustand prüfen und Pausen selbstbestimmt machen

Dazu gehört auch, dass ich meine Pausen einhalte und meinen Akkustand selbstbestimmt im Blick behalte. Das geht mit deinem Ansatz quasi Hand in Hand.

Jana Wieduwilt: Verrate uns doch gerne: Wie sieht deine Routine aus, die dich jeden Tag Kraft schöpfen und in Balance bleiben lässt? Gehst du auch Pilgern, so wie ich? Oder machst du was ganz anderes?

Lisa-Marie Schöttler: Bewegung, ob in der Schwimmhalle, beim Wandern oder Yoga, ist für mich definitiv ein wichtiger Faktor, um zufrieden und körperlich wie geistig gesund zu bleiben.

Dankbarkeit

Außerdem verwende ich ein Dankbarkeitstagebuch, in dem ich täglich notiere, welche drei Dinge für mich besonders kostbar waren. Dankbarkeit macht glücklich und sorgt dafür, dass mir winzige Begebenheiten viel nachdrücklicher im Gedächtnis bleiben. Es mag kitschig klingen, aber wenn ich mich über ein gutes Gespräch in der Mittagspause von Herzen freuen kann, ist das in meinen Augen der Inbegriff von Glück.

Jana Wieduwilt: Welchen Tipp hast du für meine Halbtagspilger-Leser, wenn sie sich von den Aufgaben und dem Arbeitsalltag „erschlagen“ fühlen. Hast du ein Geheimrezept, das schnell und wirksam ist?

Lisa-Marie Schöttler: Täglich treffe ich dank Norwin auf unterschiedlichste Menschen.

Sie alle haben allerdings eines gemeinsam: Ruhe, Entpannung und Durchatmen verschieben sie gerne auf morgen, während Kundenprojekte und berufliche Ziele nur selten warten können.

Tipps vom Profi

Der vorhin erwähnte Akkustand ist eine Möglichkeit, um sich auf sich und seine Bedürfnisse zu fokussieren. Dazu stelle ich mir drei Fragen: Wie ist mein Akkustand jetzt gerade? Welchen Akkustand möchte ich gerne morgen um diese Uhrzeit haben? Was mache ich ganz konkret in den nächsten 24 Stunden für mich, um das zu erreichen? Die Maßnahmen können noch so klein sein, ich behandle sie wie jede andere Aufgabe in meinem (Arbeits-)Alltag und überprüfe am nächsten Tag, ob ich mich wirklich darum gekümmert habe. Auf diese Weise ist Selbstfürsorge plötzlich keine Nebensache mehr.

Foto: Sven Rohloff

Es geht nicht früh genug

Es geht nicht früh genug

Madlen Haß ist einer der ambitioniertesten Menschen, den ich kenne. So viel Herzblut, Engagement und Umsicht habe ich selten, wirklich selten erlebt.

Der Vision gefolgt

Madlen ist ihrer Vision gefolgt und hat eine Schule errichtet, mit einem eigenständigen Konzept, das sowohl die Individualität wie auch die fächerübergreifende Ausbildung von Schülern in den Mittelpunkt stellt. Ihre Schule ist die Georg Heinsius von Mayenburg-Grundschule in Senftenberg-Brieske unter dem Dach der Schlausitz. Das ist ein Ort, an dem Schüler vom ersten Tag an selbstbestimmt, selbstbewusst und in ihrem Tempo allumfassend lernen können.

 

Jana Wieduwilt:

Liebe Madlen Haß, danke, dass ich dich in meinem Blog Halbtagspilgern.de interviewen darf. Schließlich bist du nicht ganz unschuldig daran, dass ich überhaupt pilgern war. Denn du hast mir – damals beim Essen in einem Restaurant bei unserem „Mädels-Abend“ einen Schubs gegeben und mir gesagt, dass ich endlich Pilgern gehen soll.

Das war genau der richtige Impuls zur richtigen Zeit. Vielen Dank.

Ich habe auf meinem Weg Achtsamkeit und Selbsterkenntnis viel ausprobiert und bin viele Umwege gegangen, die ich nicht hätte gehen müssen. Wenn ich schon früh gelernt hätte, welche Methoden und Werkzeuge es gibt, um mich selbst im Gleichgewicht von An- und Entspannung zu halten, wären sie mir erspart geblieben. Was genau ist denn deine Intention, Achtsamkeitstraining für deine Schüler anzubieten?

Madlen Haß:

Kinder haben eine offene, neugierige Grundhaltung. In ihrem turbulenten Alltag ist ein bewusster, achtsamer Umgang mit sich selbst und anderen die Basis fürs Glücklichsein.

Emotionale Intelligenz als Basis für das Lebensglück

Diese sogenannte emotionale Intelligenz wird zukünftig immer stärker eine Rolle spielen. Mit unseren Übungen sollen die Kinder einen Materialkoffer erhalten, um mit Hektik, Stress, Leistungsdruck und dem immer schneller werdenden Lebenstempo umzugehen und somit Sorge für ihre seelische Gesundheit zu tragen.

Mentaltraining für Gehirnleistung

Die Integration von Mentaltraining in unseren Schulalltag soll dazu beitragen, die Kreativität, das Selbstvertrauen und die Zufriedenheit von unseren Schülern zu steigern. Zudem werden Konzentrationsstörungen oder Lernstörungssymptome korrigiert und stattdessen die Gehirnleistung angeregt.

Jana Wieduwilt:

Und wie geht das genau? Welche Fächer beinhalten Achtsamkeit und wie setzt du sie um?

Madlen Haß:

Über Konzentrationsübungen, Entspannungsgeschichten, Fantasiereisen, einfache Atemübungen oder Entspannungsübungen für die Augen nach z.B. einer Lernwerkstatt am Laptop, die in alle Fächer mit eingebunden werden.

Schulfach Lebensart

Zusätzlich gibt es noch das von uns selbstentwickelte Unterrichtsfach Lebensart. Das Lernziel hier heißt „Kinder stark machen“, durch persönliche Zufriedenheit, Selbstsicherheit, Selbstverantwortung und soziale Verantwortung.

Lerninhalte sind vielfältig

Lerninhalte reichen von Körper- und Bewegungserfahrungen über Konzentrations- und Kommunikationsübungen mit Streitschlichtungsprogramm bis zur Selbstfindung. Mit dem Fach wollen wir zudem der Tatsache Rechnung tragen, dass auch Familien als soziale Netzwerke nicht mehr durchgehend in der Lage sind, grundlegende Normen und Verhaltensweisen sowie Konventionen als Grundlage für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben zu vermitteln.

Erlebnisorientierte Projekte

Das Fach vermittelt unterm Strich Lebensfreude, Lebenskompetenz und fördert die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Der Unterricht ist größtenteils in erlebnisorientierten Projekten gestaltet und fußt auf dem Prinzip der Selbsterfahrung.

Jana Wieduwilt:

Du hast ja dieses besondere Schulkonzept, das ich so sehr bewundere. Bei dir wäre ich richtig gerne zur Schule gegangen. Was genau macht den euer Konzept, das ihr unter dem Dach der Schlausitz anbietet, aus deiner Sicht so besonders, gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel?

Madlen Haß:

Ich habe mal gelesen: „Wir müssen aufhören, die Kinder wie Fässer zu betrachten, die wir mit Wissen füllen. Wir müssen ihnen die Fackel der Erkenntnis zünden, damit sie sich in einem Leben vollen Anforderungen zurecht finden.“

Bei uns ist es gerade das individuelle Lernen und Leben in der Schule.

Vom Karate,- Tanz-Theater-, Computerunterricht bis zu den klassischen Fächern gestalten wir einen modernen Unterricht in dem der Schüler im Vordergrund steht. Die Kinder erlernen selbständiges forschend und entdeckendes Lernen über Tages-, Wochen,- oder Epochenpläne.

Projekte und Lernwerkstätten

Viele Projekte oder Lernwerkstätten unterstützen das eigenständige Denken und das praxisnahe Arbeiten in der Verknüpfung mit den theoretischen Kenntnissen. Aber auch mit Teamarbeit, dem Umgang mit modernen Medien und natürlich mit Methoden des Präsentierens breiten wir die Schüler auf ein unternehmerisch denkendes und handelndes Leben vor mit Freude zum lebenslangen Lernen.

Jana Wieduwilt:

Madlen, ich kenne dich als unerschütterlich positiven Menschen. Wie entspannst du selbst? Gehst du pilgern? Was tust du, neben deinen zwei Firmen, die du managst, neben Kind, Mann und Familie, um in deiner Balance zu bleiben?

Madlen Haß:

Viele Dinge entspannen mich: z.B. Lesen, gekonnt nichts tun und den Gedanken freien Lauf lassen, ein gutes Glas Rotwein, Treffen und Gespräche mit Freunden oder Familie , Wellness, Reisen und die Welt anschauen.

Bewegung im Alltag

Zweimal die Woche versuche ich mit meinem Sohn ins Gesundheitsstudio zu gehen. Ich habe es gleich im Kalender festgehalten, damit meine Sekretärin mir nicht einen Termin reinlegt. Regelmäßige Bewegung fördert auch den Tiefschlaf. 😉 Ich versuche auch die regelmäßige Bewegung in den Alltag mit einzubauen, das fängt bei morgendlichen Übungen beim Zähneputzen an und geht bei abwechselnd stehenden und sitzenden Arbeiten weiter.

Neue Gewohnheitsschleifen einschleifen

Wichtig ist, dass die Gewohnheitsschleife unterbrochen ist und eine neue Routine entstanden ist (Aus der Hirnforschung wissen wir, je häufiger eine neue Tätigkeit ausgeübt wird, desto selbstverständlicher für unser Gehirn- man spricht von ungefähr 20 Tagen, bis es zur Gewohnheit wird)

Auch die Aktivitäten bei Tageslicht tun mir gut, deshalb essen wir unser Frühstück und auch das Abendbrot möglichst immer mit meinem Sohnemann auf der Terrasse.

Viel Wasser und Ingwer

Für meine Balance und Gesundheit trinke ich viel Wasser, das gute Zellverfügbare 😉 morgens mit einem Spritzer Zitrone, sonst pur. Auf meinem Schreibtisch steht immer eine gefüllte Karaffe – so diszipliniere ich mich. Abends vor dem Zubettgehen nehme ich immer eine kartoffelgroße Menge geriebenen Ingwer gemeinsam mit einer warmen Tasse Milch zu mir.

Bessere Planung

Zudem habe ich gelernt meinen Alltag besser zu planen und schaffe so meine persönliche Ausgeglichenheit-denn durch meine tägliche To do Liste habe ich die Sicherheit nichts zu vergessen und strukturiert zu arbeiten.

Jana Wieduwilt:

Welche Tipps hast du für die Leser meines Halbtagspilgern-Blogs, die vielleicht überlegen, mehr in die Eigenständigkeit zu gehen, Unternehmer zu werden? Was sollten sie unbedingt beachten?

Madlen Haß:

Sie sollten an erster Stelle überlegen, was ihnen wichtig ist. Der Psychologe Nossrat Peseschkian benannte 4 Bereiche die im Einklang seien müssen, damit man ausgeglichen ist.

1. Arbeit und Beruf

2. Sinn und Kultur

3. Körper und Gesundheit

5. Familie und Beziehung

Wissen, welche Ziele

Das Wissen, welche Ziele und Wünsche man in den unterschiedlichen Lebensbereichen hat ist eine Voraussetzung (Was ist mir wichtig?, Wann ist für mich das Leben erfüllt?, Was muss ich tun, um auch morgen noch ein glückliches Leben zu führen?)

Das Tolle an der Selbständigkeit ist, dass man eigene Entscheidungen treffen kann, selbstbestimmt arbeiten kann. Man ist unabhängig und so Familie, Kinder gut mit unter einen Hut bekommt. Deshalb entstand bei mir als späte Mutter dann auch die Vision von einem modernen eigenen Kindergarten und einer Schule.

Meine Motivation als Selbständiger ist eine andere: Kein notwendiges Übel, sondern ich habe mir diesen Job selbst gewählt – das befriedigt und führt in meinen Augen zu höherer Motivation.

Neben der zeitlichen Flexibilität, die Unternehmerdasein mit sich bringt, ist natürlich auch noch die finanzielle Unabhängigkeit ein Argument. Man sorgt selbst, dass das Unternehmen bestehen bleibt und somit für seinen Arbeitsplatz.

Wichtig ist es auch sich immer wieder neu zu hinterfragen – seine Interessen, Ziele, auch mit dem Blick auf Krisensituationen.

Ich erkläre meinem Sohn immer, das Leben und auch die Selbständigkeit ist wie eine Achterbahn nach jedem „angstvollem“ Tief kommt immer wieder ein „juchzendes“ Hoch.

Jana Wieduwilt:

Wohin geht dein nächster Pilgertrip? Magst du das verraten?

Madlen Haß:

Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel. Wer pilgert unternimmt eine Reise zu einem besonderen Ort an dem man den Alltag vergessen und neue Impulse sammeln kann.

Ich möchte noch viele dieser Orte sehen.

Dieses Mal geht es nach Ostafrika. Mein Sohn möchte die Big 5 leibhaftig, in ihrer natürlichen Umgebung erleben und mein Mann freut sich einmal gechillt den Kilemanjaro von der anderen Seite zu bestaunen, denn er hat ihn schon vor Jahren selbst bestiegen. 😉

Sie macht es einfach. Jetzt. Yvonne Simon im Interview.

Sie macht es einfach. Jetzt. Yvonne Simon im Interview.

Warum es manchmal eine schmerzhafte Zäsur braucht und was du daraus machen kannst.

Yvonne ist eine Macherin. Aus Leipzig, wobei die Herkunft nicht so viel mit Machen zu tun hat, aber wichtig ist, wenn man verstehen will, warum Yvonne macht, was sie macht.

Coach und Lebensmutmacherin

Yvonne Simon ist Coach und Lebensmutmacherin. Du findest ihre Website hier www.yvonne-simon.com Sie hilft Menschen, ins Tun zu kommen. Das tut sie in ihrer ganz eigenen beherzten Art. Uns verbindet die Liebe zum Jakobsweg, zum Wandern in der Natur, zum Reflektieren und zum Schreiben. Ich bin so dankbar, dass ich schon bei ihr im Podcast zu Gast sein durfte. Hört gerne mal rein: Ihr findet den Podcast hier. https://yvonne-simon.com/podcast/

Jana: Hast du schon immer „einfach gemacht“? Magst du deine Geschichte teilen, die dich zu dem gemacht hat, was du bist?

Yvonne: Leider brauchen wir ganz oft eine Zäsur, ein einschneidendes Erlebnis, um das Leben einmal komplett auf den Prüfstand zu stellen. So war das auch bei mir. Vor genau sieben Jahren ist mein Mann gestorben und nach der ersten Schock- und Trauerphase begann ich zu grübeln:

Das alles muss doch irgendeinen Sinn ergeben? Welchen Sinn hat das das alles?

Was ist wirklich wichtig im Leben? Was ist mir wirklich wichtig im Leben!

Und ja – ich habe immer schon „gemacht“. Ich liebe es, zu entscheiden. Eine Entscheidung zu treffen, ist immer der erste Schritt.  Und Hand aufs Herz, wie oft denken wir über den zehnten Schritt nach, den wir natürlich noch nicht kennen können und vergessen dabei, den ersten Schritt zu gehen?

Dabei schiebt sich „dem Gehenden der Weg unter die Füße“.

Ich habe das ganz wörtlich genommen und bin „losgegangen“ – auf den Camino portugues – 330 Kilometer von Porto über Santiago de Compostela bis nach Finisterre ans Meer. Meine Fragen zum Sinn des Lebens habe ich mit auf den Jakobsweg genommen.

Gekündigt nach dem Jakobsweg

Tatsächlich war ich eine Andere, als ich nach drei Wochen in Deutschland wieder aus dem Flieger gestiegen bin, innerlich viel fester und nun auch mutig genug, nach 25 Jahren im Angestelltenverhältnis meinen Arbeitgeber um die Aufhebung meines Arbeitsvertrages zu bitten. Mein neues „Ich“ hatte neue Ziele.

Sich selbst anders gesehen

In den drei Wochen meiner Pilgerreise hatte ich viele Gespräche mit Menschen geführt, die meinen Mut und meine innere Stärke bewundert haben. Eigenschaften, die ich bei mir selbst noch nie so gesehen habe … Ich erkannte tatsächlich erstmals klar und zutiefst berührt, dass ich durch meine Erfahrungen mit der Krebserkrankung meines Mannes, durch das Begleiten seines Sterbens und durch meine Art der Verarbeitung des Erlebten auch Anderen etwas zu geben habe.

Mit sich selbst im Reinen sein als Überlebensstrategie

Die Besinnung auf mich selbst, auf meine eigenen Stärken, die Bedeutung der Tatsache, dass ich lernen konnte, mit mir selbst und meiner Seele im Reinen zu sein und auch das Alleinsein genießen zu können – das waren für mich wichtige Überlebensstrategien. Könnten sie das nicht auch für andere sein?!

Es folgten eine Reihe von Ausbildungen, damit ich auch über die notwendigen Werkzeuge als Coach verfüge. Doch wirklich wichtig ist aus meiner Sicht, dass es mir ein großes Herzensbedürfnis ist, Menschen zu inspirieren, ihren eigenen Weg zu gehen und sie dabei auch zu begleiten. Und so wurde ich mit allen Fasern meines Herzens die „Lebensmutmacherin“.

Jana: Danke Yvonne für deine Offenheit und dein Herzensbedürfnis. Das passt so gut zu dir. Dein Podcast heißt: „Ich mach’s einfach. Jetzt“. Cooler Name. Wie ist er denn entstanden?

Yvonne: Bei einem Seminar hat eine der Teilnehmerinnen erzählt, dass sie sich vor noch nicht so langer Zeit einen ihrer Herzenswünsche erfüllt hat und sich mit einer spannenden Geschäftsidee selbstständig gemacht hat. Und während sie mir davon erzählte, da funkelten ihre Augen und ihre Begeisterung sprang total auf mich über. Bis genau zu dem Moment, an dem ihre Selbstzweifel einsetzten.

Selbstzweifel zerstören Energie

Als sie sich daran erinnerte, dass es ja Menschen gibt, die genau diese Idee schon vor langer Zeit umgesetzt haben. Dass diese damit ewig schon auf dem Markt erfolgreich sind und dass es für sie als Newcomerin vielleicht gar keinen Platz mehr gibt. Das Strahlen in den Augen erlosch, die Energie, die eben noch so spürbar war, verwandelte sich in Angst und Unsicherheit.

Wann ist zu groß wirklich zu groß?

Und mal ganz ehrlich, wie oft geht es uns so, dass wir ein Projekt, eine Idee, eine Leidenschaft nicht weitergelebt haben, weil es uns einfach zu groß erschien? Wie oft haben wir uns die Frage gestellt, wer bin ich schon, dass ich etwas in die Welt bringen kann?

Aus meiner Sicht ist es viel spannender, die Frage einmal umzudrehen.

Wer bin ich, es nicht zu tun?

Ist nicht genau jetzt der richtige Zeitpunkt für meinen Impuls, für meine Inspiration, meine Idee? Und je authentischer und klarer wir in dem sind, was wir tun, umso mehr ziehen wir mit unserer Energie andere Menschen an und reißen sie vielleicht sogar mit.

Genau das war dann auch die Geburtsstunde meines Podcasts, mit denen ich die Hörer ermutige, ihre Träume in die Welt zu tragen und sich auszuprobieren.

Keine Idee und trotzdem gemacht

Ganz ehrlich: ich hatte keine Ahnung vom Podcasting und auch keine Idee, wieviel Folgen es davon geben würde. Doch ich habe „erstmal gemacht“ – so ist dann auch der Name entstanden – und nun sind schon über 100 Folgen online. Mit jeder neuen Episode habe ich mehr Freude daran, weil ich erleben kann, was sich bei den Menschen dadurch verändert.

Jana: Ich habe ja erst vor kurzem mein Warum gefunden. Schreibend und reisend möchte ich Menschen  mit achtsamer Kommunikation zum Losgehen bewegen. Liebe Yvonne, was ist dein Warum und wie hast du es gefunden?

Yvonne: Spannende Frage 🙂 Gefunden habe ich mein Warum über die Philosophie von John Strelecky. Die drei – wie ich finde – magischen Fragen in seinem Buch „Das Café am Rande der Welt“ begleiten mich seit Jahren auf meinem Weg.

Die erste Frage lautet: „Warum bist du hier“ – John nennt es den „Zweck der Existenz“.

Meine Antwort darauf lautet: „Ich bin frei, ich selbst zu sein und ermutige damit Andere, ebenfalls ihren eigenen Weg zu gehen“. Das bedeutet, dass ich in jedem Moment meines Lebens die authentischste Form meiner selbst bin, keine Rollen mehr spiele, sondern ein selbstbestimmtes und damit auch erfülltes Leben führe.

Und darüber, dass ich mir das „selbst erlaube“, bin ich auch Vorbild für andere, ihre Freiheit zu leben. Wir haben viel mehr Freiheiten als wir glauben. Vor allem Freiheit im eigenen Denken. Deswegen ist das Credo meines Coachings auch „Sei frei, du selbst zu sein!“.

Jana: Mein allerliebster Lieblingsspruch von dir ist: „Das Meer ist meine Kathedrale“. Was für eine Kraft steckt in diesem Satz. Was hältst du von Kraftorten und welche Tipps hast du für Menschen, die gerade auf der Suche sind? Nach sich selbst, einem Lebenssinn, nach Liebe.

Yvonne: Oh ja, das Meer gibt mir soviel Kraft und Energie, dass ich immer wieder dorthin zurückkehre.

Kraftorte der Welt

Tatsächlich habe ich auf meiner Weltreise im letzten Jahr viele Kraftorte besucht. Nach der Definition sind das Plätze, an denen wir Ruhe, Stärkung und sogar eine Bewußtseinserweiterung erfahren können. Für die Maoris in Neuseeland ist es zum Beispiel das wunderbare Cape Reinga hoch im Norden, wo der Pazifik und die Tasmanische See aufeinandertreffen oder für die Aborigines der Uluru, besser bekannt als Ayers Rock.

An all diesen Plätzen habe ich die Energie gespürt.

Doch die wahre Erkenntnis meiner Reise war, dass ich meinen Kraftort in mir selbst habe.

Es ist wunderbar, unterwegs zu sein, Menschen, Kulturen, Religionen kennenzulernen. Und gleichzeitig ist jede Reise im außen auch eine Reise zu dir selbst.

Um deinen inneren Frieden zu spüren, braucht es keine Reise, kein Seminar, kein Retreat.

Dieses Gefühl kommt aus deinem eigenen Herzen, es liegt an dir, innezuhalten und genau zuzuhören, was es dir sagen will. Vielleicht braucht es dazu am Anfang etwas Übung, wieder auf dein Herz, deine Intuition zu hören. Doch es lohnt sich auf jeden Fall, denn dein Kopf denkt, während dein Herz schon weiß …

Jana: Liebe Yvonne, so weise Worte, vielen vielen Dank. Hol uns bitte einmal kurz in dein Leben heute. Was machst du gerade und woran arbeitest du?

Yvonne: Liebe Jana, du hast es schon angesprochen. Uns beide verbinden viele Gemeinsamkeiten. Neben dem Schreiben und dem Reisen, auch Menschen zu inspirieren und die Liebe zur Natur.

Inspiration in der Natur

Um die beiden letzten wunderbaren Punkte geht es in meinem Projekt, das ich gerade mit Monika Breitinger vorbereite. Gemeinsam laden wir vom 18. bis 20. Oktober zu den Herbsttagen im Berchtesgadener Land ein. In einem Auszeitwochenende entführen wir die Teilnehmer auf den „Glückspfad des Lebens.“

Träumen Leben schenken, frische Luft atmen, Kraft tanken – darum geht es in unserem Auszeit-Seminar.

Ich freu mich schon sehr auf die verschiedenen Elemente des Waldbadens, des Spirit Walkes und auch den Schwerpunkten, denen wir uns dann im Studio von Monika widmen werden. Dabei geht es um das Leben in Balance mit den eigenen Werten, um die Stärken und Talente von jedem Einzelnen und darum, herauszufinden, was das eigene Herz zum Leuchten bringt und natürlich jede Menge Anregungen, wie die Themen in den Alltag integriert werden können.

Halbtagspilger und 24-Stunden Wanderer Norman Siehl im Interview

Halbtagspilger und 24-Stunden Wanderer Norman Siehl im Interview

Den Wanderer auf dem Kahn getroffen

Witzigerweise traf ich Norman Siehl nicht beim Halbtagspilgern, oder doch, eigentlich schon: Allerdings trafen wir uns nicht auf dem Paul-Gerhardt-Wanderweg, dessen feierliche Eröffnung wir mit Auftraggebern und Politikprominenz an jenem Tag zelebrierten, sondern auf einem Spreewaldkahn. Zugegeben, nach einem Stück Wanderung vom Zentrum Lübbens bis in den Spreewald, aber es war ein Kahn. Wie das so ist, kamen wir ins Plaudern – und stellten ziemlich schnell fest, dass da mehr Gemeinsames als Trennendes ist.

Ein 24-Stunden-Wanderer

Norman Siehl ist Wanderer, so wie ich. Allerdings ist er kein Halbtagswanderer. Norman Siehl wandert auch mal 24 Stunden am Stück und motiviert als Kreiswegewart des Landkreises Dahme-Spreewald auch andere Wandersleute, es ihm gleich zu tun und das schöne Brandenburg auf Schusters Rappen zu erkunden. Außerdem bringt der findige Ingenieur bei seinen Touren Rucksackboote ins Spiel, die es dem Wanderer ermöglichen, auch einmal die Welt vom See oder Fluss aus zu erkunden, wenn die Füße müde werden.

Danke für Ideen und Dankbarkeit

Eine Menge Ideen und von meiner Seite eine riesige Portion Dankbarkeit, dass ich Norman Siehl heute hier bei uns Halbtagspilgern im Interview habe.

Jana Wieduwilt: Lieber Norman Siehl, Wandern – oder, wie ich es nenne, Pilgern ist auch Ihr Lebensthema, so scheint es. Nehmen Sie uns doch gerne einmal mit: Wie kommt man dazu?

Norman Siehl: Sie haben absolut Recht, Wandern ist ein zentrales Lebens-Thema für mich geworden. Neben der ehrenamtlichen Tätigkeiten als Wanderwegewart in Wildau und Kreiswegewart im Dahme-Seenland, habe ich vor Jahren eine Ausbildung zum Wanderleiter gemacht und führe als Solcher mehr oder weniger regelmäßig Wandergruppen durch unsere Region.

Wanderverein Dahme-Seenland gegründet

Außerdem haben wir in 2018 den Wanderverein Dahme-Seenland e.V. aus der Taufe gehoben, dessen Vorsitz ich inne habe. Der Wanderverein hat, natürlich mit Hilfe vieler anderer Unterstützer, die 24h – Fontanewanderung organisiert und im März durchgeführt. Um zuletzt mein geschäftliches Baby mit der in 2018 gegründeten HIKANOE GmbH zu nennen. Auch hier geht es unter anderem um Wandern.

Wandern auf dem Wasser

Wandern 2.0 wie ich es nenne, da die leichten aufblasbaren Boote, welche im Rucksack transportiert werden können, die Grenzen zwischen Wandern und Wasserwandern aufheben. Es ist ein Leichtes vom Wanderweg ins Wasser zu wechseln und natürlich wieder zurück umso die Umgebung auf und neben dem Wasser zu genießen.

Mensch im Mittelpunkt

Warum ist es dazu gekommen ist eine gute Frage. Nach dem Studium der regenerativen Energien, bin ich seit 2000 im industriellen Umfeld, vorwiegend im Mittelmanagement unterwegs gewesen. Der Aufbau von Ablauf- und Aufbauorganisationen hat mir immer viel Spaß gemacht, weil der Mensch hier im Mittelpunkt steht. Selbiges gilt für die Arbeit mit Kunden und Dienstleistern, die mich permanent in meiner Arbeitswelt begleiteten. Eigentlich möchte ich diese Zeit nicht missen (würde sie aber auch nicht noch einmal wiederholen wollen ;-)) .

Mehr Lebensqualität ist JETZT mit minimierter Gereiztheit

Aber trotzdem entschied ich mich für eine Wende. Ehrlicherweise lag es wohl an den vielen Dienstreisen, den endlosen Stunden im Flugzeug, den unbefriedigenden und teilweise sinnlosen Projekten bei massivem Druck, nicht nachzuvollziehenden Entscheidungen, mentalem Stress, Stress und nochmals Stress. Es hat übrigens Jahre gedauert, bis ich dann endlich den Sprung in die Selbständigkeit gewagt habe.

Weniger Geld aber deutlich mehr Lebensqualität waren der Lohn. Meine Kinder reflektieren mir eine deutliche Entspannung und minimierte Gereiztheit. Ich denke das ist ein hervorragendes Attest für die Richtigkeit des Schrittes.

Als Naturfreund und Dauercamper aufgewachsen

Außerdem war ich schon immer gerne in der Natur. Geprägt von meinem Elternhaus, die entweder ein Gartenhäuschen ihr Eigenen nennen konnten oder nun schon seit Jahrzehnten als Dauercamper den Sommer im Wald verbringen. Mein Vater war ein Wandersmann… sagt ein Volkslied. Wohl auch ein Grund, dass ich einer bin. Ich wandere gerne alleine aber eben auch in der Gruppe und liebe die sich ergebene Dynamik unter den teilweise fremden Wanderern. So sind schon einige gute Bekanntschaften und Freundschaften entstanden. Und über die gesundheitlichen Aspekte muss wohl nicht viel gesagt werden.

Jana Wieduwilt: Wo wandern Sie am liebsten?

Norman Siehl: Ich finde Brandenburg und das Dahme-Seenland ist eine hervorragende Wandergegend. Es müssen nicht immer Berge sein. Es ist mein erklärtes Ziel, unsere Region stärker als Wanderregion sichtbar zu machen.

Zertifizierer von Qualitätswegen

Als Zertifizierer von Qualitätswegen im Auftrag des Deutschen Wanderverbandes sehe ich mir Wanderwege teilweise mit einer „Bewertungsbrille“ an und ich bin mir sicher, dass auch ohne ein Zertifikat viel Qualität in unseren Wanderwegen schlummert. Als Wildauer liebe ich den Wanderweg am Dahme-Ufer auf dem auch der Fontanewanderweg und der Paul-Gerhardt-Weg verlaufen.

Sutschketal und Krummer See

Das Sutschketal und der Weg um den Krummen See sind klasse, der Uferweg am Hölzernen See ist toll, Wanderwege am und um die Pätzer Seen, die Köriser Seen … es sind einfach viele schöne Ecken zu entdecken. Oder auch die Naturparkroute in Buckow in der Märkischen Schweiz, das Schlaubetal….

Generell versuche ich mir in jeder Region, in der ich gerade bin, eine Wanderkarte zu besorgen und auch ein wenig zu wandern. Vor kurzem war ich in Salzgitter und bin erstaunt von dem hervorragenden Wanderpfad in den Höhenzügen in der Nähe der Stadt um nur ein Bsp. zu nennen.

Jana Wieduwilt: Was hat es mit den 24-Stunden-Wanderungen auf sich?

Norman Siehl: Ich wandere mit Freunden seit ein paar Jahren auf diesen 100km-Veranstaltungen, wobei wir nur 1…2 Veranstaltungen im Jahr aufsuchen. Da gibt es ganz andere Sportsfreunde, die das deutlich häufiger machen.

Glücksgefühl nach 24 Stunden Wandern

Neben dem Gruppenerlebnis und dem Erleben der Natur ist die Überwindung des inneren Schweinehundes (und der sich einstellenden Schmerzen 😉 ) sicherlich der Hauptgrund für die Teilnahme an solchen Veranstaltungen. Und das Glücksgefühl nach bestandenem Marsch ist schon einzigartig.

Die Idee für die 100-km Wanderung in 2019 auf unserem dahme-seenländischen Fontanewanderweg ist dann naheliegend gewesen und wurde in Abstimmung mit dem Tourismusverband Dahme-Seen aus der Taufe gehoben.

Jana Wieduwilt: Auch Sie haben ja das Wandern mit in Ihren Beruf integriert so wie ich es mit dem Halbtagspilgern tue. Was genau haben Wanderwege mit Ihrem Beruf zu tun?

Norman Siehl: Wie schon beschrieben, dreht sich viel um den Wanderweg. Ob geführte Touren mit und ohne Boot auf dem Rücken, ob Zertifizierung von Qualitätswegen oder Beratung von Tourismusunternehmen bei der Konzeption und Anlage von Wanderwegen und Wegenetzen, ob bei der Markierung von Wegen oder der Schulung von Wanderwegewarten – Wanderwege sind das zentrale Element meiner Arbeit.

Infrastruktur-Experte für Wanderwege

Eigentlich jedoch nur Infrastruktur für den eigentlichen Zweck des Wanderns. Natur erleben und sich mit ihr verbinden, erholen, Gesundheit stärken, genießen, Stress abbauen, zu sich und zu anderen finden um nur einige der wesentlichen Motive für das Wandern aufzuzählen.

Jana Wieduwilt: Wie kommt man als Wanderer eigentlich auf die Idee, Packrafts in die Wanderung zu integrieren?

Norman Siehl: Das liegt sicherlich an meiner direkten Umgebung. Brandenburg hat das meiste Oberflächenwasser im deutschen Vergleich und ich liebe die Abwechslung von Wald, Feld, Ortschaft und eben Wasser. Als bekennende Wander- und Wasserratte konnte ich wohl nicht anders als zufällig über diese Boote zu stolpern.

Komplett infiziert

Nachdem ich das erste Packraft getestet habe, war ich komplett infiziert. Es ist ja auch unvorstellbar sein eigenes Kajak auf dem Rücken zu tragen und nach Lust und Laune ins Wasser zu wechseln. Das geht durch neue Hightech-Materialien und Ventilarten, die das Gewicht der Boote auf unter 4 kg reduzieren und ein Aufblasen in 5 Minuten ermöglichen. Nachdem ich mit vielen Personen diese Kombitouren gemacht habe, bin ich absolut überzeugt, dass Wandern 2.0 eine reale Chance sowohl in Outdoor-Bereich als auch in Städten hat. Aber kommen sie doch einfach mal mit liebe Frau Wieduwilt und testen es selber.

Jana Wieduwilt: Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Wandern und Pilgern? Was halten Sie vom Halbtagspilgern, so wie ich es mache und als Lebensmodell empfehle?

Norman Siehl: Ehrlicherweise habe ich mir da nie Gedanken drüber gemacht. Ich selber war noch nie Pilgern, kenne aber nicht wenige Freunde die sich auf die Suche gemacht haben. Denn das wäre Pilgern für mich, die Suche nach Erkenntnis. Allerdings muss ich beim Schreiben feststellen, dass mir das beim Wandern oftmals auch so geht.

„Vielleicht bin ich also ein Halbtagspilgerer ohne es gewusst zu haben.“

Wie auch immer, die Verbindung von Beruf (kommend von Berufung!) und der Arbeit mit Menschen in der Natur ist genau mein Weg und ich bin glücklich, den ersten Schritt gemacht zu haben.

Jana Wieduwilt: Lieber Norman Siehl, ganz ganz herzlichen Dank für Ihre tollen Impulse und ganz, ganz viel Glück auf all Ihren Wegen.

„Ich habe mich selbst gehasst“. Wie Bloggerin und Buchautorin Bettina Hielscher aus dem Tief herauskam.

"Ich habe mich selbst gehasst"- Wie Bloggerin und Buchautorin Bettina Hielscher aus dem Tief herauskam

„Bleib immer du selbst.“ Ein Interview.

Bettina Hielscher ist ein Wunder. Denn ich kenne Niemanden, der so viel Wissen zum Thema Selbstfürsorge zusammen getragen hat und das so authentisch lebt, wie sie.

Achtsamkeit und Mindset

Ich kenne auch niemanden, der so klar strukturiert das Wissen um Achtsamkeit und Mindset zusammen bringt. Es ist eine große Freude und Bereicherung, Bettina Hielscher auf ihrem Blog zu folgen und dort immer neue Impulse für ein achtsames, selbstbestimmtes Leben zu bekommen. In der Tat verbinden uns einige Dinge – und wir beide haben einen Weg gefunden, für uns selbst zu sorgen. Ich freue mich sehr, sie heute im Interview zu haben. Danke, Bettina.

Bettina: Liebe Jana, mein Dank gilt auch dir, ich freue mich sehr über deine Einladung!

Jana: Liebe Bettina, du hast auf deinem Blog so unglaublich viele Tipps, dass ich immer ganz lange lese und stöbere, wenn ich drauf gehe. Hol uns doch bitte einmal ab. Was genau hat dich bewogen, deinen Weg zu gehen, deinen Blog zu starten und vor allem, dabei zu bleiben?

Bettina: Vielen Dank für das schöne Feedback. Die Idee zum Blog entstand 2015. Ich habe schon immer gerne geschrieben, bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Gedichte und poetische Texte, um Schmerz zu verarbeiten. Ich begann, auf Poetry Slams aufzutreten und habe den Blog „KreativGedacht“ ins Leben gerufen, um meine Sammlung an Texten dort öffentlich zu machen.

Eigene Themen im Blog

Da ich nun einen Blog hatte, habe ich nach und nach begonnen, auch über meine eigenen Themen des Lebens zu bloggen. Ich merkte, dass diese Texte über (mein) persönliches Wachstum besonders Anklang im Internet fanden und da es mir zeitgleich Freude machte, habe ich nur noch über das Thema Leben im Einklang geschrieben.

Warum Leben im Einklang? Ich habe mich früher gehasst. Ich hatte kein Selbstbewusstsein und keine innere Stabilität. Ich wollte immer so sein, wie „die Anderen“, die selbstbewussten, angesagten Leute, die ich immer bewundert habe. Ich habe mich angepasst, um zu werden wie sie und mich zugehörig zu fühlen, doch es gelang mir nicht. Äußerlich schon, aber innerlich nicht.

Vom Selbsthass zum Leben im Einklang

Dieser Selbsthass hat dazu geführt, dass ich depressiv wurde, mich körperlich verletzt und Bulimie entwickelt habe. Ich zerbrach an der großen Kluft zwischen dem, was ich war und dem, was ich sein wollte und durfte zwangsweise lernen, in Harmonie mit mir zu kommen. Das heißt mich selbst kennenlernen, anzunehmen und im Einklang mit meinen Bedürfnissen, Wünschen und Werten zu leben.

Ich stellte fest, dass je mehr ich im Einklang mit mir war, desto wohler fühlte ich mich in mir und desto selbstsicherer wurde ich im Außen. Ich habe die schlimmste Zeit meines Lebens erlebt für dich ich unendlich dankbar bin, weil sie mir gezeigt hat, welcher Weg an der Zeit ist zu gehen: Die Reise zu mir und einem Leben in liebevoller Verbundenheit mit mir. So wurde „Leben in Balance“ mein Thema.

Jana: Vielen Dank für den Einblick. Du schreibst sehr viel darüber, wie man es macht, sich selbst zu lieben. Mit der Selbstliebe, so scheint es, haben wir beide eine ganze Weile gehadert und uns selbst nicht wert-geschätzt. Ich denke, dass es dem einen oder anderen Leser meines Blogs genauso geht. Hast du einen Short-Cut-Tipp für jene, die im Tal der Tränen sind und einen liebevollen Schubs brauchen, um da raus zu kommen?

Bettina: Sich zu Beginn keine zu großen Ziele setzen. Wenn ich mich z.B. selbst hasse und zum Ziel habe, mich selbst zu lieben, ist es ein weiter Weg bis dahin, der Druck und Frust auslösen kann. Setze dir kleine Ziele, um Erfolgserlebnisse zu schaffen und die Beziehung zu dir zu stärken, denn darum geht es.

Frag dich selbst

Frage dich: Was willst du für dich erreichen? Und was kannst du ab heute tun, um diesem Ziel ein Stückchen näher zu kommen? Du willst dich selbst annehmen? Was kannst du tun, um liebevoller mit dir umzugehen? Vielleicht zu üben, liebevoller mit dir selbst zu sprechen. Anstatt dich morgens im Spiegel abzuwerten, einfach nichts (oder wenn möglich etwas Liebevolles) zu sagen? Anstatt aus Frust zu Essen, etwas zu tun, was dir wirklich guttut, wie z.B. Spazieren gehen. Beziehungsaufbau braucht Zeit. Und du baust gerade die Beziehung zu dir ganz neu auf. Erlaube dir die Zeit die es braucht und begegne dir mit Mitgefühl auf diesem Weg. Der Weg selbst ist das Ziel, weil dich der Weg zum Ziel bringt. Mit jedem Schritt Mitgefühl gelangst du näher an das Ziel der Selbstannahme.

Jana: Du weißt ja, ich war auf dem Jakobsweg, um nach vielen Jahren endlich der Trauer um meinen Vater Raum zu geben. Der Camino Francés in Spanien war ein Akt der Selbstfürsorge. Denn in mir hatte sich so viel aufgestaut. Das konnte ich los lassen und habe das Lebenskonzept des Halbtagspilgerns für Unternehmer wie mich von dort mitgebracht, um jeden Tag das Gefühl des Pilgerns leben zu können. Du bist Buchautorin, Coach, Bloggerin und vielbeschäftigt. Wie sorgst du in deinem Alltag für die tägliche Balance aus Anspannung und Entspannung? Hast du einen Tipp für meine Halbtagspilger-Leser?

Bettina: Ich meditiere jeden Morgen und in der Regel auch jeden Abend. Dadurch sorge ich für den Kontakt zu mir selbst und finde bestenfalls zur Ruhe. Den Tag über achte ich darauf, immer wieder Momente des bewussten Atmens einzubauen.

Kurze Momente der Achtsamkeit

Diese Momente brauchen nicht lang zu sein, z.B. die Arbeit für einen Moment ruhen lassen und drei tiefe Atemzüge nehmen, sich bewusst machen, wo man ist und was man tut, den Blick in die Weite richten, die Aufgabe kurz loslassen und dann wieder bewusst und ruhig weiterarbeiten. Ich achte sehr darauf, wie meine Energie ist und bemühe mich, nicht zu sehr meine Grenzen zu strapazieren, weil dann der Weg zurück in die Balance schwieriger ist. Natürlich ist das nicht immer möglich, doch die kurzen achtsamen Pausen helfen mir dabei.

Jana: Dankeschön. Hol uns doch bitte gerade für einen Moment in dein Leben. Woran arbeitest du gerade? Wo kann man dich erreichen? Was ist dein nächstes Projekt, worauf dürfen wir uns als Leser deines Blogs freuen?

Bettina: Ich arbeite gerade an der Idee für meinen ersten Online Kurs, den ich im nächsten halben Jahr veröffentlichen möchte. Unter anderem geht es auch um das Thema innere Unruhe. Wer mehr über mich und meine Themen erfahren möchte, ist herzlich eingeladen meine Webseite www.bettinahielscher.de zu besuchen, auf meinem Blog, wie Jana, zu stöbern :), sich Meditationen anhören oder Q&A-Videos ansehen.

Ganz herzlichen Dank liebe Jana für dieses schöne Gespräch und deine wunderbare Arbeit hier auf Halbtagspilgern. Mögest du viele Menschen erreichen und inspirieren.