„Ich habe mich selbst gehasst“. Wie Bloggerin und Buchautorin Bettina Hielscher aus dem Tief herauskam.

"Ich habe mich selbst gehasst"- Wie Bloggerin und Buchautorin Bettina Hielscher aus dem Tief herauskam

„Bleib immer du selbst.“ Ein Interview.

Bettina Hielscher ist ein Wunder. Denn ich kenne Niemanden, der so viel Wissen zum Thema Selbstfürsorge zusammen getragen hat und das so authentisch lebt, wie sie.

Achtsamkeit und Mindset

Ich kenne auch niemanden, der so klar strukturiert das Wissen um Achtsamkeit und Mindset zusammen bringt. Es ist eine große Freude und Bereicherung, Bettina Hielscher auf ihrem Blog zu folgen und dort immer neue Impulse für ein achtsames, selbstbestimmtes Leben zu bekommen. In der Tat verbinden uns einige Dinge – und wir beide haben einen Weg gefunden, für uns selbst zu sorgen. Ich freue mich sehr, sie heute im Interview zu haben. Danke, Bettina.

Bettina: Liebe Jana, mein Dank gilt auch dir, ich freue mich sehr über deine Einladung!

Jana: Liebe Bettina, du hast auf deinem Blog so unglaublich viele Tipps, dass ich immer ganz lange lese und stöbere, wenn ich drauf gehe. Hol uns doch bitte einmal ab. Was genau hat dich bewogen, deinen Weg zu gehen, deinen Blog zu starten und vor allem, dabei zu bleiben?

Bettina: Vielen Dank für das schöne Feedback. Die Idee zum Blog entstand 2015. Ich habe schon immer gerne geschrieben, bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Gedichte und poetische Texte, um Schmerz zu verarbeiten. Ich begann, auf Poetry Slams aufzutreten und habe den Blog „KreativGedacht“ ins Leben gerufen, um meine Sammlung an Texten dort öffentlich zu machen.

Eigene Themen im Blog

Da ich nun einen Blog hatte, habe ich nach und nach begonnen, auch über meine eigenen Themen des Lebens zu bloggen. Ich merkte, dass diese Texte über (mein) persönliches Wachstum besonders Anklang im Internet fanden und da es mir zeitgleich Freude machte, habe ich nur noch über das Thema Leben im Einklang geschrieben.

Warum Leben im Einklang? Ich habe mich früher gehasst. Ich hatte kein Selbstbewusstsein und keine innere Stabilität. Ich wollte immer so sein, wie „die Anderen“, die selbstbewussten, angesagten Leute, die ich immer bewundert habe. Ich habe mich angepasst, um zu werden wie sie und mich zugehörig zu fühlen, doch es gelang mir nicht. Äußerlich schon, aber innerlich nicht.

Vom Selbsthass zum Leben im Einklang

Dieser Selbsthass hat dazu geführt, dass ich depressiv wurde, mich körperlich verletzt und Bulimie entwickelt habe. Ich zerbrach an der großen Kluft zwischen dem, was ich war und dem, was ich sein wollte und durfte zwangsweise lernen, in Harmonie mit mir zu kommen. Das heißt mich selbst kennenlernen, anzunehmen und im Einklang mit meinen Bedürfnissen, Wünschen und Werten zu leben.

Ich stellte fest, dass je mehr ich im Einklang mit mir war, desto wohler fühlte ich mich in mir und desto selbstsicherer wurde ich im Außen. Ich habe die schlimmste Zeit meines Lebens erlebt für dich ich unendlich dankbar bin, weil sie mir gezeigt hat, welcher Weg an der Zeit ist zu gehen: Die Reise zu mir und einem Leben in liebevoller Verbundenheit mit mir. So wurde „Leben in Balance“ mein Thema.

Jana: Vielen Dank für den Einblick. Du schreibst sehr viel darüber, wie man es macht, sich selbst zu lieben. Mit der Selbstliebe, so scheint es, haben wir beide eine ganze Weile gehadert und uns selbst nicht wert-geschätzt. Ich denke, dass es dem einen oder anderen Leser meines Blogs genauso geht. Hast du einen Short-Cut-Tipp für jene, die im Tal der Tränen sind und einen liebevollen Schubs brauchen, um da raus zu kommen?

Bettina: Sich zu Beginn keine zu großen Ziele setzen. Wenn ich mich z.B. selbst hasse und zum Ziel habe, mich selbst zu lieben, ist es ein weiter Weg bis dahin, der Druck und Frust auslösen kann. Setze dir kleine Ziele, um Erfolgserlebnisse zu schaffen und die Beziehung zu dir zu stärken, denn darum geht es.

Frag dich selbst

Frage dich: Was willst du für dich erreichen? Und was kannst du ab heute tun, um diesem Ziel ein Stückchen näher zu kommen? Du willst dich selbst annehmen? Was kannst du tun, um liebevoller mit dir umzugehen? Vielleicht zu üben, liebevoller mit dir selbst zu sprechen. Anstatt dich morgens im Spiegel abzuwerten, einfach nichts (oder wenn möglich etwas Liebevolles) zu sagen? Anstatt aus Frust zu Essen, etwas zu tun, was dir wirklich guttut, wie z.B. Spazieren gehen. Beziehungsaufbau braucht Zeit. Und du baust gerade die Beziehung zu dir ganz neu auf. Erlaube dir die Zeit die es braucht und begegne dir mit Mitgefühl auf diesem Weg. Der Weg selbst ist das Ziel, weil dich der Weg zum Ziel bringt. Mit jedem Schritt Mitgefühl gelangst du näher an das Ziel der Selbstannahme.

Jana: Du weißt ja, ich war auf dem Jakobsweg, um nach vielen Jahren endlich der Trauer um meinen Vater Raum zu geben. Der Camino Francés in Spanien war ein Akt der Selbstfürsorge. Denn in mir hatte sich so viel aufgestaut. Das konnte ich los lassen und habe das Lebenskonzept des Halbtagspilgerns für Unternehmer wie mich von dort mitgebracht, um jeden Tag das Gefühl des Pilgerns leben zu können. Du bist Buchautorin, Coach, Bloggerin und vielbeschäftigt. Wie sorgst du in deinem Alltag für die tägliche Balance aus Anspannung und Entspannung? Hast du einen Tipp für meine Halbtagspilger-Leser?

Bettina: Ich meditiere jeden Morgen und in der Regel auch jeden Abend. Dadurch sorge ich für den Kontakt zu mir selbst und finde bestenfalls zur Ruhe. Den Tag über achte ich darauf, immer wieder Momente des bewussten Atmens einzubauen.

Kurze Momente der Achtsamkeit

Diese Momente brauchen nicht lang zu sein, z.B. die Arbeit für einen Moment ruhen lassen und drei tiefe Atemzüge nehmen, sich bewusst machen, wo man ist und was man tut, den Blick in die Weite richten, die Aufgabe kurz loslassen und dann wieder bewusst und ruhig weiterarbeiten. Ich achte sehr darauf, wie meine Energie ist und bemühe mich, nicht zu sehr meine Grenzen zu strapazieren, weil dann der Weg zurück in die Balance schwieriger ist. Natürlich ist das nicht immer möglich, doch die kurzen achtsamen Pausen helfen mir dabei.

Jana: Dankeschön. Hol uns doch bitte gerade für einen Moment in dein Leben. Woran arbeitest du gerade? Wo kann man dich erreichen? Was ist dein nächstes Projekt, worauf dürfen wir uns als Leser deines Blogs freuen?

Bettina: Ich arbeite gerade an der Idee für meinen ersten Online Kurs, den ich im nächsten halben Jahr veröffentlichen möchte. Unter anderem geht es auch um das Thema innere Unruhe. Wer mehr über mich und meine Themen erfahren möchte, ist herzlich eingeladen meine Webseite www.bettinahielscher.de zu besuchen, auf meinem Blog, wie Jana, zu stöbern :), sich Meditationen anhören oder Q&A-Videos ansehen.

Ganz herzlichen Dank liebe Jana für dieses schöne Gespräch und deine wunderbare Arbeit hier auf Halbtagspilgern. Mögest du viele Menschen erreichen und inspirieren.