Dieser Geburtstag war nicht nur deshalb besonders, weil ich jetzt meinen Lebensmittelpunkt erreicht habe. Sondern auch deshalb, weil er mit meinem ersten Tag in Afrika zusammenfiel.
Ich nehm dich hier mit durch diesen verrückten Tag, der mit afrikanischem Pilgern begann, mich mehrfach zu Tränen rührte und überaus hitzig endete.
Morgens in Cotonou. Hafenstadt, quirlig, geschäftig. Aber anders geschäftig als Asien. Afrika ist auch in der Großstadt nicht busy. Jedenfalls habe ich es nicht mitbekommen. Die Menschen bewegen sich eben geschmeidig. Nicht wie wir hektisch auf ein Ziel hinstürmend, sondern federnd den Gang genießend. Ich hab mal versucht, federnd durch die City zu laufen, am Morgen, wenn es mit 25-28 Grad noch hübsch frisch und kühl ist. Der Strand von Cotonou ist eine Wucht. Nicht nur die mächtigen Wellen, die an Land preschen, auch der schier unendlich breite und lange Sandstrand. Du musst gefühlt erst eine Wüste durchqueren, bevor du die Füße in den Atlantik tauchen kannst.
Dann nach endlosem Strand ein erster Stopp und Wiedertreffen von Prosper und Jörg in einer Strandbar. Nett, aber unerschwinglich für die meisten hier, deren Monatseinkommen zwischen 30 und 50 Euro schwankt.
Heute stand die Reise nach Toviklin, unserem Projektstandort Richtung Norden auf dem Plan. Wir stoppen in Ouidah, von hier aus sind über Jahrhunderte Menschen vom gesamten afrikanischen als Sklaven verkauft worden nach Amerika. Die Pforte ohne Wiederkehr.
Das war ein lukratives Geschäft, wie man an den einigermaßen gut erhaltenen Kolonialhäusern sehen kann. Und natürlich entdeckte diesen historischen Platz auch schon recht bald die Katholische Kirche. Aber noch viel eher entdeckten sie ihn die Vodoo Priester. Sie errichteten den Tempel der Schlangen, den wir natürlich auch besuchten. Eine Python ist nicht gefährlich. Haben sie gesagt. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, die kalte Schlange zu berühren und zu fühlen. Sie schlängelt sich ganz ruhig an mir lang. Ist echt was, da brauchst du alle VodooGötter der Welt, um dich der Situation hingeben zu können. Entsprechend habe ich auch einen Wunsch (einen großen, riesigen Wunsch, nicht für mich) dort gelassen. Bei den Schlangen, die als Symbol für Unendlichkeit gelten. Übrigens, die Schlangen essen nur 1 x pro Monat. Dann werden sie aus dem Tempel gelassen und holen sich Maus, Ratte oder was immer so rumläuft. Sie sind heilig und überqueren gefahrlos Bürgersteige und Straßen. Und kommen dann unbeschadet wieder zurück, um ihr heiliges Werk zu tun.
Der größte Feiertag ist um den 10. Januar herum. Dann kommen die Vodoo Anhänger nach Ouidah, um zu feiern, zu beten, zu opfern. Jungfrauen müssen das Wasser vom Fluss holen, das dann mit Kräutern der wichtigsten Vodoo Priester versehen heilige Dinge tut. In Afrika ist man pragmatisch. Da es nicht mehr genug Jungfrauen gibt (so O-Ton des Vodoo Priesters) bittet man heute ältere Damen jenseits der Menopause um ihre Hilfe.
So gestärkt und mit frischem Vodoo Segen versehen ging es weiter. Ach, übrigens. Wenn mein Wunsch in Erfüllung geht, werde ich dahin zurückkommen und eine Ziege spenden. Den Kopf darf der Priester essen, die Ziege die anderen.
Wir fuhren mit einem immer langsamer werdenden Fahrzeug durch Märkte, sahen wunderschöne afrikanische Frauen mit riesigen Lasten auf ihrem Kopf, die majestätisch durch den roten afrikanischen Staub schritten. Wir sahen staunende Kinder, trafen auf Märkte, allerlei Marktstände am Straßenrand, wild hupende Mopedfahrer und entgegenkommende Autos.
Und dann waren wir fast da. Da blieb das Auto endgültig stehen. Das ist Afrika. Keiner regt sich auf. Erst mal aussteigen. Chillen. Telefonieren. Und so nach einer Viertelstunde war einer der zahlreichen Bekannten, Brüder, Verwandten da, da saßen schon drei Leute drin. Nun, wir (nicht gerade dünne) mussten da nebst Gepäck, frisch erworbenem Ventilator und so weiter auch noch mit rein. Da muss die Mama die Tochter eben einfach mal auf den Schoß nehmen.
Dann. Die Straßen wurden sandiger. Das Tempo langsamer. Wir sind da. In unserer verglichen mit der Umgebung luxuriösen Unterkunft. Dusche. Klo. Fast perfekt ausgestattete Küche!!! Ein sowas von Luxus. Wenn das ein Afrikaner sich leisten kann, dann hat er es geschafft. Wirklich.
Wir wohnen in einer Art Gästehaus, vielleicht eine Art Airbnb. Mitten in einem kleinen Dorf, einer “Wohnanlage”, wo das ganz normale afrikanische Leben tobt. Frauen, die Wäsche waschen, Kinder auf dem Rücken haben und tonnenschwere Wasserbehälter auf ihrem Kopf balancieren. Und dabei so gut gekleidet aussehen, als würden sie zu ihrem Sonntagsausflug gehen. Kinder spielen unbeachtet auf der Straße. Sie entdecken auf ihre Weise die Welt. So selbstvergessenes Spielen wie hier habe ich in Deutschland selten gesehen. Und ab 3-4 Jahre helfen sie mit ganz selbstverständlich. Der kleine Steppke, der den ganzen Tag von einer Leiter aus Wasser verkauft, der ist höchstens 4 und steht dort den ganzen Tag, um gegen Geld den Wasserhahn auf und wieder zu zudrehen. Eine andere Welt. Hier unten wird gerade als ich das Schreibe ein Kind gebadet. Das scheint ihm nicht so gut zu gefallen.
Nun, wir haben dann die Mädchen getroffen, Genevieve und Clarisse, für die wir Patenschaften übernommen haben. Genevieve lernt Schneiderin, ist im 2. Lehrjahr und fährt von Montag-Sonntag 18 km einfach zu ihrer Lehrstelle, die sie nur noch hat, weil wir den Obulus dafür bezahlen. Das Mädel will los machen und am liebsten ihre eigene Schneiderwerkstatt haben. Ich kann es fühlen. Clarisse ist noch in der Schule und will Informatikerin werden. Dazu braucht sie eine Art Technikerschule, die aber auch im Ort ist. Beide sind sowas von lieb.
Abends zu Gast bei Prosper zu Hause. Ein winzig kleines Haus, in dem er und seine schwangere Frau, sein Bruder mit Familie, seine Schwester mit Kind(ern) und eine Frau seines Vaters (der Verstorbene hatte 3 Frauen und brachte 19 Kinder mit diesen 3 Frauen hervor). Also schon ne ganze Menge Leute, die auf der Fläche, die kleiner ist, als ein normales deutsches Wohnzimmer, wohnen. Wir sitzen auf dem Hof und es ist alles sehr freundlich und nett. Die Kinder spielen um uns herum, Hühner sind da, eine Katze schleicht herum. Mir fällt auf, dass einfach alles geteilt wird. Wenn ich einem Mädel was gebe, teilt sie es mit allen anderen. Interessant. Das Essen wird gemeinsam von einem Teller gegessen. Wir bekommen sogar das gute Besteck, während Prospers Frau einen Maisbrei zubereitet.
Die Kochstelle: Drei Steine. Ein verbeulter Alutopf. Und Langstieliges Holz. Irgendwo auf dem Hof. Dieser Maisbrei. Muss kräftig gerührt werden. Ich habe überhaupt den Eindruck, dass die Menschen hier sehr robust und kräftig sind. Es wird viel gelacht und gescherzt.
Ich bin berührt von dieser Armut und Gastfreundschaft.
Und dann bringen die Mädels einen Karton. In dem Karton eine Torte. Mit Aufschrift. Für mich!! Ich heule los. War alles ganz schön viel. Wir teilen die Torte brüderlich. Mit allen 22, die auf dem Hof wohnen. Und ich liebe es.
Abends geht es dann noch auf den Nachtmarkt. Der ist bunt, schrill und warm. Es gibt alles mögliche, Fische, bunte Stoffe, Zahnbürsten (auf afrikanisch). Seife. Und so viel mehr, das ich nicht kenne. Es ist nicht so viel exotisches Zeug da wie auf einem asiatisch-chinesischen Markt aber eben auch noch wenig wenig Plastikzeugs.. Und es ist dicht. Man drängt sich. Kinder wollen die “Weißen” anfassen.
Und dann hab ich echt Memory overflow und muss ins Bett. Wo ich natürlich vor Hitze nicht zur Ruhe komme. Es ist so warm, dass mir der Schweiß in die Augen läuft.
Also, ihr Lieben. Ich danke euch allen. Für eure guten Wünsche. Für diesen Geburtstag. Und für jeden einzelnen Euro, den ihr gespendet habt. Danke. Hier ist es gut und wird gebraucht.
Jana Wieduwilt ist BusinessMentorin für Marketing wie DU willst. Kundengewinnung auf persönliche authentische Art, Wachstum und ein freundschaftliches Miteinander zeichnet ihre Arbeit mit Selbstständigen aus. Ihr Ziel: Wildes weibliches Marketing für alle. HIER kannst du mehr lesen.
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