Wir haben die Wahl

Wir haben die Wahl

Außensicht trifft Innensicht und was die Eisdiele in Hamburg damit zu tun hat

Nehmen wir mal an und dir geht es wie mir – hast ein großartiges Wochenende mit Freunden (Danke an euch!) und Familie (Danke danke!) hinter dir. Ja, sogar ein bisschen gearbeitet habe ich, und Yoga gemacht, das ist ja ganz klar.

Und Pilgern war ich auch.

Mein Tag hat genau wie deiner 24 Stunden. Weißt du, wie dann meine Woche beginnt? Wunderbar. Ich schwebe auf einer dicken fetten “Angenehm-Wolke” durch den Wochenbeginn.

Bald ist wieder Hamburg

Gestern Abend habe ich meine Wochenplanung gemacht und festgestellt, was in dieser Woche für spannende Aufgaben auf mich warten und dann auch wieder Hamburg. Ich liebe den Norden und auch Hamburg, obwohl wir ja Marketing für kleine Städte machen.

Aber weißt du was?

Hamburg besteht für mich jedenfalls, wie Berlin aus vielen dicken Dörfern oder Kleinstädten, die irgendwann im Lauf der Zeit zu einer großen Stadt zusammengewachsen sind. Jeder Stadtteil hat so seine Eigenheiten, ob Winterhude, Altona oder auch Blankenese.

Das finde ich schön.

Genauso wie den Regen in Hamburg. Ich persönlich denke, dass es in Hamburg nicht so viel öfter regnet als in anderen Städten, aber die Menschen in Hamburg sagen einfach, dass es immerzu regnen würde. Ich war in den letzten Monaten oft hier. Aber Regen habe ich nur an jedem 2. Tag gehabt.

Ich habe wunderbare Abende und Nachmittage an der Alster verbracht, den Menschen beim öffentlichen Grillen zugesehen und so weiter und so weiter.

Also habe ich die Wahl, Hamburg für eine verregnete norddeutsche, kühle Großstadt zu halten oder für ein romantisches Fleckchen mit ganz viel Liebe. Daher kann ich wählen, was Hamburg für mich ist. Ich kann mich dafür entscheiden, “die Hamburger” alle für fürchterliche Snobs zu halten oder hier genauso wie überall bodenständige Handwerker, besorgte Hausfrauen, liebevolle Masseure und ruppige Busfahrer zu treffen.

Es ist eine Frage der Sichtweise.

Genau wie mein Hamburg-Erlebnis das mir gerade in den Sinn kommt. Ein warmer Abend und ich hatte so richtig Lust auf Eis. Prompt hatte das Universum eine Eisdiele bereit gestellt, die lange Schlange davor zeugte entweder von der Geschäftstüchtigkeit der Inhaber oder von wirklich gutem Eis.

Ich habe mich für Zweiteres entschieden und mich brav in die Schlange eingereiht.

Nach vorsichtigen Schätzungen würde das Ganze mehr als eine halbe Stunde dauern, denn das Eis wurde geradezu zelebriert. Nun, ich hatte Zeit und nutzte das Ganze, um meine Gedanken zu sortieren, meinen Tag zu reflektieren und zu entspannen, was bedeutet, dass ich meistens gar nichts dachte.

Der letzte Ossi

Bis sich auch nach mir weitere Menschen anstellten, um an das begehrte Eis zu kommen. Junge Leute, ich schätze, Anfang 20. Sie plauderten über den letzten Urlaub irgendwo im Süden, der erst einige Tage her zu sein schien. Irene (Name geändert) berichtete von einem jungen Mann, der sie doch so sehr angebaggert habe.

Sie schien ihn zu mögen, irgendwie.

Aber sie traute sich nicht, das so richtig zu sagen, denn Barbara (Name geändert) fand den Typen gar nicht gut. “Er sieht ja gut aus, aber er ist aus dem Osten. Das ist ja furchtbar.” Er ist aus der Zone!

Also, Barbara sagt Irene, dass sie die Finger von jemandem lassen soll, der aus dem Osten ist. Barbara und Irene waren noch nicht geboren, als es die Zone gab. Als sie geboren wurden, war die Zone bereits 10 Jahre Geschichte und man nannte das Gebiet “neue Bundesländer” und man schimpfte über den Soli.

Aber weder Barbara noch Irene haben den Soli bezahlt oder darunter gelitten, dass ihre Eltern den bezahlt haben.

Aber der vielversprechende Baggerer aus dem Osten kam nicht zum Zuge, weil Barbaras ererbte Vorurteile so stark waren, dass sie das möglicherweise junge Liebesglück komplett verhinderten.

Vorurteile.

Sie beide konnten ja qua später Geburt gar nicht den Osten erlebt haben. Denn die Schauergeschichten, die Barbara über die barbarischen Ostdeutschen erzählte, bis ich das Eis bestellen konnte, waren allesamt Geschichten, die von ihren Eltern stammten und die übrigens auch der baggernde Ossi nicht selbst verbrochen haben konnte, weil er wohl nach Irenes Angaben 23 Jahre ist.

Schöne Geschichte, nicht wahr?

Bevor du mir jetzt mit dem Jammer-Ossi daher kommst, lies weiter, denn es betrifft dich. Ja dich.

Wie oft urteilst du über etwas, das du selbst gar nicht be-urteilen kannst?

Hamburg und der Regen – oder Ossis und Liebesbeziehungen. Oder Städte, die hässlich sind. Oder langweilig? Oder Regionen, in denen du “nicht tot über den Zaun hängen möchtest”.

Ich habe in den letzten Jahren viele, viele Regionen gesehen, einige durften und dürfen wir in ihrer Entwicklung begleiten.

Einige haben das gleiche Problem wie Irene. Sie dürfen sich nicht der Liebe (zur Region) hingeben, weil Eltern, Großeltern und Urgroßeltern erzählen, wie doof, schlecht, unwirtlich ihre Region ist.

Und manchmal wundern sich dann dieselben Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern, warum “der Junge” oder “das Mädchen” nicht in der Region bleiben, sondern schnell nach Schulabschluss das Weite suchen.

Mein Appell heute an dich:

Welche Sichtweise hast du? Auf den Wochenstart, deine Arbeit, deine Region, das Wetter und den Weltfrieden? Komm mal her, ich möchte dir was verraten:

Du hast die Wahl!

Du kannst das Wetter, deine Region, deine Freunde oder die Pizza vor dir komplett bescheuert finden – oder dir die Oliven rauspicken und dich daran erfreuen. Danach kannst du allen erzählen, wie gut, toll und schön du es hast.

Und dann? Dann ändert sich langsam aber sicher deine Innensicht.

Langsam aber sicher aber auch die Außensicht. Wenn du ausstrahlst, dass du am schönsten Ort der Welt lebst oder arbeitest oder Urlaub machst. Was macht das mit denen, die dir zuhören und zusehen?

Genau, sie wollen auch.

Du spiegelst durch deine Freude, was dich an Schönheit umgibt. Da du dich freust, muss es toll sein. Das kannst du auch schön beobachten, wenn sich in deinem Bekanntenkreis jemand verliebt. Die oder der Angebetete ist einfach alles. Schön. Klug. Sexy.

Und der Verliebte auch. Meist freuen wir uns mit, wenn sich jemand so sehr freut.

Das Eis, das war übrigens Spitze. Ich stell mich definitiv wieder an. 

Mein Mentor und Freund

Mein Mentor und Freund

Was tun bei unterschiedlichen Temperamenten?

Heute gibt es ein ganz besonderes Interview. Ich habe mich lange bemüht, diesen Menschen hier ins (öffentliche) Gespräch zu bekommen. Ich weiß, dass er Halbtagspilger der ersten Stunde ist.

Willkommen im Club, lieber Jörg Strohmeyer.

(Für die Uneingeweihten unter uns: Das ist Jörg, mein Mann. Der, der im Warum-Buch auch mitspielt, ich sag da nur: “Alleskleber”.) Auch deshalb bin ich unendlich dankbar, erstens für dieses Interview, bei dem ich tatsächlich meinen Mann noch ein bisschen besser kennen gelernt habe. Und zweitens: Für den Fels in der Brandung, den Retter in der Not (Alleskleber uvm.:)) und den unglaublichen Rückenhalt.

Jana Wieduwilt: Lieber Jörg, du bist ein echter Halbtagspilger. Was bedeutet Halbtagspilgern für dich?

Jörg Strohmeyer: Entspannung, Entschleunigung. Halbtagspilgern ist, Zeit zu haben, Dinge zu tun, die man gerne macht, dazu gehört auch das, was andere Arbeit nennen. Halbtagspilgern ist für mich auch: Neues zu lernen, Neues zu erfahren und Neues zu schmecken.

Jana Wieduwilt: Ich habe tausend neue Ideen (pro Minute), habe ganz viel Energie und habe mir sagen lassen, dass es weder für Halbtagspilger noch für andere Menschen ganz einfach ist, mit diesem Tatendrang zurecht zu kommen. Wie machst du das?

Jörg Strohmeyer: Ganz einfach: An den richtigen Stellen ignorieren. Sanft bremsen, wenn es zu schnell geht.

Jana Wieduwilt: Was würdest du anderen Menschen raten, die ein ähnliches Energiebündel zu verkraften haben?

Jörg Strohmeyer: Der Gegenpol sein. Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Jana Wieduwilt: Was ist dein Warum?

Jörg Strohmeyer: Ach, Schatz…

Jana Wieduwilt: Was ist dein Tipp, wenn die Kacke richtig am Dampfen ist. In einer verfahrenen Situation. Was ist da zu tun?

Jörg Strohmeyer: Ruhe bewahren. Schock bekämpfen. Ziele sichern.

Jana Wieduwilt: Wer ist dein größtes Vorbild?

Jörg Strohmeyer: Albert Einstein. Er hat die Welt revolutioniert und ist mutig auf seine Ziele losgegangen.
Und Steve Jobs. Auch er hat eine große Vision gehabt und in die Tat umgesetzt.

Jana Wieduwilt: Wie kann man denn beim Halbtagspilgern die Welt revolutionieren?

Jörg Strohmeyer: Wenn man eine Idee findet, die stark genug ist, kann man alles schaffen.

Jana Wieduwilt: Wobei vergisst du die Zeit?

Jörg Strohmeyer: Auto fahren, Sport machen, Kochen, Spiel mit dem Hund.

Jana: Danke. Mein Lieber.
Jörg: Bitte, gern geschehen.

Der Mann, der konsequent sein Warum lebt. Der Schlossherr von Lilllliput.

Der Mann, der konsequent sein Warum lebt. Der Schlossherr von Lilllliput.

Ein Interview mit dem Pilgerkritiker!

Steffen Modrach ist.. ich weiß es nicht. Lest selbst. Er ist auf jeden Fall der, der mit Schloss Lilllliput in der Nähe von Schlieben in Brandenburg eine Arche in die Landschaft geworfen hat, die zum Staunen einlädt. Er hat nach eigenen Angaben alles selbst gebaut. Alles.

Er ist der Mensch, der sehr konsequent sein WARUM lebt. Deshalb werde ich dort am Ostersamstag, 20.4.2019, 17 Uhr meine erste Lesung machen. Anmeldungen sind per Mail an jw@wieduwilt-kommunikation.de erbeten, Eintritt frei, Platzzahl ist begrenzt. Mit meinem Buch „Finde dein Warum“ werde ich eine interaktive Lesung gestalten. Doch jetzt: Das Interview mit Steffen Modrach alias Viktor I., Schloss Lilllliput.

Lieber Steffen, äh, Viktor I., ich bin dir so unendlich dankbar, dass du mir eine Audienz gewährst und mich und meine Leser mitnimmst in deine – oder auch unsere Welt. Ich habe das Gefühl, dass wir beide eine ähnlich geartete Mission haben. Deine hat mit Kugeln zu tun, meine mit Buchstaben. Beides dürfen wir in eine mehr oder weniger logische Abfolge bringen. Ich habe bis 2072 noch hunderte Texte rauszubringen, halbtags! Und du baust in den nächsten 16 Jahren Lilllliput fertig. 

Jana Wieduwilt: Wer oder was hat dich dazu bewegt, dieses Schloss in der Brandenburger naja, sagen wir mal kargen Landschaft, aufzubauen? Baut Steffen oder Viktor?

Steffen Modrach, Schloss Lilllliput: Wer zu einer echten Führung aufschlägt, das Maul schließt, Ohren, Augen und Nase aufsperrt, erfährt, beim Schloss-Lilllliput handelt sich um eine echte Arche. Am, im und unter dem Haus leben über 60 Tierarten. Und es werden mehr! Zuvor war hier tote Hose. Überdies, alle Götter dieser Welt haben etwas zum Erhalt der Umwelt gesagt. In der Bibel findet sich der Satz: „Wer die Erde verderbt, wird verderbt werden!“ Das ist Lebensmaxime und Leitsatz – für mich. Denn es ist nicht 5 vor 12, es ist längst 5 nach 12.

Jana Wieduwilt: Hast du eigentlich ein Attest, so bescheuert zu sein?

Steffen Modrach: Täglich kommen Besucher, inzwischen aus aller Welt. Sie freuen sich oft wie Kinder, lachen viele Male herzhaft, staunen, begreifen, sind wißbegierig, schalten ab und tanken sich mit Glücksgefühlen voll. Sie vergessen für 1 1/2 Stunden Schmerzen, Einsamkeit, Verzweiflung…

Du hast Recht, so etwas zu bewirken ist bescheuert, ist krank, krass, blöd, meschugge… Ein Großteil der Menschen die aus tiefer Liebe so etwas bewirken gelten als Ketzer. Früher hat man sie ersäuft, gerädert oder gehängt. Jesus hat man ans Kreuz genagelt und die tolle Frau mit dem Pfefferkuchenhaus wurde zu Unrecht als Hexe verschrieen und am Ende lebendigen Leibes verbrannt. Zuvor hat der Typ namens Hänsel und die Göre Gretel ihr Haus beklaut und teilweise zerstört. Lies das Märchen noch mal, aber bitte genau, dann weißt Du was am Ende mit Leuten wie mir passiert…weil sie halt bescheuert, also anders sind.

Jana Wieduwilt: Du scheinst ein umgänglicher König zu sein. Oder auch nicht. Ich habe die Geld-Guillotine genau betrachtet, es schien, als wäre Blut am Fallbeil. Wie gehst du mit störenden Untertanen um?

Steffen Modrach: Eine Horde Bankmitarbeiter aus Berlin, den Namen der Bank darf ich nicht sagen, war hier und hat ein Kunstwerk-Fallbeil in Auftrag gegeben. Sie haben es mitgenommen, aber nie in ihrem Foyer aufgestellt. (Hosenschisser) Also habe ich mir eine zweite Guillotine von meinem Meisterschlosser bauen lassen. Fertig. Naja, noch nicht ganz… Seit Jahrhunderten gilt; wer die Guillotine besitzt, ist auch gleichzeitig der Henker. Das war mir auch nicht bekannt. Sei`s drum, besser ein arbeitsloser Henker als umgekehrt. Da sind wir uns doch einig, oder?

Jana Wieduwilt: Was macht dich nervös, außer Kinder, die Libellen anfassen?

Steffen Modrach: Lehrer und … wie schreibt man das ?…. Intellektuelle.

Jana Wieduwilt: Gibt es einen großen Plan? Oder plant das Große jeden Tag neu?

Steffen Modrach: Es gab von Anfang an einen Plan, bei einer Arche muß man schon wissen wie der Kasten aussehen soll und wo die Bretter hingehauen werden, sonst säuft der Kahn ab. Bei meiner Arche aus Betonkugeln ist es ähnlich, 1 Million Betonkugeln müssen mit Sinn und Verstand gelegt, geformt und verbaut werden… sonst macht alles bautz… und Leute sind tot…

Jana Wieduwilt: Du hast eine Kirche auf Lillliput und behauptest auf Instagram, einen direkten Draht zu Gott zu haben, schön, wenn das alle hätten! Was sagt Gott denn heute zu uns Halbtagspilgern?

Steffen Modrach: Das willst Du nicht hören! Wer pilgert kümmert sich nur um sich. Du kannst auch den ganzen Tag pilgern, bis an den großen Ozean und Dir in ein Heftchen viele tolle Stempel geben lassen, während in Afrika noch Kinder geschunden werden oder in Kriegen verrecken. Besser wäre sich aufzumachen und nur IRGENDEINEN ANDEREN zu retten, am Ende wäre damit die ganze Welt gerettet. Das sagt Gott – amen.

Jana Wieduwilt: Fast jedes Element deines Schlosses erzählt Geschichten. Wahrscheinlich jedes. Kommen die Geschichten selbstständig zu dir oder zwingst du sie?

Steffen Modrach: Alles kommt von außen, ich bin nur der Sklave, oder das Sprachrohr. Nimm es wie Du willst… Ich selbst habe nicht viel auf der Kirsche. Wenn ich zum Beispiel Bücher schreibe, dann denk ich nicht nach, die Hand läuft einfach allein, und am Ende frage ich mich: Wer hat denn so was geiles geschrieben? Oder so ähnlich.

Jana Wieduwilt: Ich bin Halbtagspilgerin. Und nehme nur mich selbst auf die Schippe. Du scheinst in deiner Arche die Erde mit Freude und Spirallogik fluten zu wollen. Was treibt dich an? Jeden Tag so früh aufzustehen und jeden Tag am Schloss zu arbeiten? 25 Jahre lang? Wer bist du?

Steffen Modrach: Ein kleines gebeuteltes Menschlein, aber immerhin Einer der auszog, das fürchten zu lernen. Und warum ich jeden Tag so extrem früh aufstehe? Mensch Mädchen, ich muß pinkeln!

Jana Wieduwilt: Welche Schnapssorte wirst du wählen, um dich am 2.4.2025 zu betrinken?

Steffen Modrach: Bin Rotweintrinker.

Jana Wieduwilt: Wen nimmst du mit auf deine Arche? 2025, wenn sie fertig ist?

Steffen Modrach: Ein paar tausend Zigaretten, ein paar Paletten Rotwein, 300 gute Bücher (also die nicht auf der Spiegel-Bestsellerliste stehen) und eine Packung Gummihandschuhe, falls sich noch irgendwo Zement finden lässt.