Meine erste Lesung

Was das kostet!

Ich habe es gewagt. Vorgelesen. Kein Märchen. Keine Rede. Mein Buch. Mein eigenes. Weißte, es ist mal was janz anderes, was vorzulesen oder vorzutragen, was weit weg ist von deinem Kern. Also was so, sagen wir mal, dienstlich ist. Oder neutral. Das ist einfach. Das kann ich sicher.

Unsicher!

Was eigenes? Unsicher: Ich habe es gewagt und das verständnisvollste, achtsamste und liebevollste Publikum gehabt, was man sich vorstellen kann. Für euch, die auf der Bühne groß geworden sind und das Reden als primäres Mitteilungsmedium haben, ist das bestimmt langweilig, was ich hier schreib. Dann blätter weiter, du findest auf diesem Blog noch viele Texte, die so spannend sind, wie du es dir wünschst. Doch ich möchte euch kurz mitnehmen auf diese Lesung, besser gesagt in diesen Moment, in dem du die Maske abnehmen musst. Du machst dich ungeschminkt. Öffnest die Tür zu deinem Herzen. Ohne Sicherungskette. Vor anderen Menschen. Das erfordert Mut. Und Vertrauen.

Erstmal, weil ich mal wieder große Klappe hatte und lauthals verkündete, dass ich eine Lesung machen werde. Buch schreiben – im stillen Kämmerlein, im Arbeitszimmer und überhaupt, in Zwiesprache mit Tagebuch und Computer, mit eingeweihten Freunden und wohlwollender Verwandtschaft. Das ist leicht. Das kann jeder, mit der richtigen Begleitung und Motivation. Jeder, der es will.

Ungerecht! Mann!

Aber Buch schreiben, darin selbst mitspielen UND dann vorlesen – das ist für mich schon eine Nummer. Zwei Tage vorher schon war ich aufgeregt. Meine Familie hat es in solchen Situationen nicht einfach mit mir. Ich bin fahrig, nervös und ja, ungerecht. JA. Mann. Das ist nicht ok. Und JA. Mann, ab und an gerate ich aus meiner Halbtagspilger-Balance.

Die Sache mit dem Warum

Dann denke ich: Jana, WARUM nur hast du dein blödes Warum gefunden und musst das auch noch raus posaunen? Warum eigentlich? Die Antwort kommt gleich. Weil ich es eben muss. Daher sind auch die Lesungen folgerichtig. Und auch die Orte. Der Ort war mein Traum-Ort für genau diese Lesung meines Warum-Buches. Denn bei Steffen Modrach auf Schloss Lilllliput lebt das Warum. Er sagt, wenn man sein Warum, seinen Lebenssinn gefunden hat, macht das nicht unbedingt glücklicher. Das stimmt. Zumindest manchmal. Wenn – wie bei mir Lesungen anstehen. (Vorher!).

Die Aufregung legt sich, wenn ich dann vor Ort bin. Wenn Gäste da sind. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas mitgeben darf. Dann ist alles gut und ich erinnere mich wieder, dass ein Warum eben auch manchmal Last sein kann. Aber Last mit Richtung. Das macht es nur halb so schwer. Ich habe wieder mal was gelernt.

Immer jemand da!

Unter anderem, dass mir Depeche Mode: “Personal Jesus” auf dem Weg zu Lesungen ziemlich viel Energie gibt. Lies dir den Text gerne mal durch.. Darin ist die Rede vom eigenen, persönlichen Jesus. Jemand, der die Gebete hört. Der da ist. Egal, was du glaubst. Egal. Es ist etwas da, das uns führt. Auch bei so Banalitäten, wie öffentlichen Auftritten. Ergo, darf ich lesen. Das nächste Mal am Montag ein paar Kilometer weiter südlich, in Santanyi, Mallorca.  

Und du? Wobei geht dein Puls schneller? Was ist außerhalb deiner Komfortzone und du weißt, dass du es tun musst?