Glück gehabt

Heute bin ich mal wieder ein Glückskind. Nachdem mir den ganzen Morgen niemand begegnete, also kein Pilger, sah ich schon die Kirchturmspitze vom höchsten Punkt des heutigen Tageskurses. 

Da begegnete mir der erste Mitpilger, ein Spanier aus Madrid. Mit ihm erklomm ich die letzten Meter und wir beschlossen, gemeinsam eine Pause zu machen, bevor die nächsten 12 Kilometer absolut keine Zivilisation zu erwarten wäre. In der Bar traf ich dann eine ältere Amerikanerin, mit der ich letzte Nacht das Zimmer geteilt hatte. Sie sagte, die Herberge hätte wohl auf. Jipiheee. 

Ich darf heute Füße und Knochen schonen. Und morgen ausgeruht die 12 Kilometer durchs Nichts gehen. Freu. Freu. Hier sitze ich nun auf dem Bett mit der wahrscheinlich schönsten Aussicht der Welt, während neben mir ein Uruguayer Kurz-Weltreisender, ein Mann mir unbekannter Nationalität und besagte Amerikanerin entspannen. Der Mensch unbekannter Nationalität hört Handy und das sagt alle 3 Minuten: „Your Message has been received“. Hoffentlich macht er das in der Nacht aus. Die Amerikanerin ist rund 60 und aus Florida. Respekt! Wir teilen uns gerade eine Waschmaschine für 3 Euro. 

Wie gesagt, diese luxuriöse Bleibe hier war meine Rettung. Der weltreisend Uruguayer will jedenfalls bis Finistere ans „Ende der Welt“ und dann nach Frankreich, nach Istanbul, Russland, Indien und dann nach Hause. Also er hat noch was vor. Jetzt bimmelt die Glocke und ich werde mal schauen, ob ich was zum Abendbrot finde.